Viele Christen kehren wieder in ihre Heimatländer
des Nahen Ostens zurück, insbesondere Irak und Syrien. Doch «ISIS existiert
immer noch in den Gedanken der Menschen», weiss William von Open Doors USA.
Obwohl Evangelisation gefährlich ist, riskieren die Christen dort alles – und
beten sogar für ihre Feinde.
Zerstörte Kirche im Irak
In den Nachrichten hört man
kaum noch vom Islamischen Staat. Scheinbar ist er besiegt, Christen kehren in
ihre Heimat, etwa im Irak und in Syrien, zurück. Doch «ISIS existiert immer
noch in den Gedanken der Menschen», ist William (kompletter Name aus
Sicherheitsgründen nicht veröffentlicht), Mitarbeiter von Open Doors USA,
überzeugt. Jahrelang hat er schon in Zentralasien und im Nahen Osten gelebt und
gewirkt.
«Trotz aller Risiken erzählen sie von Jesus»
Im Zusammenhang mit einer Konferenz des Missionswerks berichtete er von
mehrheitlich muslimischen Gegenden im Irak und in Syrien. «Es gibt muslimische
Dörfer um christliche Gebiete herum, deren Muslime nicht wollen, dass die
Christen zurückkommen – das verkünden sie lautstark.»
Die Rückkehr der vielen
geflüchteten Christen gestaltet sich dadurch als sehr schwierig. Sie können ihren Glauben nicht offen zeigen, beispielsweise
durch das Tragen eines Kreuzes an der Kette. Das wäre zu riskant. Dennoch kehren die
Christen zurück – und verstecken ihren Glauben nicht. Obwohl ihnen in manchen
Ländern des Nahen Ostens sogar Gefängnisstrafen drohen, geben sie trotzdem
ihren Glauben weiter. Dies sei sehr ermutigend, erklärt William. «Kein Gebiet ist
für das Evangelium verschlossen, weil Gott es den Menschen aufs Herz legt, in
diese Gebiete zu gehen», und dort erzählen sie trotz aller Risiken den
Einwohnern von Jesus.
Schlimme Zustände
Dabei sind auch die Lebensumstände in der alten Heimat alles andere als einfach. Nicht nur, dass die Häuser der Christen, die etwa in Syrien trotz des Krieges noch
standen, durch den IS bewusst verbrannt und zerstört wurden und es kaum
Aufbauhilfe gibt; es fehlt an Arbeitsplätzen, Infrastruktur, Wasserversorgung,
Elektrizität und funktionierenden Kanalisationssystemen. Und: Allein der Besitz
einer Bibel kann bei Konvertiten dazu führen, dass die Familie den Christen
umbringt, berichtet William.
Da immer mehr digitale Bibeln und Bibel-Apps
genutzt werden, gäbe es sogar Orte, an denen die Polizei Christen auf der
Strasse anhält und von ihnen fordert, ihre Mobiltelefone zu zeigen. «Wenn sie
eine Bibel in einer bestimmten Landessprache darauf finden, muss man ein Strafgeld
zahlen, weil es illegal ist, eine Bibel in einer bestimmten Sprache des Landes
zu haben…»
Trotz all dem kehren viele
zurück und vergeben sogar denjenigen, die ihnen so viel Leid angetan haben –
was ebenfalls zum Zeugnis für die muslimischen Nachbarn wird. «Sie halten die
andere Wange auch noch hin und bitten Gott um Segen [für ihre Feinde].»
«Kein Gebet gegen Verfolgung»
Aber William sieht in den
Christen des Nahen Ostens vor allem eins: Sie geben nicht Gott die Schuld an
dem, was sie durchmachen mussten. Insbesondere frühere Namenschristen hätten
durch ihre Notlage Gott erst richtig gefunden und es habe ihren Glauben
angeregt.
Doch sie brauchen das Gebet der Christen aller Welt. Deshalb bittet
William: «Beten Sie, dass sie Gott weiterhin spüren. Das ist die Hauptsache,
sie müssen Gott wirklich in den Situationen, in denen sie sich befinden,
erleben. Beten Sie nicht dafür, dass Gott die Verfolgung wegnimmt, das ist
nicht gut. Wir sollten vielmehr dafür beten, dass Gott in der Verfolgung da ist
und die Christen seine ewigen Arme unter sich spüren und dass Gott bei ihnen
ist, wo auch immer sie hingehen.»
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