Ein Paar, das alles gemeinsam macht, wirkt nach aussen harmonisch glücklich, doch oft wird die gemeinsame Welt immer kleiner und enger, weil alles, was dem anderen nicht passt, einfach stumm geschaltet wird.
Es
gibt diese Paare, die scheinbar in vollkommener Harmonie leben und ein
Herz und eine Seele sind. Sie machen alles zusammen und sind sich immer
einig. Man könnte meinen, die beiden seien zu einer einzigen Person
verschmolzen.
Als Individuen gemeinsam unterwegs
So romantisch diese Form der Beziehung auch scheint, in einer solchen
symbiotischen Paarbeziehung geht viel verloren. Alle
Charaktereigenschaften, Interessen und Beziehungen, welche nur einer der
beiden hat, werden dem Partner zuliebe stumm geschaltet. Wenn sie
beispielsweise grosses Interesse am Schachspielen hat, er aber nicht,
wird einfach nicht mehr Schach gespielt. Oder wenn er einen guten Freund
hat, der ihr aber nicht passt, versandet dieser Kontakt nach und nach.
Oder wenn sie Energie und Inspiration tankt, in dem sie sich allein
zurückzieht, wird sie nun halt mit weniger Energie und Inspiration
auskommen müssen.
Man findet sich beim kleinsten gemeinsamen Nenner
wieder und verliert eine ganze Menge an Gestaltungsmöglichkeiten.
Schlussendlich geht jegliche Individualität verloren. Statt dass sich
dank des Partners neue Horizonte auftun, wird die uns zugängliche Welt
immer kleiner und enger.
Wenn ich rund um die Uhr mit meiner Ehefrau zusammen sein will, weil
es mir so wohl dabei ist, ist das ganz schön egoistisch. Ich raube ihr
damit nämlich viele Entwicklungsmöglichkeiten und Erfahrungen, welche
ausserhalb unserer Beziehung auf sie warten würden. Wenn ich hingegen das
Beste für meine Frau will, muss ich sie auch immer wieder ziehen
lassen. Es gilt: Wer seine Partnerin oder seinen Partner liebt, gibt sie
oder ihn frei. Das wird dazu führen, dass beide Partner wieder neue
Erfahrungen und Geschichten in die Beziehung einbringen können und die
Beziehung spannend bleibt.
Eine echte Entscheidung zur Liebe geschieht in Freiheit
Selbstverständlich ist es immer eine Frage des Masses. Genauso
ungesund wie immer beisammen und einer Meinung zu sein, ist das
Gegenteil, sich nie zu sehen und dauernd Meinungsverschiedenheiten zu
haben. Doch jeder Mensch steht entweder in der Gefahr, in der Tendenz zu
verbunden oder zu unabhängig zu werden.
Auf der Grundlage der Freiheit kann dann auch eine echte freiwillige
Entscheidung zur Liebe für das Gegenüber als andersartiges und
eigenständiges Individuum getroffen werden. Dr. Manfred Engeli drückt es
so aus: «Wenn wir geliebt werden wollen, müssen wir unser Gegenüber
freigeben. Wenn wir einen Menschen lieben wollen, dann müssen wir ihm
gegenüber innerlich frei sein.»
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