Der neue Zwingli-Film

Auf der Suche nach Authentizität

Im Januar kommt der Film über den ersten Zürcher Reformator Ulrich Zwingli in die Kinos. Warum Regisseur Stefan Haupt in säkularen Zeiten einen Film über Religion wichtig findet und was von Zwinglis Erbe heute noch Gültigkeit hat, erklärt er im Interview.

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Cover des neuen Films «Zwingli»
Was für ein Verhältnis haben Sie selbst zur Kirche?
Stefan Haupt: Ich bin in der Methodistenkirche gross geworden und mein Vater war gleichzeitig Chordirigent in der reformierten Landeskirche. Mich hat Religion also schon früh begleitet. Mit 13 Jahren habe ich bereits Dietrich Bonhoeffer gelesen, doch mit 20 hatte ich plötzlich den Drang, aus allem auszubrechen. Mir war die Fokussierung ausnahmslos auf die gute, liebe Seite zu eng gefasst, Aggressionen wurden aussen vor gelassen. Ich spürte zu wenig, was genau ich hätte glauben müssen – und konnte das nicht. Später hat sich das wieder geändert. Mit zunehmendem Alter finde ich, dass Religion etwas unglaublich Wichtiges für uns sein kann. Man sollte die eigenen Wurzeln kennen, auch im Hinblick darauf, wohin man gehen will.

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Stephan Haupt
Warum haben Sie, in Zeiten der zunehmenden Säkularisierung, einen Film über Religion gemacht?

Unsere gelockerte Bindung an die Religion hat viele gute, wichtige Seiten. Doch Säkularisierung bedeutet auch Verlust, wenn nur noch Kapitalismus und Egoismus im Vordergrund stehen. Dann geht etwas an Gemeinschaft verloren, das durchaus in Grundgedanken der Religion zu finden wäre. Spannend ist zudem, dass die steigende Islamophobie, die wir aktuell beobachten können, aus uns allen plötzlich wieder Christen zu machen scheint, obwohl die meisten deshalb ja nicht öfter in die Kirche gehen.

Je länger die Dreharbeiten dauerten, desto öfter haben wir uns abends zusammengesetzt und uns beispielsweise über unsere Konfessionen ausgetauscht. Dabei war spürbar, wie unterschwellig prägend die konfessionelle Herkunft für viele von uns immer noch ist. Unsere Welt ist nach wie vor viel stärker davon beeinflusst, als wir wahrhaben wollen.

Wer war Zwingli für Sie persönlich? Ein revolutionärer Denker, der die Kirche dem Volk näher brachte oder ein widersprüchlicher Charakter mit differenten Beweggründen?
Haupt: Für mich war er kein «Revolutionär». Er wollte auch nicht aus purer Lust gegen die Obrigkeit kämpfen. Vielmehr trieb ihn ein grosser Wissensdurst an, kombiniert mit einem tiefen Gerechtigkeitssinn, dem er sich durch seine Herkunft, mit einem Gemeindeammann als Vater, verpflichtet fühlte. In der Zentralbibliothek habe ich original handschriftlich verfasste Schriftstücke von Zwingli gesehen, die mir imponiert haben. Aus ihnen wird ersichtlich, wie er hebräische, griechische und lateinische Bibeltexte tage- und nächtelang studiert haben muss, um sie mit der richtigen Bedeutung ins Deutsche zu übersetzen. Diese Suche nach Authentizität strebte er kompromisslos an.

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Datum: 27.12.2018
Autor: Sarah Stutte
Quelle: kath.ch

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