Es gibt Verse in der Bibel, die erstaunen einen auch noch nach dem
50. Mal lesen. Weil sie einem ermöglichen, Mäuschen zu spielen, wie die
Jünger zweifelnd und stolpernd wichtige Fortschritte im Glauben machen.
Da ist zum Beispiel die Episode, in der ein reicher, in vielerlei
Hinsicht vorbildlicher Jüngling zu Jesus kommt und dieser ihm barsch die
Grenzen seines Gottvertrauens aufzeigt.
Die Szene muss ordentlich
Eindruck bei den Aposteln hinterlassen haben. Es scheint, als seien sie
mit dem armen Jung gleich mit abgebügelt worden. Von jetzt auf gleich
wissen auch sie nicht mehr so genau, was sie von der Zukunft erwarten
dürfen. Wenn der es nicht ins Reich Gottes packt, wer denn dann? Am Ende
des kurzen Dialogs muss Petrus doch mal allen Mut zusammennehmen und so
ganz offen fragen: «Wir haben alles aufgegeben, um dir nachzufolgen.
Was werden wir dafür bekommen?»
Petrus‘ Frage könnte auch unsere sein: Was werden wir dafür bekommen,
dass wir unsere Wochenenden zwischen 16 und 30 in muffigen
Gemeinderäumen statt in der weiten Welt zugebracht haben, um
Lobpreisbands auszuleuchten? Dass wir unsere Karrieren aufgegeben haben,
ehe sie richtig ins Laufen kamen, weil wir dem missionarischen Herz
nach Nepal gefolgt sind? Hat sich das gelohnt, alles auf eine Karte zu
setzen?
Glaube – Vertrauen, das Werke fordert
In Momenten wie diesem merkt auch der Letzte, dass der Glaube mehr
ist als das blosse Fürwahrhalten philosophischer Optionen. Er braucht den
Vertrauensschritt, die Tat, fordert den Glaubenden mit Haut und Haaren
heraus. Der Glaube betrifft das grosse Bild, nicht nur den
philosophischen Zweikanalton.
Drastisch fasst das der Verfasser des Jakobusbriefes in Worte, wenn
er schreibt: «Ohne Taten ist der Glaube tot.» (Jakobus, Kapitel 2, Vers 26). Was für
eine radikale Zuspitzung! Kaum haben sich die ersten Christen von der
Werkgerechtigkeit verabschiedet, da werden sie auch schon wieder von der
Bedeutung der Tat eingeholt. Weil sich gelebter Glaube
konsequenterweise in Taten äussert.
Sie sind einerseits Resultat des
Glaubens, aber auch sein Katalysator: Menschen, die gelernt haben, aus
dem Boot auszusteigen und im übertragenden Sinne «auf dem Wasser zu
gehen», erleben Gottes Gegenwart als belastbares Fundament ihres
Glaubens. Wer Gotteserfahrungen machen will, muss sich auf Wagnisse
einlassen. Insofern fordern wir unseren Glauben durch unser Handeln
tagtäglich heraus, indem wir Gott unser Vertrauen vorschiessen. Mal
bedeutet es, eine Sache anzupacken, wann anders, auf Gottes Moment zu
warten oder uns auf neue Wege einzulassen.
Der Glaube ist nichts, was wir besitzen könnten. Er will in jedem
Augenblick durch Vertrauen erworben werden. Denn unser Glaube ist nie
letzte Gewissheit, sondern «Glaubensgewissheit». Dazwischen passt eine
gute Portion Vertrauen, ohne die es nicht geht.
Es lohnt sich
Cover der Zeitschrift «DRAN NEXT»
Zurück zum Anfang: Lohnt
sich das Ganze? Wir haben alles aufgegeben. Was werden wir dafür
bekommen? «Ich versichere euch: Jeder, der um meines Namens willen sein
Haus, seine Geschwister, seine Eltern, seine Kinder oder seinen Besitz
aufgegeben hat, wird hundertmal so viel wiederbekommen und das ewige
Leben erlangen. Doch viele, die heute wichtig erscheinen, werden dann
die Geringsten sein, und die, die hier ganz unbedeutend sind, werden
dort die Grössten sein.» (Matthäusevangelium, Kapitel 19, Vers 29)
Der Rest ist Vertrauen.
Dieser Artikel erschien in DRAN NEXT, dem Magazin zum Selberglauben. Jetzt kostenlos testen.
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