Wäre die Welt nicht ein friedlicherer Ort wenn es keine Religionen gäbe? Dieser Frage geht der Journalist Jürgen Schmieder nach. Er kommt zum Schluss, dass das Misstrauen gegen den Islam und andere Religionen fehlgeleitet ist.
Würde das World Trade Center noch stehen, wenn es keine Religionen gäbe?
Schmieder macht in seinem Beitrag auf dem Online-Portal der «Süddeutschen Zeitung» darauf aufmerksam, dass es in der Geschichte der Menschheit zuhauf religiös motivierte Kriege gebe. Die Religion sei immer Katalysator von Konflikten gewesen oder als Vorwand missbraucht worden. «Wer gegen den Teufel kämpft, der hat Gott automatisch auf seiner Seite, lautet die einfache Logik.»
Schwarz-Weiss-Denken
Der Journalist berichtet davon, dass auf den Titelseiten einiger Kurz-Memos, die der damalige US-Präsident George W. Bush jeden Tag vom Pentagon überreicht bekam, Bibelzitate zu lesen waren, offenbar, um den strenggläubigen Präsidenten zu ermutigen. Daraus schliesst Schmieder: «Die amerikanische Regierung reagiert also auf den Fanatismus der Terroristen mit einer Art Selbst-Fanatismus. Über den Koran wurde gesprochen, als sei er eine Anleitung zu Kriegsführung und zum Bombenbau – und als Gegenstück wurde die Bibel präsentiert, als sei sie die Blaupause für das himmlische Königreich auf Erden.»
Dies führe zurück zu der Frage, ob Religion tatsächlich die Wurzel allen Übels sei – «oder ob Menschen, wäre es nicht der Religionen wegen, einen anderen Grund finden würden, um sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen». Mehrere Studien zeigen nämlich, dass es in den vergangenen 20 Jahren genau so viele nicht-religiöse Suizidbomber gab, wie jene, die es aus religiösen Gründen tun. Lediglich sechs Prozent aller terroristischen Akte in den Jahren zwischen 1998 und 2004 seien religiös motiviert gewesen.
Fanatismus treibt zur Tat an
Schmieder zitiert den französischen Denker Voltaire: «Nicht der Atheismus stachelt die blutigen Leidenschaften an, sondern der Fanatismus.» Der Autor ist der Ansicht, man müsse den Satz erweitern: «Nicht der Atheismus und nicht Religion stacheln die blutigen Leidenschaften an, sondern der Fanatismus.»
Schmieder resümiert: «Die Mitglieder religiöser Gemeinschaften müssen miteinander leben, nicht nebeneinander und schon gar nicht gegeneinander.» Der Heilige Krieg des 21. Jahrhunderts sollte deshalb nicht stattfinden zwischen den einzelnen Religionen – «es bräuchte vielmehr ein gemeinsames Aufbegehren aller Religionen gegen jene, die Religion pervertieren».
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