BAG in der Sackgasse?

Mit Pornoplakaten und Sexfilm gegen AIDS

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Trotz krassen Slogans und sexuell aufgeladenen Bildern verflacht die Wirkung der Anti-Aids-Kampagnen des BAG schnell. Es braucht immer stärkere Bilder und schrägere Ideen.

«Wir sind der Meinung, dass diese Kampagne viel zu weit geht und am Ziel vorbeischiesst», stellt die EVP in einer Mitteilung an die Mitglieder fest. 

«Love Life – und bereue nichts»: So lautet der Slogan der neuen Kampagne des Bundesamts für Gesundheit (BAG) gegen HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten. Eine Website, ein Kurzfilm mit Sexszenen, ein Safer-Sex-Manifest, Plakate sowie ein Casting sollen wieder die Aufmerksamkeit der Zielgruppen auf sich ziehen. Die Casting-Idee ist neu und richtet sich an Paare und Singles: Das BAG ruft sie auf, sich vor der Kamera auszuziehen und die Bilder und Filme der Kampagnenleitung zu schicken. Diese hofft, damit neue Plakatmotive zu erhalten, die «unbeschwerte Lust und Lebensfreude zeigen». Die vom BAG Ausgewählten haben die Chance, sich ab Juni auf grossen Plakatwänden wiederzufinden. Das BAG betont, dass jeder selbst entscheide, ob er während des Fotoshootings ganz oder nur fast nackt sei.

Beunruhigte Eltern

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Maja Ingold
Das Generalsekretariat der EVP hat nun Anfragen von Eltern erhalten, die sich sorgen, dass der Videoclip der Kampagne während des Nachmittagprogramms im Fernsehen gezeigt wird. Einige fragten, wie man seinen Kindern die expliziten Plakatsujets erklären soll.

Und wenn die Kids auf Youtube gehen? Laut BAG ist der Film auf Youtube zwar mit einer Altersbeschränkung aufgeschaltet worden (gemäss Reglement von Youtube), aber auf der Kampagnenseite des Bundes lovelife.ch könne man den Film ohne Altersbeschränkung ansehen. Dieser Clip brauche keine Altersbeschränkung, meint Frau Schwendener vom BAG.

Gegenüber «Der Bund» und Tagesanzeiger online beurteilte EVP-Nationalrätin Maja Ingold die Stop-Aids-Kampagnen des BAG kritisch: «Es ist fraglich, ob der Nutzen die Investitionen rechtfertigt. Insbesondere im Vergleich zu anderen Präventionsmassnahmen, die kein Geld vom Bund erhalten – etwa zum Thema Suizid.» Jugendliche über sexuell übertragbare Krankheiten zu informieren, findet Ingold zwar sinnvoll. Aber bei Erwachsenen hält sie den Appell an die Eigenverantwortung für zielführender.

Eine Sackgasse?

Hat sich vielleicht das Bundesamt für Gesundheit schlicht in eine Sackgasse manövriert, indem es auf Sexmotive, sexuelle Gassensprache und aufreizende Bilder setzt, die bei jeder Kampagne noch etwas krasser gestaltet werden müssen, um noch beachtet zu werden. Und dies alles, um Leute mit regelmässig wechselnden Sexualkontakten, insbesondere Schwule, noch zu erreichen?

Auf Facebook meint dazu EVP-Generalsekretär Joel Blunier: «Da soll mir mal jemand erklären, wie weit wohl die nächste Stopp-Aids-Kampagne gehen wird, wenn die laufende meines Erachtens bereits gegen StG Art. 197 (Zeigen von pornografischen Inhalten an unter 16-Jährige) verstösst ... Ich bezweifle stark, ob damit das Ziel wirkungsvoll bekämpft wird oder ob einfach die ganze Aufmerksamkeit auf den Sexbildern liegt und die Botschaft dabei in den Hintergrund tritt.»

Die EVP empfiehlt daher ihren Mitgliedern, ihre Meinung dazu gegenüber den Verantwortlichen beim BAG zu äussern.

Webseiten:
Bundesamt für Gesundheit
Lovelive: Kampagnenleitung
Mail an BAG

Zum Thema:
Hoffnung trotz Aids: Sie nannten sie «Smiley»
HIV positiv: Ein Blitz aus heiterem Himmel
SEA: 22 Jahre Stopp-Aids-Kampagnen sind genug

Datum: 14.05.2014
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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