«Lügen mit System»

Warnung vor Wikipedia: Artikel häufig manipulativ

Wikipedia gilt als das bedeutendste Nachschlagewerk der Gegenwart. Aber die Texte sind häufig manipuliert und stellen keineswegs «objektive Wahrheit» dar. Das brachte die «Welt am Sonntag» jetzt ans Licht.

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Logo von Wikipedia im deutschsprachigen Raum
Das Nachrichtenmagazin «idea D» berichtet unter Berufung auf die «Welt am Sonntag» vom 19. Januar, dass die Texte der «Wikipedia» häufig «das Werk von Manipulateuren, Aktivisten und Lügnern» seien. Es gebe inzwischen zahlreiche Beispiele dafür, dass «Interessengruppen durch gezielte Aktionen innerhalb der Autorenschaft die Oberhand gewönnen», so idea D. 

«Schwarmintelligenz ist nicht zuverlässig»

Wikipedia wurde im Jahr 2001 vom US-Medienunternehmer Jimmy Wales gegründet und umfasst heute nach eigenen Angaben über 49 Millionen Artikel in rund 300 Sprachen. Sie baut auf dem Prinzip der «Schwarmintelligenz» auf, nach dem «Gruppen von Individuen durch Zusammenarbeit, unabhängig von der Intelligenz der einzelnen Mitglieder, intelligente Entscheidungen treffen können», wie die Enzyklopädie selbst definiert. Aber diese Utopie einer «Gemeinschaft freier und freiwilliger Autoren, sowie eines objektiven Weltwissens, das sie hervorbringe» habe sich nicht erfüllt, so die Sonntagszeitung.

Zensur und Manipulation

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Jimmy Wales, Gründer von Wikipedia
In Wikipedia kann jeder als Autor tätig sein und jederzeit einen Wikipedia-Artikel ergänzen oder umschreiben. Autoren beschweren sich allerdings immer wieder, sie würden durch «Zensur und Manipulation» auf Wikipedia mundtot gemacht. Bezahlte Autoren und Aktivisten schrieben Artikel um und unterdrückten Fakten, die dem Auftraggeber nicht gefielen oder nicht in dessen Weltbild passten, so die «Welt am Sonntag». Wenn man einmal in einem Wikipedia-Artikel schlecht dargestellt werde, habe man oft kaum Möglichkeiten, sich gegen eine «tendenziöse Darstellung oder gegen rechtswidrige Inhalte zu wehren» – nicht zuletzt, weil auch alle deutschen Artikel auf amerikanischen Servern gespeichert sind und in Deutschland erwirkte juristische Schritte in den USA vollstreckt werden müssen.

Keine Instanz im Hintergrund

Immer wieder seien professionell betriebene Netzwerke entdeckt worden, die versucht hätten, Seiten in ihrem Sinne zu manipulieren, so die «Welt am Sonntag». Auch Regierungen stehen im Verdacht, Artikel nach ihren Vorstellungen zu beeinflussen. Es gebe bei Wikipedia «keine Instanz im Hintergrund, die einen Schiedsspruch fälle oder über ethische Grundfragen entscheide», zitiert «idea D» die Sonntagszeitung: «Es gibt auch niemanden, der entscheidet, wann ein Autor befangen ist, oder ob ein Autor, der ein Parteimitglied ist, sich zu Themen, die in dieser Partei eine Rolle spielen, auf Wikipedia schreiben sollte.»

Alexa greift auf Wikipedia zurück

Die Antworten, die Sprachassistenten wie «Alexa» auf Fragen geben, greifen zum grossen Teil auf Wikipedia und ihr Schwesterprojekt «Wikidata» zurück. Viele Menschen wüssten das nicht, so die Leiterin der Abteilung für digitale und soziale Medien an der Technischen Universität in Sydney, Heather Ford. Auch sie bestätigt, es sei «unbestritten», dass einige Leute bewusst zu Wikipedia kämen, um ihre Ansichten zu verbreiten. Nicht zuletzt, weil die Bedeutung der Enzyklopädie durch Alexa & Co weiter zunehme, müssten auf die genannten Probleme der Manipulation und Falschinformationen Antworten gefunden werden, fordert die «Welt am Sonntag».

Fazit: «Vertrauen nicht immer gerechtfertigt»

Das Fazit von «Welt am Sonntag»-Autorin Christina Brause: Die digitale Enzyklopädie sei zum «bekanntesten und meistbefragten Hüter des Weltwissens» avanciert: «Doch das Vertrauen, das Wikipedia geniesst, ist nicht immer gerechtfertigt. Dazu schreiben zu viele daran mit. Mal stimmen die Fakten nicht, mal sind es subjektive Einschätzungen, die sich in die Einträge einschreiben, auch gibt es immer wieder Versuche, gerade bei politisch strittigen Themen, die Informationen zu manipulieren.»

«Den meisten Nutzern ist gar nicht klar, wie fehleranfällig das System Wikipedia ist», sagt Brause.

Eine Milliarde Anfragen pro Monat auf deutsch

Hinter Wikipedia steht «Wikimedia», ein Netzwerk aus Stiftungen. Für die «Wikimedia Foundation» arbeiten rund 385 Personen weltweit, davon etwa 65 im Hauptbüro in San Francisco. «Wikimedia Deutschland» hat 130 Angestellte. Die deutschsprachige Wikipedia wurde im Dezember 2019 von rund 108 Millionen Geräten aus mehr als eine Milliarde Mal aufgerufen.

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Datum: 21.01.2020
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / ideaD / Welt am Sonntag

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