Bei der Gassenarbeit
Elim in Basel finden Randständige und Asylsuchende offene Ohren, Kontakte und
durch das «Café Elim» auch Verpflegung – und falls nötig ein Obdach. Auf die
vorübergehende Schliessung des Cafés wegen Corona reagieren die Verantwortlichen
mit Lunch-Paketen. Livenet
sprach mit Geschäftsleiter Urs Gerber über die gegenwärtigen Lage.
Gassenarbeit vor Corona (Bild: zVg)
Urs Gerber, was genau tut die Diakonische Stadtarbeit
Elim?
Urs Gerber: Wir arbeiten als sehr niederschwellige Einrichtung in
Basel unter Menschen am Rande der Gesellschaft, insbesondere mit Menschen von
der Gasse sowie mit Asylsuchenden beziehungsweise Personen mit
Migrationshintergrund. Durch unsere Gassenarbeit suchen wir sie auf und pflegen
Kontakte zu ihnen. Im Café Elim können sie sich kostenfrei verpflegen und in
verschiedenen Wohnmöglichkeiten werden sie bis hin zur medizinischen Versorgung
liebevoll und fachlich betreut. In unserem Arbeitszweig Elim Open Doors werden
Asylsuchende beraten und aktiv bei der Integration unterstützt.
Haus Elim
Welchen Unterschied macht Ihr Einsatz bei den
Menschen, für die Elim da ist?
Viele schätzen unsere Präsenz und unsere
Aufmerksamkeit ihnen gegenüber sehr. Durch die betreuten Wohnmöglichkeiten
konnten viele nicht nur der Obdachlosigkeit entfliehen, sondern konkrete
Schritte der Veränderung gehen. Elim Open Doors kann manchen KlientInnen in
wichtigen Fragen und Integrationsschritten weiterhelfen, die ohne Unterstützung
kaum möglich wären.
Wie hat Corona die Elim-Arbeit verändert?
Das «Café Elim» mussten wir leider bis auf weiteres
schliessen. Wir geben aber fertige Lunch-Pakete zum Mitnehmen ab. Die Hygiene-
und Abstandsregeln in allen Arbeitsbereichen einzuhalten, ist nicht immer
einfach, aber wir bemühen uns sehr, diese umzusetzen. Die persönliche
Kommunikation unter den Mitarbeitenden ist teilweise eingeschränkt oder
zumindest erschwert. Auf der anderen Seite erleben wir eine umso stärkere, auch
über die Abteilungsgrenzen hinausgehende gegenseitige Unterstützung.
Ist das Bedürfnis nach Ihrem Einsatz in dieser
schwierigen Zeit noch grösser geworden?
Durch die Zusammenlegung der beiden kantonalen
Gassenzimmer auf eine Anlaufstelle konnten wir auch unsere Präsenz auf der
Gasse fokussieren. Dies wurde sehr positiv aufgenommen. Auch sind wir froh,
dass wir die Versorgung mit Lebensmitteln trotz Schliessung des Cafés Elim
weitgehend aufrecht erhalten können. Bei den Wohnbereichen stellen wir keine grosse
Veränderung fest. Diese waren auch vor Corona sehr gut belegt, teilweise sogar
überbelegt. Bei den Beratungsgesprächen von Elim Open Doors war Corona immer
wieder mal Thema.
Medizinische Versorgung
Einer Ihrer Schwerpunkte ist die Gassenarbeit, wie
läuft diese in der heutigen, modernen Zeit ab?
Wir sind sehr dankbar, dass wir nicht «nur» die
Gassenarbeit, sondern mit den anderen Arbeitsbereichen eine sich ergänzende
Angebotskette haben. So können Menschen von der Gasse beziehungsweise aus der
Obdachlosigkeit über eine Grundversorgung bis hin in ein Zuhause mit
individuell angepasster Betreuung geführt werden. Bei Bedarf steht auch pflegerisches und medizinisches
Fachpersonal zur Verfügung. Die Gassenarbeit pflegt Kontakte und baut Vertrauen
auf, ohne das kaum konkrete Schritte möglich wären. Besteht Vertrauen, können
wichtige Fragen angesprochen sowie entsprechend konkrete Beratung und
praktische Unterstützung angeboten werden. Nach Wunsch und Bedarf werden die
Leute in ihren Schritten begleitet und in weiterführende Stellen innerhalb und
ausserhalb von Elim vermittelt.
Und wie geschieht Gassenarbeit in Zeiten von Corona?
Wie bereits erwähnt, konnten wir die Präsenz im
wesentlichen auf eine Stelle konzentrieren, was die Präsenzmöglichkeiten
erhöht. Durch die Abstandsregeln können wir aber trotzdem nur eine kleinere
Anzahl Personen gleichzeitig bedienen, beziehungsweise Kontakte pflegen. Deshalb
gibt es weniger Smalltalk, dafür aber umso mehr tiefergehende Gespräche.
Gibt es neue Projekte, die bei Ihnen anstehen?
Ja, wir werden den Pflegebereich schrittweise
ausbauen. Auch beschäftigen uns Menschen, für die es aufgrund ihrer für das Umfeld
herausfordernden Lebensführung keine adäquaten Unterbringungs- und
Betreuungsmöglichkeiten gibt. In diesem Jahr haben wir im Auftrag der Stadt
erstmals einen «Rangerdienst» durchgeführt. Dies ist eine Art kombinierter
Ordnungs- und Sozialdienst, um eine von unterschiedlichen Gruppen und Menschen
genutzte und somit nicht immer konfliktfreie Parkanlage möglichst für alle
sicher zugänglich zu halten.
Was bewegt Sie persönlich bei Ihrer Arbeit besonders?
Mich bewegen die Aussagen der Bibel, wonach Gott sich
besonders um die unbeachteten, im Schatten und am Rande der Gesellschaft
lebenden Menschen kümmert und sie ruft. Ich freue mich sehr, wenn wir bei
manchen von ihnen in verschiedener Hinsicht zu einer besseren Lebensqualität
beitragen dürfen. Besonders bewegt es mich, wenn solche Menschen wirklich
herausgerufen werden, sie Schritte der Veränderung und Erneuerung gehen und
nach Therapie und Ausbildung engagierte und tragende MitarbeiterInnen bei uns
oder sonstwo im Reich Gottes werden!
Meghan und Harry sorgten mit einer «Netflix»-Doku für mächtig Wirbel. Die Autorin und «Woman Alive»-Chefredaktorin Tola Doll Fisher machte sich dazu...