«Wir hätten uns mehr Unterstützung aus kirchlichen Kreisen gewünscht»
Der Abstimmungskampf um die Volksinitiative «Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache» tritt in die heisse Phase. Wir richten die heissen Fragen dazu an Co-Präsidentin und alt Nationalrätin CVP, Elvira Bader.
Elvira Bader
Livenet: Frau Bader, man hat den Eindruck, dass die Initianten beim Abstimmungskampf in den Medien einen schweren Stand haben. Ist das auch Ihr Eindruck? Elvira Bader: Zwar vertreten die Medien vorwiegend die Meinung von Bundesrat und Parlament. Wir wurden dennoch ziemlich fair behandelt. Auch über die Medienkonferenz, an der wir unser Anliegen vorstellten, wurde sachlich und fair berichtet.
Man wirft den Initianten vor, es gehe ihnen gar nicht um Einsparungen bei den Krankenkassen, sondern sie führten einen verkappten Kampf gegen die Fristenlösung.
Unser Ziel ist, die explodierenden Krankenkassenkosten zu senken. Ein entsprechender Vorstoss im Parlament, den Leistungskatalog in der Grundversicherung zu kürzen, fand keine Mehrheit. Daher beschlossen wir, eine Initiative zu starten, die jährlich immerhin um die 10 Mio. Franken einsparen würde. Wichtig war uns dabei, dass die Abtreibungsfinanzierung nun wirklich nichts im KVG verloren hat.
Wir müssen den Volksentscheid zur Abtreibung von 2002 akzeptieren, aber deren Befürworter müssten auch akzeptieren, dass viele Menschen in einem Dilemma stecken. Ich denke zum Beispiel an Ehepaare, deren Kinderwunsch nicht in Erfüllung geht, während andere Frauen ihr Kind abtreiben. Hier kann die Initiative mithelfen, das moralische Dilemma zu lösen, indem wenigstens die Abtreibungskosten von den Frauen selbst getragen werden.
Es gibt auch den Vorwurf, bei den Initianten handle es sich teilweise um die gleichen Leute, die auch gegen Aufklärung an den Schulen seien.
Jedes Komitee setzt sich neu zusammen. Unser Initiativkomitee will ein ethisches Dilemma lösen und Kosten sparen. Andere Initiativen haben auch andere Komitees. Im Komitee gegen den Sexualkundeunterricht ab dem Kindergarten gibt es zum Teil die gleichen Leute, aber es sind auch ähnliche Fragen angesprochen.
Was sagen Sie zum Argument, dass auch die christlichen Kreise, insbesondere die CVP, nicht geschlossen hinter dem Anliegen stehen?
Wir sind ein überparteiliches Komitee und wussten, dass wir es nicht leicht haben werden. Es gibt aber sicher viele Leute, die sich nicht bewusst sind, worum es in unserer Initiative tatsächlich geht. Wir stimmen ja nicht über Abtreibung ab, sondern nur über deren Finanzierung. Niemand wird durch die Initiative in Hinterhöfe oder zu Kurpfuschern getrieben. Die Leistungen werden weiterhin professionell angeboten, und die Angebote werden weiter bestehen. Wer aber einmal Nein gesagt hat, kann oft nicht mehr zurück, ohne das Gesicht zu verlieren.
Was sagen Sie zum Vorwurf, dass betroffene Frauen mit wenig Einkommen eine billige Lösung suchen und damit Pfuschern in die Hände fallen?
Auch das Beispiel Österreich zeigt, dass dies nicht stimmt. Keine Frau riskiert wegen ein paar Franken ihre Gesundheit. Die Kosten sind ja heute gar nicht mehr so hoch. Und auch ein Pfuscher würde Geld verlangen.
Wo hätten Sie sich mehr Unterstützung gewünscht?
Aus den kirchlichen Kreisen. Ich sprach mit Vertretern des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK) und konnte deren Argumente nicht nachvollziehen. Ich kann nicht verstehen, dass man uns nicht nur die Unterstützung verweigert, sondern noch gegen uns kämpft. Ein Gremium, das sich klar dem Gebot «Du sollt nicht töten» verpflichtet weiss. Wer das Gebot wirklich ernst nimmt, kann doch nicht gegen unsere Initiative sein.
Auch die Bischofskonferenz unterstützt Sie nicht.
Ja, das ist schlimm. Wir wollten ihr die Initiative vorstellen und erklären, was uns aber nicht ermöglicht wurde. In der Folge verzichtete die Bischofskonferenz auf eine Parole. Das ist enttäuschend.
Was erhoffen Sie sich als Folge der Abstimmung, auch wenn sie verloren gehen würde?
Wir haben viele positive Echos aus der Bevölkerung. Es ist legitim, ihr diese Entscheidung vorzulegen. Wir werden sehen, ob die Finanzierung der Abtreibung aus Prämiengeldern tatsächlich für die Mehrheit der Bevölkerung kein Problem darstellt.
Meghan und Harry sorgten mit einer «Netflix»-Doku für mächtig Wirbel. Die Autorin und «Woman Alive»-Chefredaktorin Tola Doll Fisher machte sich dazu...