Dennis Jernigan: «Ich dachte, dass Gott mich hasst!»
Dennis Jernigan sehnt sich von klein auf nach Anerkennung. Als er diese von seinem Vater scheinbar nicht erhält, sucht er sie bei anderen Männern – und überzeugt sich davon, dass er schwul ist. Doch dies kann er mit seinem Glauben nicht übereinbringen. Er glaubt, dass Gott ihn hasst.
Dennis Jernigan
Der Lobpreis-Sänger und Songwriter Dennis Jernigan wird 1959 in Oklahoma geboren und wächst auf dem Bauernhof auf, den seine Grosseltern aufgebaut haben. Die Familie arbeitet hart, es gibt wenig Zeit für Zärtlichkeiten. «Meine Mutter ging zärtlich mit uns um, aber ich erinnere mich nicht daran, von meinem Vater oder meinen Brüdern je liebevoll berührt worden zu sein...», erinnert sich Jernigan. «Kleine Kinder bauen durch ihren Vater ihre Identität auf. Als kleiner Junge sehnte ich mich danach, dass mein Vater mir in jedem Bereich meines Lebens Anerkennung und Annahme schenkt.» Doch das, wonach er sich sehnt, bekommt er nicht, zumindest nicht in der Art, wie er es sich wünscht. «Seit ich älter bin, hat mich Gott an die vielen Momente erinnert, in denen mir mein Vater seine Liebe gezeigt hat. Mein Problem war nicht mein Vater. Mein Problem war, dass ich einer Lüge glaubte.»
Eine Lüge überzeugt ihn davon, dass er schwul ist
Dennis Jernigan mit seiner Frau
Vermeintlich vom Vater abgelehnt, fühlt sich Dennis nutzlos. Er glaubt, dass ihn niemand wirklich liebt – und dies hindert ihn daran, Liebe zu empfangen. Doch er merkt bald: Wenn er etwas gut kann, mögen ihn die Leute. «Also versuchte ich, in allem, was ich anpackte, der Beste zu sein: Hausaufgaben, Basketball, Musik… Aber es war sehr frustrierend, denn egal, wie gut ich war, ich war scheinbar nie gut genug. Ich fühlte mich unglücklich und allein…» Und so sucht er die Anerkennung, die ihm scheinbar seitens seines Vaters fehlt, auch im sexuellen Bereich bei anderen Männern. «Diese völlig falsche Denkweise brachte mich zur Überzeugung, dass ich homosexuell bin… Dies geschah schon sehr früh, aber ich versteckte es während der Oberstufe und auch in den vier Jahren an der Universität.»
Dennis Jernigan studiert Musik, geht weiterhin in eine Gemeinde, weiss aber tief im Herzen, dass sein geheimer Lebensstil in Gottes Augen Sünde ist. «Ich dachte, dass Gott mich hasst. In jeder Predigt, die ich hörte, wurde klar, dass ich auf dem direkten Weg in die Hölle war…»
Die Liebe, von der er geträumt hatte…
1981, mit 22 Jahren, besucht Dennis ein Konzert der christlichen Gruppe «The Second Chapter of Acts». «Ich suchte zu dem Zeitpunkt jemanden, der echt war – jemanden, der wirklich mit Jesus lebte. … Die Texte und die Musik der Gruppe zeigten mir, dass diese Musiker ehrlich waren! Als ich Annie Herring sprechen und singen hörte, war ich überwältigt von der Liebe, von der sie sprach. Das war die Liebe, von der ich immer geträumt hatte, von der ich aber dachte, dass ich sie nicht bekommen könnte!» Und dann singt die Gruppe das Lied «Mansion Builder» (deutsch: Villen-Erbauer). Mitten im Lied stoppt die Sängerin und sagt: «Einige von kämpfen mit Dingen, von denen sie noch nie jemandem erzählt haben. Ihr tragt diese Last mit euch herum und das ist falsch – es ist Sünde und ihr müsst diese Verletzungen loslassen und dem Herrn übergeben.» Dennis weiss, dass er gemeint ist. Als das Lied erneut gesungen wird, hebt er seine Hände in die Höhe und betet von ganzem Herzen: «Herr Jesus, ich kann dies Chaos nicht verändern, in das ich mich selbst gebracht habe – aber du kannst es ändern!»
