«Kirche ist mehr als 'fromme' Programme konsumieren»
Ein neues Jahr mit vielen Möglichkeiten und Herausforderungen liegt vor uns. Livenet fragt Persönlichkeiten aus Gemeinden und Werken, was sie von diesem Jahr 2016 erwarten und was sie sich wünschen. Heute: Phil Sternbauer, Pastor von ICF Mittelland, einer Gemeinde, die wöchentlich von über 800 Personen besucht wird.
Phil Sternbauer
Livenet: Was war für Sie das Highlight des letzten Jahres? Phil Sternbauer: Wir haben vor über zehn Jahren als frisch verheiratetes Paar das ICF Mittelland gegründet, schnelles Wachstum erleben dürfen und aber gleich noch Kinder bekommen. Das war für uns nicht immer ganz einfach, da es auch Zeiten gab, in denen die Kirche fast schon zu einer Konkurrenz zur Familie wurde. Das war für uns ein unbefriedigender Zustand. Ich wollte nicht, dass meine Familie auf der Strecke bleibt. Ich krempelte meinen Alltag um und die Art, wie ich die Kirche leite. Die positiven Folgen davon durften wir bereits in diesem Jahr entdecken und erleben. Wir treffen uns regelmässig mit unseren Nachbarn, den Freunden unserer Kinder und deren Eltern. In diesen Momenten dürfen wir erleben, wie Gott auf ganz natürliche Art sein Reich mit uns als Familie bauen kann. Momentan sind wir mit einem Gospel-Projekt als ganze Familie «on tour». An einem Abend ging unser jüngster Sohn in den Backstage-Raum, um sich einen grossen Teller Süssigkeiten zu schnappen. Ich dachte schon, er wollte alles alleine essen. Er ging aber schnurstracks zum Eingang, um die Leckereien den Kindern, die ans Konzert gekommen sind, zu verschenken. Das hat mich sehr berührt und ich darf sehen, dass wir als Familie immer mehr «on mission» sind.
Was sind Ihrer Meinung nach im neuen Jahr besondere Chancen und Herausforderungen für uns Christen?
Ich spüre eine zunehmende Offenheit gegenüber Jesus und bin fest davon überzeugt, dass Gott noch einiges vor hat mit der Schweiz, vielleicht sogar mit Europa. Gerade in dieser turbulenten Zeit, in der wir leben, sehnen sich die Menschen nach Sinn, Hoffnung und einer Geborgenheit. Dies gilt besonders auch für die Menschen, die als Flüchtlinge zu uns ins Land gekommen sind. Darin liegt wohl auch die grösste Herausforderung. Können wir diesen Menschen, ob Flüchtlingen oder einfach suchenden Menschen, die Hand reichen und ein Zuhause bieten, und sie in unsere Leben einladen. Wenn dies passiert, werden Geschichten geschrieben, bei denen wir nur noch staunen können, was Jesus alles tun kann.
Welche Herausforderung wartet 2016 voraussichtlich auf Sie persönlich?
Neben den ganz alltäglichen Herausforderungen einer ganz normalen Familie mit drei schulpflichtigen Kindern, wünsche ich mir, dass wir unsere «Family on mission»-Vision in diesem Jahr noch stärker ausleben können. Die Herausforderung wird sein, die Kirche auf diese Art zu den Menschen in unserem ganz natürlichen Umfeld zu bringen. Als Pastor wünsche ich mir, dass sich dieser Lebensstil multipliziert.
Was liegt Ihnen für ihr Land am meisten am Herzen?
Dass wir Kirche als mehr verstehen, als einfach gute 'fromme' Programme zu konsumieren. Wir brauchen befähigte Christen, die durch die Kraft des heiligen Geistes die Liebe Gottes in ihr Umfeld bringen. So kann die Gesellschaft ausserhalb der vier Kirchenwände mit dem Evangelium durchdrungen und spürbar verändert werden.
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