«Und welche guten Vorsätze willst du im neuen Jahr
nicht umsetzen?» Fragen wie diese bringen die Sinnlosigkeit der alljährlichen
Scheinziele auf den Punkt. Wirklich hilfreich könnte aber ein Blick zurück
sein.
Gute Vorsätze fürs kommende Jahr sind ein Klassiker:
Ein gutes Drittel der Bevölkerung fasst sie ganz konkret – der Rest geht
allerdings weder wunsch- noch planlos ins neue Jahr, sondern vielleicht etwas
desillusioniert. Zu oft finden wir noch einen Zettel, auf dem die alten
Vorsätze aufgelistet sind, und könnten einfach die Jahreszahl darüber erneuern.
Ganz oben stehen Vorsätze
wie «gesünder ernähren» (31 Prozent), «mehr Sport treiben» (30 Prozent) und «mehr sparen
(19 Prozent). Bei Christen kommt gerne noch «mehr beten» und «mehr in der Bibel
lesen» dazu. Und wieder werden die meisten Menschen diese Ziele nicht
erreichen. Weil sie nicht konkret genug sind, keine positiven Energien
freisetzen und nicht genug Spass machen. Schwitzen, einen Muskelkater bekommen
oder eine Stunde früher aufstehen ist eben nichts, was uns an sich so viel wert
ist, dass es uns hilft, voranzukommen. Da kann es enorm befreiend sein, nicht
nach vorne, sondern erst einmal zurückzuschauen.
Innehalten hilft
«Das Leben rast vorbei» war schon vor Jahren die
Wahrnehmung der Band Ich + Ich, und sie ergänzten in ihrem Lied: «Dein Atem
ist beschleunigt, deine Zeit ist zu knapp / Und eh' du dich umdrehst, liegst du
schon im Grab.» Gegen diesen Eindruck, dass alles schneller wird, hilft es
allerdings nicht, Gas zu geben und gute Vorsätze zu fassen. Stattdessen tut es
uns gut, einmal «rechts ran zu fahren», durchzuatmen, innezuhalten, vielleicht
sogar eine Kerze anzuzünden. Und dann wird es Zeit für unseren Blick zurück.
Mehr als Erinnerungen
Wenn dieser Rückblick hilfreich werden soll, ist es
gut, ihn nicht im Kopf stattfinden zu lassen. Effektiv wird er, wenn wir uns
Gedanken, Fotos, das Tagebuch und den Kalender des ablaufenden Jahres vornehmen
und uns ein Notizbuch mit Stift danebenlegen und unseren Rückblick
aufschreiben. Tatsächlich helfen handschriftliche Notizen besonders dabei, mit
Herz und Hirn bei der Sache zu sein.
Ehrlich werden
Wenn wir nun das ganze Jahr in den Blick nehmen – und
nicht nur den tollen Urlaub oder die sechs Wochen mit Gipsfuss –, dann gewinnen
wir einen besonderen Überblick und gewichten vieles noch einmal neu. Hilfreich
sind Fragen wie:
Wie lief das letzte Jahr insgesamt?
Was ist aus meinen Träumen und Wünschen geworden?
Wo sehe ich Gottes Handschrift darin?
Wo habe ich Grund zur Dankbarkeit?
Welche Niederlagen habe ich erlitten? Habe ich etwas
daraus gelernt? Was?
Welche Erfolge habe ich gefeiert? Wie kann ich daran
anknüpfen?
Gibt es etwas, das ich bereue? Wie bin ich damit
umgegangen?
Fragen wie diese helfen uns, wegzuschauen von drei
Kilo Übergewicht, und hinzuschauen, wer wir wirklich sind. Sie machen Gottes
Spuren in unserem Leben sichtbar. Und sie helfen uns dabei, das Jahr
abzuschliessen.
Erst abschliessen, dann neu anfangen
Alle, die in der Buchhaltung arbeiten, wissen, dass
vor dem neuen Geschäftsjahr der Jahresabschluss kommt. Dabei ist es zunächst
einmal unerheblich, ob ein Minus oder ein Plus vor dem Ergebnis steht, aber das
Alte muss abgeschlossen werden. Wahrscheinlich tun sich viele Menschen so
schwer damit, ins neue Jahr zu starten, weil sie das alte unbewusst noch nicht
losgelassen haben. Doch können wir das alte Jahr tatsächlich «abschliessen»?
Natürlich begleiten uns viele Ereignisse und vor allem Menschen über den
Jahreswechsel hinaus. Aber gerade deshalb ist es sinnvoll, sie einmal Revue
passieren zu lassen, über sie nachzudenken, sie zu segnen, ihnen zu vergeben,
für uns selbst Vergebung in Anspruch zu nehmen. Dazu kommen zwei wichtige
Lerneffekte: Wir übernehmen die Verantwortung. Und wir erkennen mehr und mehr,
in welche Richtung sich unser Leben im nächsten Jahr bewegen könnte.
Abschluss-Segen
Martin Luther hat keinen Jahresabschluss hinterlassen,
doch ganz leicht umformuliert unterstreicht sein Abendsegen den Gedanken, das
Alte bewusst abzuschliessen, Frieden zu finden und dann mit Energie und
Gottvertrauen neu zu beginnen:
«Ich danke dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus
Christus, deinen lieben Sohn, dass du mich dieses Jahr gnädiglich behütet hast,
und bitte dich, du wollest mir vergeben alle meine Sünde, wo ich Unrecht getan
habe, und mich zum Abschluss auch gnädiglich behüten. Denn ich befehle mich,
meinen Leib und Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit
mir, dass der böse Feind keine Macht an mir finde.»
Meghan und Harry sorgten mit einer «Netflix»-Doku für mächtig Wirbel. Die Autorin und «Woman Alive»-Chefredaktorin Tola Doll Fisher machte sich dazu...