Jugend, soziale Medien und wertschätzende Beziehungen
Nico Baumgartner, Jonas Sirnach, Andrina Wagner und Robin Hugentobler (Bild: Livenet)
Im
Livenet-Talk sprechen Jugendleiter verschiedener FEG Gemeinden darüber, wie sie
Jugendlichen begegnen, welche Rolle soziale Medien spielen und was für Teenager
letztlich wichtig ist.
Robin Hugentobler (Pastor FEG Jugend Schweiz)
moderiert den Livenet-Talk, bei welchem drei Jugendleiterinnen und -leiter verschiedener
Gemeinden zu Gast sind: Andrina Wagner (20) aus
der FEG Sirnach, Nico Baumgartner (20) aus der FEG Basel und Jonas Ferndriger
(22) aus der FEG Wil.
Persönlicher Umgang der Talkgäste mit sozialen
Medien
«Als Teenie-Leiterin bin ich herausgefordert», berichtet
Andrina. «Denn vor zwei Jahren habe ich mich gegen die sozialen Medien
entschieden.» Abgesehen von WhatsApp trennte sie sich von allem und merkte dann,
wie der Zugang zu den Teenagern dadurch erschwert wurde. Inzwischen ist sie
wieder auf Instagram – wenn auch nur für den Zugang zum Teenie-Account. «Ich
merke, dass es auch Vorteile hat, wie beispielsweise bei der Organisation eines
Camps.» Sie steht in einem Spannungsfeld. Einerseits ist sie überzeugt, dass
die sozialen Medien am «echten Leben» vorbeigehen. Andererseits kann sie auf
diese Weise Teenagern begegnen, die davon überzeugt sind, dass sich hier das
«echte Leben» abspielt.
Auch Nico entschied sich gegen die sozialen
Medien. «Diese nahmen viel meiner Zeit ein und brachten mir eigentlich nichts.»
Mit der versäumten Zeit hätte er Sinnvolleres tun können. «Deshalb lebe ich
schon länger ohne soziale Medien, auch wenn ich dadurch auch viel verpasse, was
bei anderen Menschen los ist.»
Grenzen der sozialen Medien
Der Glaube, dass Christen andere Menschen über
die sozialen Medien beeinflussen können, bezeichnet Nico als «optimistisch».
«Die Contents, die wir machen, sind oftmals von mässiger Qualität.» Ganz
allgemein habe er beobachtet, wie Christen viele Dinge «halbbatzig» machen.
Natürlich gäbe es auch christliche Kanäle und Plattformen, die hochwertige
Contents machen, der Grossteil sei aber nichts Besonderes. «Deshalb bin ich
eher dafür, einen Gegenpol zu setzen und den Hauptfokus auf die
Beziehungsarbeit vor Ort zu legen.»
Jonas fragt sich, wie sehr Menschen überhaupt
digital abgeholt werden können. «Mein Eindruck ist, dass bei der Mehrheit
derjenigen, die in den sozialen Medien unterwegs sind, dies zu 100 Prozent ein
Konsumverhalten ist.» Aufgenommene Inhalte würden wenig reflektiert und jeweils
gleich zum nächsten Inhalt gewechselt. Deshalb erachtet Jonas soziale Medien zum
Vermitteln von Glaubensinhalten als «nicht sonderlich geeignet». Damit wolle er
nicht sagen, dass es nicht funktionieren kann. Wenn wir aber etwas in die Tiefe
gehen wollen, seien die soziale Medien nicht das geeignete Werkzeug.
Wie können wir Jugendliche wertschätzen?
«Ich frage mich manchmal, weshalb Jugendliche am
Freitagabend zu uns kommen», sagt Nico. Schliesslich gebe es viele attraktive Angebote
zur Freizeitgestaltung. Er glaubt, dass dies etwas damit zu tun hat, dass da
Menschen sind, die schon etwas älter sind als sie selbst und sich trotzdem für
sie interessieren. «Es ist ein wirkliches Anliegen zu wissen, wie es ihnen geht
und wie es in der Schule oder mit den Eltern läuft.» Den Teenagern auf
Augenhöhe zu begegnen, sei eine Wertschätzung.
Andrina bestätigt dies und erzählt, wie es in
Kleingruppen mit Teenagern darum gehe, diesen auf Augenhöhe zu begegnen und
sie nicht von oben herab zu belehren. Dies beinhalte auch, gemeinsam die Bibel zu
lesen, ohne etwas Vorgefertigtes zu vermitteln. «Die Frage ist, wie wir es
schaffen, gemeinsam mit den Teenagern die Wahrheiten in der Bibel zu
entdecken.»
Sich selbst sein
«Seid ihr selbst!» Dies war der Tipp eines
Pastors nach 28 Jahren im Gemeindedienst. Da Menschen dazu neigen, sich hinter
einer Maske zu verstecken – gerade auch in den sozialen Medien –, sei dieser Rat
besonders wichtig. «Ich selbst hatte lange damit zu kämpfen, allen alles recht
zu machen», erzählt Jonas. Sich selbst hatte er lange nicht die Frage gestellt,
wer er eigentlich sei. «Das Wichtigste ist für mich, mit Jesus verbunden zu
sein», hält er heute fest. «Mich selbst zu sein bedeutet auch, Gott alles von
mir zur Verfügung zu stellen.» Er glaubt, Gott den Spielraum zu nehmen, wenn er
ihm nicht sein ganzes Sein hingibt. Gott alle Schwächen und Unsicherheiten zu
geben ist der Anfang, um aufzublühen.
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