Der Verein «Grüner Fisch» setzt sich für mehr soziale Gerechtigkeit ein. Zwei seiner Klimaschutzprojekte in der Dritten Welt haben einen «StopArmut»-Preis gewonnen. André Galli zeigt auf, warum unser Energieverbrauch von Jahr zu Jahr weiter zunimmt. Der Vereinspräsident ruft zu einem nachhaltigen Lebensstil auf und rät zum Verzicht.
Für Nachhaltigkeit: André Galli (ganz links) und sein Vereinsteam.
«Die Art, wie wir leben, sagt viel über unsere Werte aus», sagt André
Galli aus Bern, Präsident des Vereins «Grüner Fisch». «Unser Lebensstil
hat direkte Auswirkungen auf die Lebensqualität in anderen Ländern.» Die
Zerstörung der Umwelt und soziale Ungerechtigkeit seien zwei Themen,
die zusammengehörten. Länder im Süden litten stärker unter dem
Klimawandel, weil das Geld fehle, um etwas dagegen zu unternehmen,
beispielsweise zum Schutz vor Überschwemmungen. Galli: «Diese soziale
Ungerechtigkeit macht mich persönlich sehr betroffen.»
Mit wenig Geld viel bewegen
Der 35-jährige Physiker erklärt: «Bei den Vereinigten Bibelgruppen (VBG) machten wir uns schon länger Gedanken darüber, wie wir mit wenig Geld kleine Entwicklungsprojekte im Ausland fördern könnten. Fast immer fehlte es an den Finanzen.» Aus dieser Motivation heraus wurde 2008 der «Grüne Fisch» gegründet. Der Verein hat zwei Standbeine: die Unterstützung von Klimaschutzprojekten in der Dritten Welt und die Förderung eines nachhaltigen Lebensstils in der Schweiz.
Preisgekrönte Projekte
Klimaschutzprojekte werden in Nepal, Äthiopien und in Peru unterstützt. In Nepal verringern rauchfreie Metallöfen, die weniger Holz brauchen, die Abholzung an den Berghängen, und dadurch wird Überschwemmungen vorgebeugt. Wenn die Öfen weniger russen, fördert dies zudem die Gesundheit der Hüttenbewohner. Dieses Projekt hat an der «StopArmut»-Konferenz 2010 den zweiten Preis gewonnen, zusammen mit dem Projekt «Ökologische Erdbaustein-Technologie» in Äthiopien. Galli betont: «Wir unterstützen Projekte, die den CO2-Verbrauch reduzieren und der lokalen Bevölkerung zugutekommen.» Das zweite Standbein sei, für den Zusammenhang zwischen Ökologie und sozialer Gerechtigkeit zu sensibilisieren. Der erste Schritt zur Veränderung bestehe darin, selber sparsamer zu leben und weniger Ressourcen zu verbrauchen. Zu diesem Zweck biete der «Grüne Fisch» ein Lebensstil-Coaching an.
Veränderung braucht Zeit
«Veränderungsprozesse brauchen viel Zeit», meint der Physiker. «Der Klimawandel ist kaum sichtbar, und deshalb sehen die meisten Menschen keinen Grund, ihren Lebensstil anzupassen.» Veränderungen in der Natur seien erst über einen Zeitraum von 20 Jahren zu beobachten: Aufgrund der Klimaerwärmung steige die Baumgrenze, zögen sich Gletscher zurück und kämen extrem warme Sommer häufiger vor. Konkrete Abhilfe gegen die Zerstörung der Umwelt würden technische Lösungen schaffen wie der Bau von Minergie-Häusern, die deutlich weniger Energie verbrauchten. Dennoch nehme der Energieverbrauch in der Schweiz jährlich zu. Das Verzichten, zum Beispiel auf das Auto, falle vielen schwer, weil sie selber keinen direkten Nutzen davon hätten.
Gewinn durch Verzicht
André Galli ist überzeugt, dass gerade ein Verzicht
persönlichen Gewinn bringt und das Leben vereinfacht. Er selber wohne
nur fünf Minuten von der Universität Bern entfernt. Durch den Verzicht
auf einen langen Arbeitsweg gewinne er täglich viel Zeit. «Ein Drittel
des Verkehrs wird durch Pendler verursacht», weiss Galli. «Die
Verkehrsüberlastung und der damit verbundene CO2-Ausstoss wären
hinfällig, würde man dort wohnen, wo man arbeitet.»
Ein klares Bekenntnis zum Verzicht gehört zur
Kernbotschaft des «Grünen Fisch». Die Botschaft richtet sich nicht nur
an Einzelpersonen, sondern auch an Kirchgemeinden, Konfirmanden und
Bibelgruppen. Galli erklärt: «Die Aufgabe eines Christen ist nicht
primär, zu konsumieren, sondern für Gott und für andere Menschen da zu
sein.» Im letzten Jahr habe man deshalb das Kleingruppenprogramm
«Ökologisch Fasten» lanciert. Die Broschüre mit Themen wie «Weniger
unterwegs sein» und «Weniger Fleisch essen» rufe dazu auf, über die
Verantwortung gegenüber der Schöpfung nachzudenken.
Für Gerechtigkeit einstehen
Die Wirtschaft sei auf ewiges Wachstum und einen möglichst grossen
Eigennutzen angelegt. Doch Wachstum sei nicht ewig möglich, und eine
gerechte Verteilung des Reichtums sei bis heute nicht zu beobachten.
Vielmehr habe sich die Schere zwischen den ärmsten und den reichsten
Ländern in den letzten Jahrzehnten weiter geöffnet. Der Physiker ist
überzeugt: «Ohne längerfristige Hoffnung lohnt es sich nicht, sich für
mehr Gerechtigkeit einzusetzen. Ohne den Glauben an Gott würde das
keinen Sinn machen.»
Der «Grüne Fisch»
Die Unterstützung von Einzelpersonen und Kirchgemeinden, die einen verantwortungsvollen Lebensstil im Umgang mit natürlichen Ressourcen anstreben, ist das Ziel des «Grünen Fisch». Der Verein will bewusst machen, dass ein energie- und CO2-intensiver Lebensstil nicht nachhaltig ist. Er unterstützt Projekte in der Dritten Welt, die einen ökologischen Nutzen haben und die Lebensgrundlage der Bevölkerung verbessern. Der «Grüne Fisch» wurde 2008 gegründet. Vereinspräsident ist André Galli. Wer selber mitarbeiten möchte, kann sich einer Regionalgruppe im Raum Bern oder Zürich anschliessen.
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