Der Westschweizer Bischofskollege Charles Morerod nimmt in der Zeitung «Le Temps» Stellung zu den Passagen über Homosexualität in der Rede von Vitus Huonder und erklärt die katholische Lehre.
Bischof Charles Morerod
In einem Interview mit der Genfer Tageszeitung «Le Temps» relativierte Morerod die aktuelle Bedeutung der Aussagen über homosexuelle Praktiken im 3. Buch Mose. Auch Juden würden das Buch Leviticus nur selten wörtlich verstehen, wie das nun bei kürzlich an der Jerusalemer «Gay Pride Parade» geschehen sei, als ein Mann mit dem Messer auf Teilnehmer der Kundgebung losging.
Neutestamentliche Sicht
Christen läsen die Passagen, die gleichgeschlechtlichen Sex mit der Todesstrafe ahnden, «im Lichte des Neuen Testamentes», sagte Morerod und zitierte gleich zwei Stellen: «Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein…» Und «Wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen.» Laut der Meldung von kath.ch vermied Morerod aber Hinweise darauf, dass auch das Neue Testament Stellen enthält, die praktizierte Homosexualität ablehnen.
Die Tatsache, dass jemand homosexuell sei, sei weder ein Verbrechen noch eine Sünde – vor allem dann, wenn er dies nicht selbst gewählt habe. Die Kirche bezeichne aber mit Berufung auf die Bibel «gewisse Handlungen» als «Sünde»: Denn sie gehe davon aus, dass die Fruchtbarkeit, die auf dem Unterschied zwischen Mann und Frau basiere, ein zentrales Merkmal der Sexualität sei. Es sei aber offensichtlich, dass dieser Ansatz – von einer nicht-religiösen Perspektive betrachtet – den meisten Zeitgenossen «absurd» erscheine.
Frage mit Spaltpotential
Morerod, der damit die katholische Position bestätigte, wies weiter darauf hin, dass die Frage des Umgangs mit Homosexualität ein Spaltpotential für jede Kirche darstelle, weil es ernsthafte Divergenzen in Sachen Bibelinterpretation gebe. Als Beispiel nannte der Bischof die Anglikaner.
Gegen Bischof Huonder waren zwei Strafanzeigen bei der Bündner Staatsanwaltschaft eingereicht worden. Aus der Bischofskonferenz zum Vorfall geäussert hatten sich bislang der St. Galler Bischof Markus Büchel und der Einsiedler Abt Urban Federer.
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