Ende Oktober fand die zweite Konferenz für eine Welt ohne Waisen (World Without Orphans, kurz WWO) im thailändischen Chiang Mai statt. Das Motto von WWO ist: Jedes Kind soll in einer Familie aufwachsen können und den himmlischen Vater kennenlernen.
Gary Skinner von der Watoto Church Uganda sprach an der «Welt ohne Waisen»-Konferenz
An dieser zweiten WWO-Konferenz nahmen rund 500 Personen aus 70 Ländern teil. Einige von ihnen haben seit der ersten Konferenz mitgeholfen, in ihrem eigenen Land eine «Welt ohne Waisen»-Bewegung aufzubauen, für andere war es das erste Mal, dass sie mit dem Gedanken konfrontiert wurden, dass Waisenhäuser für Kinder wohl nicht der beste Ort zum Aufwachsen sind.
Sue Austen aus Simbabwe war Workshopleiterin an der Konferenz. Im Interview mit Livenet gibt sie Auskunft, wie sie dazu kam, in ihrem Land dafür zu sorgen, dass Waisenkinder in Familien aufwachsen können. Simbabwe war in den Schlagzeilen, als der Langzeitdiktator Robert Mugabe mit 95 Jahren starb. Leider ist die Situation im Land auch heute noch sehr schwierig.
Sue Austen
Livenet: Sue Austen, woher kommen Sie und wer gehört zu Ihrer Familie? Sue: Ich bin in Simbabwe geboren und aufgewachsen. Ich habe eine sehr grosse Familie mit acht Kindern, eigene, adoptierte und Pflegekinder im Alter von 3 bis 23 Jahren. Wir sind ein sicherer Ort und haben oft Kinder bei uns, die sich in einer Übergangssituation befinden. Meine Familie ist echt erstaunlich; sie nimmt alle auf und ist ein Zeugnis für viele. Unser Land erlebt die schlimmste wirtschaftliche Situation in vielen Jahren. Vier Millionen Menschen wissen nicht, woher ihre nächste Mahlzeit kommt und die Inflation liegt im Moment bei über 100 Prozent.
Wie ist die Situation der Kinder in Ihrem Land, insbesondere der Waisenkinder?
Im Moment gibt es in Simbabwe etwa zwei Millionen Waisen. Eine kleine Zahl dieser Kinder lebt in Institutionen oder in Pflegefamilien, der grösste Teil lebt bei Verwandten, viele in Dörfern. Durch die momentane wirtschaftliche Situation sind viele dieser Kinder in Gefahr, dass ihre Familien sie weggeben, weil sie einfach nicht mehr genug zum Leben haben. Auch die medizinische Versorgung ist stark beeinflusst durch Streiks, einige der grossen Gesundheitsdienstleister sind geschlossen und die mütterliche Sterblichkeitsrate (schon jetzt eine der höchsten der ganzen Welt) ist nochmals gestiegen.
Wie haben Sie begonnen, sich um Waisen zu kümmern? Was war der Auslöser?
Ich habe für eine Organisation gearbeitet, welche Flüchtlingen aus Mosambik half, als ich auf Waisen aufmerksam wurde. Ich adoptierte ein HIV+-Baby aus Mosambik. Als es starb, weil damals Medikamente noch nicht so einfach zu erhalten waren, begann ich mit meinem Pastor das Michael-Projekt. Diese Organisation hilft noch heute Waisen. Aus diesem Projekt entstand Kukosha, das ich noch heute leite. Kukosha stärkt bestehende Familien, hilft Pflegefamilien und bei Adoptionen. Wir offerieren auch Pflegefamilien für schwangere Teenager, so dass sie in Sicherheit sind und eine Wahl haben über ihre eigene Zukunft und die ihres Babys. Es ist ein Privileg, hier und in dieser Zeit diese Arbeit zu machen und wir erleben Gottes Segen.
Was ist Ihre Aufgabe in WWO und in Simbabwe ohne Waisen (ZWO)?
Ich bin Trainer und Manager für Kapazitätsaufbau bei ZWO und meine Arbeit beinhaltet die Ausbildung von zwölf lokalen Trainern. Ausserdem unterrichte ich Sozialarbeiter, Polizisten, Lehrer und Pflegeeltern über frühkindliche Traumata. Es gibt sehr viel zu tun und unser Traum wäre es, ein Ausbildungszentrum zu haben. Wir hätten gerne Therapiezimmer und unterstützende Dienste für Kinder, die sonst keine Möglichkeiten für solche Therapien haben. Als Resultat unserer Schulungen haben wir ganz wunderbare Veränderungen im Umgang mit traumatisierten Kindern gesehen. Unsere grössten Herausforderungen bei ZWO sind die fehlenden Ressourcen, aber auch das traditionelle Denken der Simbabwer.
Auf der Welt ohne Waisen-Konferenz
Wie sehr hilft die Kirche in Simbabwe den Waisen?
Viele Kirchen in Simbabwe waren und sind noch immer involviert, Waisen zu helfen. Leider findet ein sehr langsames Umdenken statt. Viele denken immer noch, dass Waisenhäuser eine gute Option für Kinder sind. Aber wir machen weiter und sind auf den verschiedensten Ebenen dran, Veränderung zu bringen. Wir glauben, dass wir diese noch in unserer Lebenszeit sehen werden.
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