Viele Branchen sind von der Coronakrise betroffen. Darunter
fällt auch das Gastgewerbe. Willy Graf, Geschäftsführer vom Dialoghotel
Eckstein in Baar, gibt Einblick.
Willy Graf (Bild:zVg)
«Von einem Tag auf den andern
wurden Restaurants durch Bundesratsbeschluss geschlossen», erzählt Willy Graf.
«Das brachte für unsere gesamte Gastrobranche – für Restaurants und Hotels – viele
Herausforderungen mit sich.»
Die meisten
Hotels wegen der Coronakrise geschlossen
Der Entscheid zum Schliessen
des Dialoghotel Eckstein in Baar musste durch die Hotelleitung getroffen werden.
«Das Dialoghotel ist ein Businesshotel. Als keine Gäste mehr kamen und auch
keine Konferenzen mehr stattfanden, blieb das Hotel leer.» Einige Hotels hätten
eine Nische finden können, um zumindest noch einige Gäste zu gewinnen (zum
Beispiel Militär oder Pflegepersonal aus Gesundheitseinrichtungen), für viele
sei dies aber unmöglich. «Gemäss meinem Wissensstand haben aktuell nur ungefähr
460 Hotelbetriebe geöffnet», meint Graf. Gemäss Bundesamt für Statistik gab es
Anfang 2020 in der Schweiz mehr als 4'600 Hotels. Das heisst: 90 Prozent sind
geschlossen.
Finanzielle
Herausforderung
Dialoghotel Eckstein in Baar
Das Dialoghotel Eckstein ist
ein kleines 40-Zimmer-Hotel mit insgesamt sechzehn beschäftigten Personen.
«Glücklicherweise ist die Liquidität für uns aktuell noch nicht akut
gefährdet», ist Graf dankbar. «Wir konnten erfolgreich Kurzarbeit beantragen
und ich bin froh, dass wir unseren Mitarbeitern den vollen Lohn auszahlen
können.» Da Angestellte in der Gastronomiebranche ohnehin keinen allzu grossen
Lohn haben, ist Graf froh, seinen Leuten nicht noch finanzielle Einbussen
zumuten zu müssen. «Auf Dauer wird das uns aber nicht möglich sein», ist er
sich bewusst. «Letztlich ist Grosszügigkeit auch nur solange möglich, wie Geld
vorhanden ist.»
Willy Graf
ist einigermassen entspannt
«Aktuell stehe ich nicht am
Abgrund», erklärt Graf seine Entspannung. Doch auch sein Glaube spielt eine
wesentliche Rolle, um innerlich ruhig zu sein. «Jeden Tag lege ich das Ergehen
des Hotels in Gottes Hände. Und ich weiss, dass er mich nie im Stich lassen
wird.» Für ihn ist wichtig, eine Perspektive des Vertrauens einzunehmen. Für
ihn ist Gottvertrauen nichts Neues. «Dass ich Teamsitzungen mit Gebet beginne,
ist nicht nur ein Ritual, sondern Ausdruck meiner Abhängigkeit von Gott.»
Und dann bringt die Coronakrise,
trotz aller Probleme und Herausforderungen, auch Gutes mit sich. «Mehr Zeit mit
meiner Frau zu verbringen und zwischendurch auch mal eine Predigt im Internet
zu hören, ist sehr wertvoll.»
Unsichere
Zukunft für die Hotelbranche
Für viele gastgewerbliche
Betriebe ist es sehr unsicher, ob und wie sie den Betrieb in nächster Zeit
führen können. Letztlich ist das Überleben mancher Hotels und Restaurants in
Frage gestellt. Es gibt viele Faktoren, die berücksichtigt werden müssen, um zu
beurteilen, ob der Betrieb gehalten werden kann und wie lange.
«Es ist wichtig, die
Möglichkeiten anzunehmen, die vom Bundesrat angeboten werden.» Graf spricht
dabei von Kurzarbeitsentschädigung KAE oder Notkrediten. «Wir müssen aber weise
handeln und den besten Weg suchen. Mit Gottes Weisheit und Hilfe zu rechnen und
die angebotene Unterstützung des Bundes anzunehmen, schliessen sich nicht aus.»
Und dann wird der Hotelier noch einmal ganz praktisch: «Schweizer Hotels sind
darauf angewiesen, dass dieses Jahr Schweizer in der Schweiz Ferien machen.»
Mit den Gästen aus dem Ausland darf nämlich kaum gerechnet werden.
Als Christ
in der Coronakrise
Willy Graf ist kein
pessimistischer Endzeitprediger und hält nichts von wilden
Verschwörungstheorien. Er spricht aber davon, dass wir die Zeichen der Zeit
erkennen können. «Wie Jesus schon gesagt hat, werden am Ende der Zeit Wehen
über uns kommen. Auch die Wehe der Coronakrise wird wieder nachlassen und eine
Neue wird kommen.» Das sind einfach Tatsachen, keine Grund also, in Panik zu
verfallen.
Und dann spricht Graf auch
davon, loslassen zu können. So sehr er um geschäftlichen Erfolg bemüht ist,
macht dieser nicht seine Identität aus. «Selbst wenn jemand gut verwaltet, kann
es geschehen, dass sein Betrieb am Ende doch nicht überlebt.» In diesem
Zusammenhang betont Graf immer wieder, dass das Hotel letztlich nicht ihm
gehört, sondern Gott. Seine Aufgabe bestehe einfach darin, den Betrieb so gut
wie möglich zu verwalten. «Und wenn alle Stricke reissen sollten, bin ich mir
bewusst, dass Gott durchtragen wird.»
Gebetsgemeinschaften sind für
Graf sehr wichtig, Auch der Austausch mit gläubigen Kollegen schätzt er. «Sich
über die gleichen Probleme zu unterhalten und dann gemeinsam dafür zu beten –
das tut sehr gut.»
Zur Person
Willy Graf (1961) ist
verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und zwei Enkel. Nach seiner
kaufmännischen Ausbildung absolvierte er das Theologische Seminar St. Chrischona,
wechselte aber nach zwei Vikariatsjahren in der Gemeindearbeit in die
Hotellerie, absolvierte eine Schule für Unternehmensführung und schloss 2013
ein Nachdiplomstudium im Hotelmanagement ab. Nach fünfzehn Jahren als
Hoteldirektor im «Campus Sursee Seminarzentrum» und im Hotel Seeblick, Emmetten,
führt er seit 2019 das Dialoghotel Eckstein in Baar.
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