Markus Müller

Ein Ja zum Leben finden

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Markus Müller im Livenet-Talk (Bild: Livenet)
«Ich staune darüber, wie viel Hoffnung Menschen trotz gesundheitlichen und sozialen Begrenzungen haben», sagt Markus Müller im Livenet-Talk. Er möchte mit seinem neuen Buch «Ein Ja-Mensch werden» einen «lebensverändernden Aufbruch in einer unperfekten Welt» auslösen.

Im Livenet-Talk erklärt Markus Müller, der nach seiner Zeit als Chrischona-Direktor als Zentrumspfarrer in Rämismühle wirkt, wie er sich das vorstellt. Er macht gleich zu Anfang klar, dass sein Buch nicht eine neue Version für «Positives Denken» ist: «Mir scheint, dass ich oft in eine Welt des Nein hineinrede.» Positives Denken sei schon mal zum Hype geworden. Doch: «Ich mache einen Unterschied: Ja-Menschen gehen in den Ja-Spuren von Gott, der ein ungeteiltes Ja zur Welt und zu jedem Menschen hat.» Dieses Ja ist ideologiefrei.

«Woran machen Sie das fest?», will Moderator Florian Wüthrich wissen, und Müller erklärt: «Gott gab nicht auf mit den irritierenden Menschen. Er fängt mit Weihnachten und seinem Sohn Jesus nochmals an, der in einem stinkenden Stall geboren wird. Das ist ein zeichenhaftes Ja zur Nein-sagenden Welt», so Markus Müller, der in Erziehungswissenschaft und Behindertenpädagogik promoviert hat.

Der Ja-sagende Gott

«Gott sehnt sich nach Gemeinschaft mit den Menschen, akzeptiert aber auch ein Nein», so die Erfahrung des Heimpfarrers. «Die Bibel ist eine eindeutige Hoffnungsbotschaft. Sie ist auf Hoffnung hin gepolt. Daher kann man auch beim kranken und sterbenden Menschen hoffnungsvoll werden. Der Grund: Gott hat ein Ja zu jedem Menschen. Jeder Mensch ist ein «Be-Ja-hter». Da kann man nicht anders als jedem Menschen in grosser Hoffnung zu begegnen. Zudem gilt: «Christen erwarten eine neue Erde und einen neuen Himmel, wo es weder Schmerz noch Tränen – weder Krankheit noch Tod – geben wird».

Die tiefste Sehnsucht

«Menschen, die permanent mit Schmerzen und Krankheit belastet sind, werden sich wohl nicht so leicht davon berühren lassen», wendet Wüthrich ein. Müller kontert: «Wir müssen genau hinschauen, was in einem Menschen vorgeht, die von Leiden gezeichnet sind. Wonach sehnen sich solche Menschen? Die tiefste Sehnsucht ist häufig nicht, gesund zu werden, sondern bejaht zu werden. Ein Ja zu meinem So-Sein.» Er räumt aber ein, dass wir uns schwer tun, ja zu sagen zu Situationen, «die uns nicht gleich schmecken».

Selbstverleugnung?

Müssen wir uns daher selbst verleugnen, das Schmerzliche verdrängen? Müller will nicht von einem «du musst» sprechen. Er formuliert es lieber so: «Lasse dich mitnehmen vom Ja, das Gott angesichts aller Gebrochenheit zu uns hat.» Es sei eine Absage an das «du musst». Wir sind laut dem Buchautor geprägt von einem Milieu, das immer alles optimieren will. Das «Geheimnis» liege darin, «dass er mir hilft, ja zu dem zu sagen, was ich im Moment bin» Müller wünscht sich, dass auch Ärzte und Psychologinnen diese Sicht unterstützen.

Weg von der Selbstoptimierung

Markus Müller will sich auch selbst vom Optimierungsdruck befreien. Er bete nur dreimal für eine Veränderung, die ihn persönlich betrifft. Wenn sie nicht eintrete, sage er ja zum Bestehenden. Bei anderen Menschen wiederum möchte Müller nicht aufhören zu beten. Gott kann. Darauf dürfen wie vertrauen, ohne das moralische «du musst», und ohne permanenter Druck zur Selbstoptimierung.

Der Begründer der Logopädie, Victor Frankl, ist einer der Vorbilder für Markus Müller. Er hat drei Konzentrationslager inklusive Auschwitz überlebt. Er lebte von der Haltung: «Etwas wartet». Das ist Hoffnungsspur, in der wir Mut zum Ja und Wege aus der Sinnfinsternis finden.

Zwang, ein Ja-Mensch zu sein?

Müssen wir zwingend Ja-Menschen werden? Nein, aber wir sollten unser Leben laut Markus Müller noch mehr als ein Trainingslager für die Sinn-, Hoffnungs- und Ja-Perspektive verstehen. Er sieht darin eine Hauptaufgabe für Gemeinden. Müller hat aber Verständnis für Menschen, die angesichts von Leiden nicht weiter leben möchten. «Ich möchte den Schlüssel zum Herzen eines Menschen gewinnen und ihn mit den Augen des Herzens sehen und begleiten – dann haben wir zu zweit gewonnen.»

Kann man noch Ziele am Lebensende haben? Müller dazu: «Ich kenne viele, die mit der Begrenzung des Lebens konfrontiert sind. Ich möchte ihnen Hoffnung für das Leben vor und nach dem Tod machen. Ein Mensch kann bis zum letzten Atemzug ein ermutigender Mensch sein.»

Eine neue Gesellschaft

Müller ortet bei vielen Menschen einen Instinkt für das Negative. «Davon müssen wir erlöst werden.» Das Nein brauche einen Parkplatz, und das könne nur das 'Ja' sein. «Ich träume von einer Gesellschaft, in der Christen den Ruf haben, dafür zu sein und nicht dagegen, und als Menschen von morgen und nicht als Menschen von gestern zu gelten. Dann könnten Christen auch mit Querdenkern reden. Wichtig bleibe: «Jeder soll spüren, dass ich ihn bejahe.»

Sehen Sie sich hier den Livenet-Talk mit Markus Müller an:

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Datum: 06.08.2021
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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