«Ehe für alle»: Wer darf am Fernsehen diskutieren?
Die zweite SRF-«Streitfrage»
im Rahmen von «Sternstunde Religion» ist aktuell in Vorbereitung. Thema
ist diesmal die «Ehe für alle». Brisant ist, dass die drei zur
Diskussion eingeladenen Gäste alles Befürworter einer «Ehe für alle»
sind.
Norbert Bischofberger moderiert das Gespräch über die «Ehe für alle».
Wurde überhaupt versucht, auch Gegnerinnen oder Gegner der «Ehe
für alle» einzuladen? Darüber könne sie keine Auskunft geben, sagte die
Redaktorin und Produzentin der Sendung, Christa Miranda, auf Anfrage von
idea. Unbedingt dabeihaben wollte die Redaktion jemand von katholischer
Seite und jemand, der direkt betroffen ist. Eine weitere katholische
Stimme wird laut Miranda in einem Einspieler zu Wort kommen.
Auf dem Podium
Auf dem Podium mit Moderator Norbert Bischofberger diskutieren werden
nun die evangelische Pfarrerin Sibylle Forrer (Kilchberg), der
katholische Theologieprofessor Manfred Belok (Chur) und die Hebamme Eva
Kaderli (Zürich). Forrer und Belok sind beide verheiratet und haben sich
mehrfach öffentlich für die «Ehe für alle» ausgesprochen. Kaderli lebt
in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft, ist
Interims-Co-Präsidentin des Dachverbands Regenbogenfamilien und
Co-Präsidentin des Vereins «Zwischenraum». «Zwischenraum»-Mitglieder
bekennen sich zu Jesus und sind überzeugt, dass sich christlicher Glaube
und Homosexualität nicht widersprechen. Aufgenommen wird die
Gesprächsrunde zur «Ehe für alle» am 25. Februar im Berner Haus der
Religionen; ausgestrahlt wird sie am 3. März.
Wie diskutiert man «Streitfragen«?
Zum Titel der Sendung «Streitfrage - Ehe für alle» und der Auswahl
der Podiumsteilnehmenden erklärte Produzentin Miranda weiter:
«'Streitfrage' heisst in unserem Format nicht zwingend, dass man sich
unter den Diskussionsteilnehmern einen erbitterten Schlagabtausch
liefern muss. Wir suchen nicht in erster Linie den Streit, sondern die
Vertiefung, die unterschiedlichen Sichtweisen, das Zuhören, die Fragen
hinter den Fragen.» Sie geht allerdings nicht davon aus, dass es mit
Gegnern der «Ehe für alle» zu einem erbitterten Schlagabtausch gekommen
und eine Vertiefung deshalb unmöglich gewesen wäre.
Bereits zum zweiten Mal
Bereits die erste Ausgabe des Sendeformats «Streitfrage» hatte
kritische Reaktionen hervorgerufen. In jener Sendung zum Thema
Abtreibung äusserte sich niemand auf dem Podium gegen die Fristenlösung.
Laut «nau.ch» hatte sich die SRF-Mediensprecherin Kultur, Nadine
Gliesche, im Vorfeld dazu wie folgt geäussert: «Die Sternstunden haben
den Anspruch differenziert zu diskutieren und nicht zu polarisieren.»
«Zu radikal für dieses Format»
Zwar habe SRF Abtreibungsgegner angefragt, weiss «nau.ch». Diese
seien aber «in ihren Argumentationen so radikal, dass sie nicht in das
Format passen würden», habe Gliesche den Ausschluss der Gegner damals
gerechtfertigt. «Darum bin halt auch ich eingeladen und keine
Radikalinskis», frohlockte deshalb Freidenker und Abtreibungsbefürworter
Valentin Abgottspon via soziale Medien.
Es sei nicht so, dass in der Sendung ausschliesslich Befürworter der
«Ehe für alle» vorkommen, schrieb Judith Hardegger, die
Redaktionsleiterin von SRF Sternstunden, dem besorgten Heinz Flütsch aus
Kaisten. Er hatte sich aufgrund des Beitrags im Wochenmagazin
«ideaSpektrum» an die TV-Redaktion gewandt. «Selbstverständlich werden
auch Gegner zu Wort kommen und deren Thesen im Gespräch aufgenommen»,
verspricht ihm Hardegger in ihrer Mailantwort. Und weiter: «Wir sind uns
bewusst, dass dies ein sensibles Thema ist, und es ist uns an einer
sachlichen und multiperspektivischen Diskussion sehr gelegen.»
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