In schwierigen Zeiten verändert sich das Verhalten vieler Menschen. Durch Verfolgung und leidvolle Situationen verlieren Christen aber nicht ihre Berufung, sondern haben die Chance, sich aufs Wesentliche zu fokussieren. Lektionen aus dem Petrusbrief.
Als Petrus seinen ersten Brief schrieb, zogen über dem Römischen Reich dunkle Wolken auf. Christen wurden schikaniert, misshandelt oder sogar getötet. Der Druck auf die Jesusnachfolger wurde immer grösser und Petrus wollte seine Leser auf kommendes Leid vorbereiten. Dies sollte den Gläubigen helfen, kommende Stürme meistern zu können.
Wenn Krisen zu Orientierungslosigkeit führen
Im alltäglichen Leben können wir Fragen nach Identität, Lebenssinn und Bestimmung oberflächlich beantworten. Wir formulieren wohlklingende Aussagen über Identität und Berufung. Krisen zeigen uns dann auf, wo es sich dabei mehr um Schein als Sein handelt.
Druck, Leid oder Verfolgung führen dazu, dass unsere vermeintlichen Werte über den Haufen geworfen werden und wir uns in der Folge ziellos vom Leben treiben lassen. Den Umständen fühlen wir uns dann ohnmächtig ausgeliefert. Oder wir wehren uns gegen das Leid und führen vielleicht sogar einen unerbittlichen Kampf gegen das Böse, welches das Leid verursacht. Wie auch immer wir auf die Schwierigkeiten reagieren: Es droht die Gefahr, den Blick aufs Wesentliche zu verlieren.
Wenn wir nicht zutiefst verinnerlicht haben, wer wir sind und wozu wir leben, fehlen in Krisenzeiten innerer Halt und Orientierung. In dieser Sache wollte Petrus seinen Lesern ein Lebensfundament vermitteln, welches vor Resignation und auch vor verbittertem Kämpfen verschont. Für die damaligen Christen war dies wichtig, denn eine grossangelegte Verfolgung stand vor der Tür.
Wir müssen wissen, wer wir sind?
Mit einer gesunden und positiven Einstellungen der eigenen Identität sind Diskriminierung und Schikane einfacher zu ertragen. Ein Patriot erträgt eine abschätzige Bemerkung über seine Hautfarbe problemlos, während sich eine andere Person, die sich ihrer Herkunft schämt, zutiefst diskriminiert fühlt. Eine häufige Feststellung ist, dass verfolgte Christen oftmals nicht für ein Ende der Verfolgung, sondern um Standfestigkeit beten. Sie haben verstanden, dass Widerstand zu ihrer Identität gehört und sie gerade in dieser schwierigen Situation ein Licht in dieser Welt sein können.
Mit verschiedenen Bildern beschreibt Petrus die Gläubigen. Indem er die Gläubigen als geistliches Haus bezeichnet, betont er deren Zusammengehörigkeit und Bestimmung. Weiter beschreibt er die Gemeinde als königliches Priestertum. Das bedeutet, dass sie den Menschen Gottes Wort bringt und für sie betet. Christen ist wichtig, dass sie als Gottes Volk die grösste Würde empfangen haben. Daran ändert sich nichts, wenn sie von der Gesellschaft unterdrückt, diskriminiert oder verfolgt werden. Sehen Christen sich aber als Opfer, Minderheit oder Benachteiligte und nicht mehr primär als königliche Priester, dann verlieren sie ihre Salzkraft.
Festes Fundament für stürmische Zeiten
Wozu sind wir in dieser Welt? Wer sich für Menschen oder eine Sache einsetzt, erfährt in seinem Leben Sinn. Und es gibt nichts Besseres, als sich für Gottes Sache einzusetzen und Menschen in seiner Liebe und Kraft zu begegnen. In unser erfolgs- und leistungsorientierten Gesellschaft neigen leider auch Christen zuweilen dazu, ihre «Berufung» anhand sichtbarem (irdischem) Erfolg, einem Imageprojekt oder einer Stellung zu verstehen. Wenn Möglichkeiten und Einflussbereiche von aussen beschnitten werden, kann dies als Ende der Berufung verstanden werden und es besteht die Gefahr, für persönliches Recht, Einfluss und Privilegien zu kämpfen. So kann der eigentliche Auftrag in Vergessenheit geraten. Letztlich wird ein hingegebenes und fruchtbringendes Leben aber nicht durch veränderte Rahmenbedingungen verhindert. Das einzige, was zählt, ist Gottes Wirken in und durch uns.
In seinem ersten Brief wiederholt Petrus mehrmals, dass die Gläubigen Gottes Eigentum sind. Sie sind Gäste und Fremdlinge, deren wahres Zuhause ausserhalb dieser Welt liegt. Zum Schöpfer des Universums zu gehören ist für sie wertvoller als alle Privilegien und alles Ansehen, welche diese Welt zu bieten hat.
In Schwierigkeiten zeigt sich unser Fundament
Eine Krankheit kann alle Kräfte in Beschlag nehmen und Trauernde können von ihrem Schmerz eingenommen werden. Das ist normal. Ob es darum geht, geplatzte Träume zu verarbeiten oder um den eigenen Job zu bangen: Schwierige Zeiten absorbieren Kraft. Doch gerade in solch herausfordernden Zeiten zeigt sich, ob wir uns als Eigentum Gottes verstehen. Trotz Schmerz, Verleumdung oder Angst gehören wir zu Gott und rechnen mit seiner Hilfe. Und selbst dann, wenn wir kaum mehr Kräfte haben, kann im Blick auf Gottes Reich gelebt werden.
Es spielt keine Rolle, zu wie viel Engagement wir in Krisenzeiten noch fähig sind: Letztlich spricht das Verhalten in Krisensituationen oft lauter als die aufwändigsten Kampagnen. Durch Widerstand wird Gottes Sache keinen Abbruch getan. Die Geschichte lehrt uns sogar, dass oftmals dort die grössten geistlichen Aufbrüche geschehen, wo Christen unter Diskriminierung oder sogar Verfolgung zu leiden haben. Dies ändert nichts daran, dass wir ein königliches Priestertum sind und Gott mit uns ist.
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