Einmal Armenien und zurück

Mission ist keine Einbahnstrasse

Anahit Tadevosyan (24) ist Armenierin. Als deutsche Christen die junge Frau in ihrer Gemeinde treffen, laden sie sie zu einem Praktikum ein. Sie kommt für einige Zeit nach Deutschland. Und kurze Zeit später kommt sie erneut, jedoch nicht, um im Westen zu bleiben. Sie will sich hier in der Studentenarbeit engagieren und lernen, um wieder zurückgehen zu können.

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Anahit Tadevosyan

Oft hat missionarisches oder soziales Engagement im Ausland den Beigeschmack einer Einbahnstrasse. Dass es aber Bewegungen in jede Richtung auslösen kann, zeigt ein Gespräch mit Anahit Tadevosyan.

Anahit, wie kam es überhaupt, dass du dich für Deutschland und die Studentenarbeit interessiert hast?
Meine Eltern arbeiten seit 15 Jahren bei «New Life Armenia», der dortigen Arbeit von Campus für Christus. Daraus ist eine Gemeinde entstanden, die mein Vater leitet. Wir bieten auch Seminare für Gemeindeleiter und -gründer an, für Jugendarbeit, Evangelisation und so weiter. Bei einem Kindercamp, wo ich Mitarbeiterin war, habe ich 2007 Elke und Manfred Seifert vom Hilfswerk GAiN (Global Aid Network) kennengelernt, die mit einer deutschen Gruppe gekommen sind und mitgeholfen haben. Es hat mein Herz bewegt, dass Leute aus dem Ausland extra anreisen, um uns zu helfen. Das hatte ich bereits als Kind erfahren, als ich einen Schulranzen geschenkt bekam und ein Päckchen von «Weihnachten im Schuhkarton». Gern wollte ich auch anderen Menschen helfen. Ich sprach damals schon ein bisschen Deutsch, und Seiferts haben es möglich gemacht, dass ich 2013 für ein Praktikum nach Deutschland kommen konnte.

Wie hast du dieses Praktikum in Deutschland erlebt?
Ich habe beim Armenienprojekt von GAiN mitgearbeitet und dabei ganz viel über die Abläufe in der humanitären Hilfe erfahren. Ich kannte ja die Kisten, die bei uns ankamen, aber hier habe ich auch gesehen, wo die Hilfsgüter überall herkommen und wie viele Menschen daran beteiligt sind, dass sie alle schliesslich bei uns landen. Das hat mich total beeindruckt. Es war toll zu sehen, was die Deutschen für mein Land tun! Ich habe mich geehrt gefühlt, weil so viele mit mir gesprochen haben. Gleichzeitig weiss ich, dass Armenien für sie durch mich ein Gesicht bekommen hat. Wieder zurück in Armenien habe ich die Administration eines christlichen Kinderzentrums übernommen und dabei gemerkt, dass ich mehr Liebe für die Kinder hatte als vorher und ihnen dies durch meine Taten zeigen konnte.

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Armenien gilt als älteste christliche Nation der Welt.

Du hast dort sicher genug zu tun gehabt, trotzdem bist du 2015 ein zweites Mal nach Deutschland gekommen. Warum?
In meiner Gemeinde habe ich bereits acht Jahre lang mit Kindern gearbeitet. Aus den ersten von ihnen sind längst junge Leute und Studenten geworden. 2013 beschloss die Leitung von «New Life», dass alle Mitarbeiter auch Studentenarbeit machen sollten. Das Ziel war, den Gemeinden dabei zu helfen, Studenten zu erreichen. Ich habe meinen Vater dabei unterstützt. Bereits während meines Praktikums in Deutschland kam ich mit Mitarbeitern von Campus für Christus auf die Idee, ein Volontariat zu machen. Ich wollte die Arbeit an den Unis kennenlernen. Wegen Visaschwierigkeiten ist dann leider nur ein Praktikum daraus geworden, aber ein sehr volles. Dabei habe ich erlebt, wie die Mitarbeiter in mich investiert haben!

Was nimmst du diesmal mit, wenn du nach Armenien zurückkehrst?
Ich habe in der Zeit in Deutschland klar verstanden, was meine Berufung ist: unter Studenten arbeiten! Sie sind intelligent und stehen mir im Alter näher als Kinder – das macht mir Freude und ich fühle mich wohl. In Armenien wird christliche Studentenarbeit bisher nur von wenigen Missions- und Gemeindeangestellten getan: Sie laden Studenten ein, halten Bibelarbeiten, moderieren Gespräche… In Deutschland wird die Arbeit dagegen von den Studierenden selbst getragen und es gibt ungeheuer viele Aktionen und Projekte: Kaffee- und Kuchenverteilaktionen, um ins Gespräch zu kommen, und so weiter. Manches davon passt auch zu uns! Auch wenn es in Armenien vielleicht ein bisschen «flexibler» zugeht – wir stressen uns nämlich nicht so, wenn mal nicht alles perfekt läuft. So konnte ich die Arbeit in Deutschland unterstützen und dabei vieles lernen, was wir in Zukunft in Armenien einsetzen können: Ideen, Material, Know-how. Ich bin gespannt, was Gott daraus macht…

Zur Webseite:
GAiN Germany
Campus für Christus Deutschland
Campus für Christus Schweiz

Zum Thema:
Als Helferin im Irak: «Es war mir eine Ehre, diesen Menschen zur Seite zu stehen»
Freiwilliges soziales Jahr: Ein Jahreseinsatz in Afrika mit Auswirkungen für Deutschland

Datum: 28.07.2015
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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