Und die Welt schaut untätig zu

Libysche Salafisten wüten gegen Christen

In Libyen ist eine regelrechte Christenverfolgung im Gang. Wie in Kairo die koptische Wochenzeitung «Watani» am Sonntag berichtet, gibt es unter den in Libyen Ende Februar festgenommenen Christen 102 Kopten.

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Gefangene Christen in Libyen
Das Blatt zeigt das Foto von einem Dutzend in enger Zelle zusammengedrängten Gefangenen mit kahl geschorenen Köpfen und Spuren von Misshandlungen. Einigen wurden ihre eintätowierten Kreuze grausam entfernt. Bei dem Vorwurf der libyschen Religionspolizei, sie hätten christliche Verkündigung unter Muslimen betrieben, handle es sich in Wahrheit nur um den Besitz von Bibeln, weiteren christlichen Schriften und Abbildungen von Jesus.

Keine Reaktion der Behörden

Der auch für Libyen zuständige Bischof Bakhomios von Damanhur im westlichen Nildelta hat den ägyptischen Botschafter in Tripolis und das Konsulat in Bengasi um Beistand für die Verhafteten gebeten. Doch gibt es bisher keine Reaktion, ebenso wenig vom Aussenministerium in Kairo. Das Regime der Muslimbrüder, unter dem sich inzwischen Ägyptens Christen und besonders die Kopten tagtäglich Angriffen auf ihre Kirchen, Schulen und diakonischen Einrichtungen ausgesetzt sehen, hat kein Interesse, seine christlichen Bürger in Libyen zu schützen. Der Bischof droht daher, sich an die internationale Gemeinschaft zu wenden, wenn die ägyptischen Behörden nicht endlich aktiv werden.

Dieser Meinung ist auch der koptische Menschenrechtsaktivist Naguib Gabrail. Es sei an der Zeit, das nach Gaddafis Sturz vom Regen in die Traufe des politischen Islamismus geratene Libyen zur Wahrung von Menschenrechten und Religionsfreiheit anzuhalten. Demgegenüber versuchen die libyschen Behörden, jede Schuld «Salafistenbanden» zuzuschieben. Diese hätten die Christen entführt, 20 von ihnen sogar schon wieder freigelassen.

«Regelrechte Christenjagd»

Inzwischen meldet der italienische Journalist Giuseppe Nardi weitere bestürzende Details aus Libyen. Nach seinen Erkenntnissen ist dort eine «regelrechte Christenjagd» im Gang. Von den 200’000 Kopten, Griechisch-Orthodoxen, Katholiken und Protestanten, die unter Gaddafi noch in Libyen lebten, sind nur wenige Tausend übrig geblieben. Der islamistische Hass auf alles Christliche richtet sich inzwischen sogar gegen die Toten: Wie der Friedhofswärter Bruno Daimasso in der Hauptstadt Tripolis bezeugt, «vergeht kein Tag, an dem nicht Gräber von Christen geschändet und zerstört werden». Die sterblichen Überreste der Christen werden aus den Gräbern gerissen und auf dem Friedhof verstreut. Und die Welt schaut untätig zu…

Zum Thema:
Polizeichef verweigert Fahndung nach den Attentätern

Datum: 04.03.2013
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

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