Und genau das tut Gott! Als Dennis ihm seine Gedanken, Emotionen, seinen Körper und die Vergangenheit übergibt, beginnt er, Gottes Stimme zu hören, die ihm wieder und wieder versichert: «Dennis, ich liebe dich. Ich habe dich immer geliebt! Dennis, du bist mein Kind, ich liebe dich, egal, was du tust. Und ich werde dich immer lieben!» Durch diese Anerkennung fällt es ihm leichter, Ablehnung von anderen zu ertragen. Gleichzeitig werden seine perversen sexuellen Gedanken und Wünsche verändert. Er erkennt, worum es bei der sexuellen Liebe eigentlich geht.
Die Vergangenheit kommt ans Licht
Dennis Jernigan mit seiner Familie
Nur zwei Jahre später heiratet er Melinda. Zunächst verschweigt er ihr seine Vergangenheit. Doch nach einigen Jahren versteht er, dass er sich nicht weiter verstecken soll und erzählt seiner Frau alles. Wenige Tage später beichtet er auch in seiner Gemeinde, womit er jahrelang zu kämpfen hatte. «Und dann geschah etwas Wunderbares: Leute, die so wie ich verletzt worden waren, outeten sich. Männer und Frauen, die in Homosexualität involviert waren, Frauen, die von ihren Vätern missbraucht worden waren, Frauen, die abgetrieben hatten… Und während sie ihre Sünden und Verletzungen ans Licht brachten, begann Jesus, ihre Vergangenheit zu heilen.»
Heute haben Dennis und Melinda neun Kinder. Doch Dennis liegt die Gay-Community nach wie vor am Herzen. Er möchte gerade der Kirche zeigen, dass es möglich ist, homosexuelle Menschen dort aufsuchen, wo sie sich befinden, und sie herauszufordern, Gott persönlich kennenzulernen. Ein wichtiger Punkt sind hierbei Hauskreise, die offen sind für Homosexuelle, an denen sie ehrlich sein dürfen und sich akzeptiert wissen. Dies half auch Dennis zu seiner Zeit, den Kampf mit der Homosexualität gewinnen zu können.
Ein Ort, an dem sich Menschen sicher fühlen
«Bis heute leiten meine Frau und ich jeden Mittwochabend ein Treffen, zu dem die Leute kommen können. Das Motto ist wie in Las Vegas: Was im Wohnzimmer passiert, das bleibt im Wohnzimmer… Und die Leute fühlen sich sicher.» Denn nur so öffnen sich Menschen, teilen ihre Zweifel und Ängste mit und reden ehrlich darüber. Deshalb wünscht sich Jernigan, dass jeder Christ in der Gemeinde auf verletzte und ausgegrenzte Menschen zugeht. «Was wäre, wenn jeder Christ in den USA sein Zuhause und seine Familie als Kanal der Heilung ansehen würde? Dann würden wir unsere Kultur über Nacht ändern können… Wir alle sind als neue Schöpfung dazu berufen, Versöhnung zu leben.»
Dass der Weg aus der Homosexualität heraus nicht einfach ist, weiss Dennis Jernigan nur zu gut. «Ich schaffe es nicht einen Tag ohne meinen Herrn. Ich bitte ihn, dass er mich mit seinem Geist jeden Tag und jeden Moment erfüllt und mich leitet. Wir sind alle hilflos und brauchen einen Vater, der sich um uns kümmert. Und er ist dieser Vater, der uns niemals verlässt! Er ist dieser Vater, der es so sehr geniesst, mit uns zusammen sein. Jetzt habe ich keine Angst mehr davor, was andere von mir denken können…»
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