Präsident von CSI: «Beunruhigende Zeichen von Christophobie»
John Eibner (68) wurde zum internationalen Präsidenten der Menschenrechtsorganisation Christian Solidarity International CSI mit Sitz in Binz ZH gewählt. Er bleibt auch Geschäftsführer des Schweizer Zweigs. David Gysel stellte ihm Fragen zu Macht und Mitteln im Einsatz für Menschenrechte.
John Eibner (Bild: CSI-Schweiz)
Bisher leitete der promovierte Historiker John Eibner bei CSI Schweiz
ein Team von 16 Personen in der Schweiz. International hat CSI 23
Mitarbeitende. Rund 5 Millionen Franken Spenden standen der
Menschenrechtsorganisation 2019 für ihre Aktivitäten zur Verfügung. CSI
war 1977 vom Schweizer Pfarrer Hansjürg Stückelberger gegründet worden.
Der neue Präsident John Eibner ist seit 1990 dabei.
John Eibner, Sie engagieren sich als Schweiz-Amerikaner von der
Schweiz aus für die Förderung der Menschenrechte. Was hilft dabei eher,
Macht oder Neutralität? John Eibner: Ich habe die amerikanische und die
schweizerische Nationalität, aber es ist vor allem mein christlicher
Glaube, der mich und mein Engagement prägt. Der Leib von Christus, wie
er von Paulus in 1. Korinther 12 beschrieben wird, kennt keine
nationalen Grenzen. CSI fordert deshalb die Mächtigen heraus und drängt
sie, Menschenrechte und speziell die Religionsfreiheit zu respektieren.
Macht und Neutralität sind übrigens keine Gegensätze. Die Schweiz hat
beträchtliche «soft power», sonst wäre sie nicht so wohlhabend. Ihre
neutrale und humanitäre Tradition ist für ihren Einfluss bei
internationalen Themen entscheidend. Diese einzigartige Tradition ist
aber in Gefahr. Ihr Verlust würde ihren Einfluss zugunsten verfolgter
Christen und anderer Unterdrückungsopfer schwächen.
«Die Stimme von CSI zur Förderung von Religionsfreiheit und
Menschenwürde muss wirkungsvoller werden», sagen Sie. Mit mehr
Ressourcen, mehr Nächstenliebe oder besseren Argumenten?
Weil
religiöse Intoleranz und gewalttätige Verfolgung weltweit zunehmen, muss
CSI versuchen, die fürsprecherischen Botschaften in der Schweiz und in
der ganzen Welt zu verstärken und gleichzeitig die humanitäre Hilfe für
Opfer vermehren.
Was ist dabei Ihr Hauptziel?
Ich will christliche Leiter
bewegen, dem Kampf gegen die wachsende Christenverfolgung höhere
Priorität einzuräumen. Ich glaube, dass der grösste Bedarf für
christliche Leiter darin besteht, ein vertieftes biblisches Verständnis
der politischen Kräfte zu erlangen, die religiöse Verfolgung betreiben.
Dieses Thema ist zentral für das Wohl von Christen auch in Europa und
Nordamerika. Im Westen zeigen sich beunruhigende Zeichen von religiöser
Intoleranz, häufig gegen das Christentum gerichtet. Dieses Thema scheint
mir aber in christlichen Ausbildungsprogrammen für Leiter von Landes-
und Freikirchen keine bedeutende Rolle zu spielen. Zu diesem biblischen
Verständnis gehört natürlich auch der Mut, zu handeln, wenn die
Opposition stark ist.
Wo sehen Sie den bisher grössten CSI-Erfolg?
CSI konnte
dazu beitragen, dass die existenziell bedrohten jungen christlichen
Gemeinden im Sudan und die alte armenische Kirche in Bergkarabach
überlebten. CSI konnte helfen, die weltweite Aufmerksamkeit auf die
religiöse und ethnische Säuberung an beiden Orten zu wecken.
Sie wollen die CSI-Kampagnen für Genozidprävention in Nigeria und
für religiösen Pluralismus in Syrien intensivieren. Was unternehmen Sie
da konkret? CSI sorgt für direkte Hilfe für verfolgte christliche
Gemeinden. Wir verstärken auch ihre Stimme. Im Fall von Nigeria warnte
CSI vor einem Genozid an Christen und moderaten Muslimen. CSI setzt sich
bei den permanenten Mitgliedern des UNO-Sicherheitsrats ein, dass sie
ihre Aufgabe wahrnehmen, einen Genozid zu verhindern sowie mögliche
Opfer zu schützen. Im Fall von Syrien drängte CSI Nato-Mitgliedsländer,
ihre finanzielle und militärische Unterstützung von dschihadistischen
Milizen zu stoppen und stattdessen den langjährigen religiösen
Pluralismus zu unterstützen. CSI setzte sich auch an vorderster Front
gegen Syrien-Sanktionen anderer Länder ein, welche das ganze Volk für
die Missetaten der Regierenden bestrafen, was den Genfer Konventionen
widerspricht. Wir tun dies im Einklang mit Appellen von der Führung und
der Basis der katholischen, orthodoxen und evangelischen Kirchen in
Syrien. Die Schweiz hat leider ihre Neutralität und humanitäre Tradition
kompromittiert, indem sie dem Weg der Nato folgte. CSI wird weiterhin
eine Stimme für die Menschen ohne eigene Stimme sein, Hindernisse
überwinden, um an den Frontlinien religiöser Verfolgung Hilfe zu
bringen.
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