Ein Trend lässt aufhorchen

Immer mehr Jugendliche gehen ins Bordell

Berichte über Freier im Teenie-Alter bewegten in den vergangenen Wochen viele Schweizer Medien. Demnach stehe bei jugendlichen Männern im Ausgang immer öfter ein Bordellbesuch auf dem Programm. An Wochenenden machten sie laut den Aussagen einiger Betreiber bis zu einem Viertel der Kundschaft aus.

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Die Reaktionen von Therapeuten fielen gleichgültig bis zustimmend aus. Die «Sex-Expertin» Maggie Tapert aus Zürich erklärte auf baz.ch: «Ich denke, der Trend ist positiv. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein junger Mann, voller verrücktspielender Hormone, gerne seinen Körper erforschen und wissen will, wie Sex funktioniert. Die meisten Jungen gehen dann höchstens ein- oder zweimal ins Bordell, wollen etwas lernen und erfahren - das ist völlig normal.»

«Wirkt sich auf später aus»

Doch es gibt auch warnende Stimmen. Sexualtherapeut Thomas Spielmann (Villigen AG) gegenüber dem Blick: «Es ist bedenklich, wenn ein junger Bursche seine ersten Erfahrungen mit genitaler Sexualität bei Prostituierten sammelt. Das sind häufig Frauen, die schlecht behandelt und von ihren Zuhältern ausgebeutet werden. Solche Erfahrungen wirken sich auch auf spätere Beziehungen aus.» Offizielle Erhebungen zu dem Phänomen bestehen allerdings keine. Die Polizei beschäftigt sich nicht mit dem Thema, weil der Kauf von Sex ab dem Alter von 16 Jahren in der Schweiz gesetzlich erlaubt ist.

Sexueller Leistungsdruck

EVP-Nationalrätin Marianne Streiff-Feller zeigte sich gegenüber der Schweiz am Sonntag überrascht: «Es war mir gar nicht bewusst, dass 16-Jährige ins Bordell gehen und dass das auch noch legal ist. Diese jungen Männer machen sich in Pornos und im Bordell ein unrealistisches Bild von Sexualität.» Ihr täten die Mädchen leid, die später mit solchen Vorstellungen konfrontiert würden. Die Ursache dieses Trends sieht Streiff-Feller auch in einem sexuellen Leistungsdruck. «Manche meinen, mithilfe von Prostituierten ihren Erfahrungsschatz erweitern zu müssen.» Nun will sie sich dafür einsetzen, dass das Mindestalter für Bordellbesuche auf 18 Jahre erhöht wird.

Was sagt das Gesetz?

Irene Hirzel von der Meldestelle gegen Menschhandel Act 212 sieht die Ursachen im zunehmenden Pornografiekonsum unter Jugendlichen. Sie klärt derzeit ab, ob die Bordellbesuche gemäss der Konvention des Europarats zum Schutz von Minderjährigen vor sexueller Ausbeutung nicht längst verboten worden sind. Gemäss Gesetz muss jemand, der in einem Bordell arbeitet, mindestens 18 sein. Gilt das nicht auch für die Bordellbesucher? Das Bundesamt für Justiz antwortete, dass es in dieser Konvention des Europarates ausschliesslich um das Anbieten von sexuellen Diensten durch Kinder gehe, nicht aber um die Inanspruchnahme solcher Dienste. Allerdings stehe es den Vertragsstaaten frei, solche Vorgänge als strafbar zu erklären.

Zum Thema:
Legalisierung der Prostitution: Amnesty International macht einen «historischen Fehler»
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Datum: 24.11.2015
Autor: Christof Bauernfeind
Quelle: idea Schweiz

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