Widerstand angekündigt

Nationalrat befürwortet Embryonen-Tests

Im Unterschied zum Ständerat will der Nationalrat Tests von Embryonen vor der Einpflanzung in den Mutterleib erlauben. Eine ethisch höchst umstrittene Technik.

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Zwar lehnte der Nationalrat am Dienstag (3.6.14) wie früher der Ständerat «Retterbabys» ab. Bei der Zulassung der Präimplantationsdiagnostik (PID) will die grosse Kammer des Parlaments aber weiter gehen als der Ständerat und der Bundesrat und auch das Aneuploidie-Screening zulassen. Verschiedene Schweizer Organisationen haben ihren Widerstand gegen die Vorlage angemeldet.

Der Basler Appell gegen Gentechnologie kritisierte den Entscheid des Nationalrates für die Zulassung der PID. Die Verein warnte eindringlich vor einer Ausweitung des Anwendungsbereichs, wie er in einer Medienmitteilung von Dienstag mitteilte. Bei der PID handle es sich nicht um ein therapeutisches, sondern um ein selektives Verfahren.

«Dies weist eindeutige eugenische Tendenzen auf», so der Verein. Der Basler Appell fordert die Mitglieder des Ständerats auf, den Entscheid des Nationalrates kritisch zu hinterfragen und die «verwässerte» Vorlage nicht zu akzeptieren. Der Verein lehnt sowohl das Testen von Embryonen als auch die Abschaffung der heute geltenden zahlenmässigen Obergrenze bei der Entwicklung von Embryonen ab.

Mensch nach Bestellung

Human Life International-Schweiz (HLI-Schweiz) bedauert das «verhängnisvolle Ja zur eugenischen Mentalität der Präimplantationsdiagnostik». Diese mache Menschen vom gezeugten Geschöpf zum bestellten Produkt, schreibt HLI. Mit einem Bruch «früherer Versprechungen des Bundesrates und des Parlamentes» werde der Schutz, den die Bundesverfassung gewähre, nun gelockert. Hinter dem Protest von HLI stehen weitere Organisationen wie Ja zum Leben, die Schweizerische Stiftung für die Familie und Die Arbeitsgruppe Jugend und Familie.

Gemäss HLI-Schweiz funktioniere die Unabhängigkeit bei Aufsicht, Kontrolle und Statistik in der Fortpflanzungsmedizin seit Jahren nicht. Die Fortpflanzungsmediziner kontrollierten sich weitgehend selber. Sie bereiteten sowohl die Statistik im Auftrag des Bundesrates auf und stellten sogar eigene Inspektoren für die Legalinspektionen der Fortpflanzungsmedizin-Praxen. HLI-Schweiz geht davon aus, dass der Widerstand gegen einen solchen Verfassungsartikel und das eugenische Fortpflanzungsmedizingesetz gross sein werde.

Aussondern von Embryonen

Mit dem Verfahren, das der Nationalrat zulassen will, können Embryonen auf numerische Chromosomenstörungen untersucht werden. Es erlaubt das Aussondern von Embryonen mit einer Erbkrankheit, etwa das Down-Syndrom (Trisomie 21). Der Bundesrat wollte diese Anwendung der PID nicht erlauben. So sollten unfruchtbare Paare, die erblich nicht vorbelastet sind, keinen Gebrauch von der PID machen dürfen.

«Instrumentalisierung»

Die Bioethik-Kommission der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) übte bereits im März scharfe Kritik an der politischen Entscheidungsfindung des Parlaments im Bereich der Fortpflanzungsmedizin. Der Präsident der SBK-Bioethikkommission, Thierry Collaud, sprach sich in einer Protestnote gegen die «umfassende Liberalisierung» der medizinisch unterstützten Fortpflanzung aus. Kritisch zum Entscheid des Nationalrats äusserte sich gegenüber der Sendung 10vor10 des Schweizer Fernsehens auch die Medizinethikerin Ruth Baumann-Hölzle.

Zum Thema:
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Datum: 04.06.2014
Quelle: Livenet / Kipa

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