StopArmut-Leiter über Nachhaltigkeit, globale Gerechtigkeit und Covid
Matthieu Dobler Paganoni (Bild: StopArmut)
Im Gespräch mit Livenet spricht der Interaction/StopArmut-Leiter Matthieu Dobler Paganoni über seine Haltung zu Nachhaltigkeit und globaler Gerechtigkeit, die Arbeit von StopArmut und die Benachteiligung armer Länder in der Covid-19-Krise.
Globale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit gehören zu den Begriffen, die in den vergangen Jahren an Bedeutung gewonnen haben. Immer wieder werden sie auch in Zusammenhang mit dem christlichen Glauben gebracht. Für die einen ist dies eine Selbstverständlichkeit, für andere jedoch zu weit hergeholt. Livenet-Redaktionsleiter Flo Wüthrich sprach in einem Zoom-Videotalk mit Matthieu Dobler Paganoni über diese Thematik.
Der Leiter von StopArmut
Matthieu ist Leiter von Interaction-Schweiz und StopArmut. Mit seiner Frau und den beiden gemeinsamen Kindern lebt er in Basel. Er hat Soziologie, Theologie sowie International Development Studies studiert und versucht sein Wissen nun in seiner Tätigkeit anzuwenden. Das Anliegen für Armutsbekämpfung und Gerechtigkeit hatte er aber schon länger, was ihn überhaupt zu seinem Studium bewegte.
«Im Alltag geht es mir ähnlich wie anderen Leuten. Beim Einkaufen versuche ich mich zu fragen, wo Produkte herkommen und wie sie produziert werden.» In seiner Gemeinde versucht Matthieu, diese Themen irgendwie aufzunehmen, und neben seiner Rolle als Konsument sieht er in der Politik eine andere Ebene, um etwas zu bewegen.
Ist globale Gerechtigkeit ein Thema der Gemeinde?
Sind Christen bei Themen wie Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit oder Armutsbekämpfung überhaupt sensibilisiert? «Das ist eine schwierige Frage», findet Matthieu. Er glaube schon, dass in den vergangenen Jahren viel passiert ist. «Wir planen, eine Studie in Kirchgemeinden durchzuführen, welche uns hierzu noch mehr Aufschluss gibt.»
Und warum steht «Gerechtigkeit» bei StopArmut im Fokus? «So wie ich die Bibel verstehe, ist Gerechtigkeit ein zentraler Begriff.» Dies sei bei den alttestamentlichen Propheten und auch im Leben von Jesus sichtbar. «Der christliche Glaube muss weltzugewandt sein», ist er überzeugt.
Sensibilisierungs-Aktionen
Die StopArmut-Konferenz 2021 wird online durchgeführt. (Grafik: www.stoparmut.ch)
Die diesjährige StopArmut-Konferenz wird online durchgeführt und widmet sich dem Thema «Wasser». Auf der Website wird die Konferenz mit folgenden Sätzen angekündigt: «Die Themen Wasser und globale Gerechtigkeit sind so aktuell wie noch selten. Der Zugang zu sauberem Trinkwasser – auch für die Hygiene – hat durch Corona an Wichtigkeit gewonnen. Und die Krise zeigt und verschärft auf dramatische Weise globale Ungleichheiten.» Matthieu hofft, dass durch die Kampagne der Wunsch nach konkreten Schritten erwacht.
Ein weiteres Projekt von StopArmut ist der «Just People-Kurs», welcher die Gerechtigkeitsthematik aus verschiedenen Blickwinkeln praxisnah aufnimmt. Das Kursbuch liegt jetzt in überarbeiteter Neuauflage vor. «Die sieben Kapitel können alleine, in einer Gruppe oder als Kirchgemeinde durchgearbeitet werden», sagt Matthieu zum Buch, welches den Untertitel «Eine Entdeckungsreise globaler Nächstenliebe» trägt.
Ein Tropfen auf einen heissen Stein?
«Während meiner Tätigkeit hatte ich Zeiten, wo ich dachte, mein Engagement sei nur ein Tropfen auf einen heissen Stein», berichtet Matthieu. Er kam dann aber zum Schluss, dass es nicht primär darum gehe, grosse Taten zu vollbringen, sondern die kleinen Dinge mit grosser Liebe zu tun. «Ich muss nicht die Welt retten, aber ich kann eine liebende Haltung haben in den Dingen, die ich beeinflussen kann.» Den Rest will er vertrauend in Gottes Hände legen. «Kühne Demut und engagierte Gelassenheit» zu haben, wurde ihm wichtig – um es mit der Formulierung von David Bosch zu sagen.
Auswirkung von Covid-19
Die Auswirkungen von Covid-19 sind weltweit spürbar. Sehr unterschiedlich sind aber die Ressourcen, mit denen sich ein Land schützen kann. Auch wenn alle Länder wirtschaftliche Rückschläge verzeichnen müssen, bedeutet das nicht für alle dasselbe. Als Dachverband von 36 christlichen Hilfswerken hat Interaction einen Covid-19 Fonds eingerichtet, um damit ausgewählte Projekte seiner Mitglieder zu unterstützen. Die Projekte kommen denjenigen Menschen zugute, welche am meisten unter der Krise leiden.
«Als Hilfswerke neigen wir dazu, ständig auf die weltweite Ungerechtigkeit hinzuweisen. Es ist aber wichtig, auch die Fortschritte der vergangenen Jahre anzuerkennen. Viele dieser hart erarbeiteten Fortschritte gehen jetzt durch Covid-19 aber wieder verloren.» Somit ist klar, dass der Kampf gegen Armut und für globale Gerechtigkeit noch dringlicher wird.
Sehen Sie sich hier das ganze Gespräch mit Matthieu Dobler an:
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