Privates Engagement für Asylbewerber im Kanton Bern
Ob für abgewiesene Asylbewerber eine Rückkehr in ihr Heimatland
zumutbar ist, bleibt oft umstritten. Wie geht der Staat mit
Asylsuchenden um, die trotz Wegweisungsentscheid bleiben? Dies
unabhängig von der Frage, ob ihre Rückkehr zumutbar wäre.
Paul Stillhard nahm den Eritreer Berhe Goytom bei sich zuhause auf (Bild: zVg)
Das Asylgesetz
sieht für diese Personen ein Arbeitsverbot und Nothilfezahlungen vor.
In zahlreichen Kantonen umfasst die Hilfe eine kollektive Unterkunft,
die Übernahme der Krankenkassenprämie und acht Franken pro Tag für Essen
und andere Bedürfnisse. Der Kanton Bern richtete seit diesem Frühling
Rückkehrzentren mit insgesamt 560 Plätzen ein. Das Nothilfe-Regime wird
öfters kritisiert, auch aus Kirchenkreisen. «Das Nothilfe-Regime wurde
im Jahr 2008 als Resultat eines demokratischen Prozesses eingeführt. Es
hat zum Ziel, massiven Druck auf Personen mit negativem Asylentscheid
auszuüben, damit sie unser Land so schnell wie möglich wieder
verlassen», schreibt Pfarrer Daniel Winkler aus dem bernischen
Riggisberg in den «riggi-asyl»-News vom September. «Was aber, wenn das
nicht gelingt?», fragt er.
Berner Initiative
Der Kanton Bern lässt seit einiger Zeit zu, dass abgewiesene
Asylsuchende bei Privatpersonen untergebracht sind. Die Berner
Initiative löst die offenen Fragen im Asylrecht nicht. Aber einige
Asylsuchende erhalten dadurch positiv wirkende, individuelle Zuwendung
und Betreuung. Zahlreiche kirchlich engagierte Personen gehören zu den
Gastgebern.
Zu den ersten gehörten zum Beispiel Timo und Joana Kuhn aus
Thun. Timo arbeitet in der Administration der Freikirche GPMC in Thun.
Er hat den Eritreer Solomon kennen gelernt, als er in einem Asylheim
seinen Zivildienst absolvierte. Eine Freundschaft entstand. Solomon
lernte gut Deutsch, fand mit seinem N-Status als Asylsuchender legal
eine Arbeitsstelle und konnte eine eigene Wohnung beziehen – bis er den
negativen Asylentscheid erhielt. Er musste die Arbeitsstelle aufgeben,
seine Wohnung räumen und in ein Asylzentrum umziehen.
Private springen ein
Timo und Joana – gerade frisch verheiratet – erfuhren, dass im Kanton
Bern eine private Unterbringung möglich ist. «Wir überlegten, ob wir
Solomon in unsere Wohnung aufnehmen sollten, konnten dann aber im
gleichen Haus ein Studio dazumieten und mit einem Crowdfunding
finanzieren», erzählt Timo. Auch die Lebenshaltungskosten konnten sie so
abdecken – der Kanton Bern bezahlt bisher bei privat untergebrachten
abgewiesenen Asylsuchenden nur die Krankenkassenprämie. Timo Kuhn half
Solomon, alle juristischen Schritte auszuschöpfen, um einen positiven
Asylentscheid zu erreichen. Bisher vergeblich. Solomon besucht
regelmässig die Freikirche GPMC, und Timo kann mittlerweile eine
einfache Konversation in Solomons Sprache führen. Timo Kuhn begleitet
weitere Eritreer, rund 50 meist orthodoxe Christen, in alltäglichen
Fragen. «Eritreer unterstützen sich gegenseitig, aber sie haben nicht
die Mittel, die sich Leute aus anderen Ländern hier aufbauen konnten»,
beobachtet er. Timo und Joana Kuhn sind bereit, mit der finanziellen
Unterstützung von Freunden weiterhin für Solomon aufzukommen.
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