Das Evangelium neu entdecken

Leuchttürme der Hoffnung oder Verliese der Ablehnung?

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Andreas «Boppi» Boppart (Bild: Facebook)
Die Explo Days im November sollen Menschen inspirieren, in Zeiten der Veränderung Leuchttürme der Hoffnung zu sein. Hierzu wird nicht nur über neue Formen, sondern auch über neue Inhalte der Kirche gesprochen.
Andreas «Boppi» Boppart, Leiter von Campus für Christus Schweiz, machte sich im Vorfeld Gedanken dazu.

Auf der Webseite wird der Event mit folgenden Worten beschrieben: «Die Explo Days schaffen Raum zum Nachdenken und Neudenken. Zwei Tage der Inspiration, um der kraftvollen Dimension eines ganzheitlichen Evangeliums nachzuspüren. Ein Ort der Ermutigung, um neue Leichtigkeit und Freude zu finden, dieses vielfältige Evangelium in die Welt zu tragen.»

Wir leben in einer Zeit vieler Veränderungen

«Ist eine Zeit abgelaufen und hat eine neue Zeit begonnen?», fragt Andreas «Boppi» Boppart. Auf jeden Fall leben wir heute in einer Zeit mit grossen geistlichen Verschiebungen. Pessimisten sprechen von Zerbruch, andere von Umbruch und Optimisten sogar von Aufbruch. «Je nachdem, was wir in uns tragen, deuten wir diese Zeit ganz unterschiedlich.»

Insgesamt tun wir uns mit Veränderungen schwer. «Oft klammern wir uns starr an irgendwelche Dinge, die vielleicht mal galten. Manchmal sind wir auch unfähig, Veränderungen überhaupt wahrzunehmen oder tun diese als teuflisch und böse ab.» Da stellt sich die Frage, was in diese neue Zeit hinübergerettet werden muss und was nicht.

Leuchttürme der Wahrheit sein

In unserer Zeit der Veränderungen können wir Leuchttürme der Wahrheit sein. Dies sind wir aber nicht, indem wir lediglich für die Erhaltung des Bisherigen kämpfen. Boppi erachtet das gängige Konzept von Sünde und Vergebung als verkürzt und will zu einem, wie er sagt, «ganzheitlichen Evangelium» kommen, welches sehr viel mehr umfasst.

«Das Evangelium ist ein Erlösungsfächer, der sich am Kreuz geöffnet hat. In den letzten Jahrzehnten haben wir uns aber völlig verengt, einzig an der Schuld-Vergebung-Dynamik ausgerichtet.» Das sei nicht falsch, habe bei Menschen unserer Zeit oft aber keine Aufschlagsfläche mehr. Der moderne Mensch fühle sich nicht mehr als Sünder, der Vergebung für die begangenen Fehler braucht. Er fühle sich aber oft selbst als Fehler und brauche jemanden, der ihn aus dieser Scham herausholt und bedingungslos annimmt.

Gedankenanstösse für die Kirche der Zukunft

Bei unseren Ausdrucksformen haben wir nicht nur im vergangenen Jahr, sondern auch in den letzten Jahrzehnten auf Veränderung reagiert. «Oft haben wir gesagt: Nur die Form muss sich ändern und nicht der Inhalt. Wir hatten Angst, dass wir mit einer Veränderung des Inhalts Christus verlieren.» Boppi glaubt, dass auch der Inhalt nicht starr bleiben darf. «Für mich braucht es ganz klar einen Inhaltsaufbruch», sagt er und betont gleichzeitig: «Wir dürfen entdecken, welche Auswirkung das Evangelium in der heutigen Zeit haben kann.»

Aktuell gibt es tatsächlich viele Strömungen und Veränderungen, die uns nicht gefallen mögen. «Wenn wir nur noch verurteilen, sind wir keine Leuchttürme der Hoffnung und im dümmsten Fall werden wir sogar zu Verliesen der Ablehnung. Oder wir liberalisieren uns so stark, dass wir auch kein Leuchtturm der Hoffnung mehr sind, sondern nur noch eine Galerie der Bedeutungslosigkeit.»

Mit einem hoffnungsvollen Blick in die Zukunft sieht Boppi Chancen für die Kirche. Durch die Explo Days am 27. und 28. November 2021 sollen Gläubige inspiriert und ermurtigt werden, Leuchttürme der Hoffnung zu sein.

Sehen Sie sich hier das Video von Andreas Boppart an, in dem er über den «grossen Aufbruch» spricht:

Zur Webseite:
Explo Days

Zum Thema:
Hoffnung in Corona-Zeiten: Viel mehr als ein «Warten auf Godot»
Das Buch «Neuländisch»: Mit Andreas Boppart unentdecktes Land betreten
Livenet-Talk: «Nie die Hoffnung verlieren»

Datum: 15.06.2021
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet / IGW Talks

Kommentare

Tatsächlich geht es m.E. beim Evangelium um mehr als Schuld/Vergebung: das ganze Leben, die ganze Existenz ist davon betroffen, doch fängt es bei Selbsterkenntnis vor einem heiligen, gerechten Gott an. Leider orientieren sich viele Christen und solche die sich so bezeichnen am Menschen, an der Gesellschaft und nicht an Gott. Das scheint mir das grösste Problem zu sein, dann missioniert nämlich die 'Welt' uns und wendet unseren Blick immer mehr weg von dem Sohn Gottes am Kreuz und der geistlichen Welt hin zum Materiellen, Sichtbaren, Vergänglichen. Paulus ringt im Epheserbrief und andernorts darum, dass die Leser den 'unausforschlichen Reichtum des Christus' immer tiefer entdecken. Und wir?
Kann es bitte etwas konkreter sein? Es wird viel über neue Inhalte geredet, ohne mit diesen herauszurücken (denn das interessiert die Leute). Doch – an einer Stelle blitzt etwas davon auf: der theologische Schmarren vom Gegensatz zwischen Jesus und Paulus. Bei allem schönen Reden über Gott wird diesem offenbar nicht zugetraut, für eine kohärente Niederschrift seines Wortes zu sorgen. Das versuchten uns aber vorher schon andere zu verkaufen. Geht es also darum? Altbekannte Irrlehren in frischer Verpackung? Die wortreiche Geheimniskrämerei legt diesen Schluss nahe. Und warum sollen die Menschen heute das Evangelium nicht mehr verstehen? Die liberalen Grosskirchen sind dafür kein Gradmesser.

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