Kein Asyl in der Schweiz?

Terror gegen Kopten erzeugt immer mehr Flüchtlinge

Trotz Verfolgung in Ägypten: Koptische Asylsuchende werden von Schweizer Behörden abgeschoben. 

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Unruhen vor der Kathedrale in Kairo
In ihrer Sonntagausgabe veröffentlichte die führende ägyptische Zeitung Al-Ahram (Die Pyramiden) Bilder, die bisher von der Zensur der regierenden Muslimbrüder zurückgehalten wurden. Diese beweisen, dass die Vorwürfe gegen christliche Jugendliche haltlos sind. Ihnen wurde vorgeworfen, im nördlichen Kairoer Vorort Chussus Kreuze an die Wand einer islamischen Einrichtung gesprayt zu haben. Dies hatte die neuesten Ausschreitungen und sogar Polizeigewalt gegen die Kopten ausgelöst. Die Bilder im Al-Ahram zeigen dagegen anti-israelische und judenfeindliche Schmierereien. Das einzige Kreuz, das auf ihnen zu sehen ist: ein Hakenkreuz!

Diese späte Richtigstellung kann jetzt weder die vier in Chussus ermordeten Christen, noch jene zwei wieder lebendig machen, die bei deren Begräbnis am koptischen Patriarchat getötet wurden, bei einem konzertierten Angriff von Islamisten und Panzerwagen der Polizei auf den Markus-Dom am Ramses-Boulevard, der Kairos Hauptbahnhof mit dem Internationalen Flughafen verbindet. Die koptische Patriarchenkathedrale war 1968 in Anwesenheit des christenfreundlicheren Präsidenten Nasser eingeweiht worden. Da ihre Kuppel die umliegenden Moscheen hoch überragt, ist sie den Muslimbrüdern und ihren noch radikaleren salafistischen Verbündeten ein Dorn im Auge. Nun vergleicht der koptische Patriarch Tawadros II. den Überfall auf seinen Amtssitz mit einem «Angriff auf den Vatikan», den nicht einmal Hitlers SS im Zweiten Weltkrieg gewagt hatte.

Das kirchliche Oberhaupt von rund 15 Millionen Kopten in Ägypten, die wegen dem islamistischen Druck immer öfter emigrieren, übt heftige Kritik an Staatspräsident Mursi. Dieser habe alle den ägyptischen Christen gegebenen Versprechen und Zusicherungen gebrochen. So auch jetzt die Zusage, endlich für ihre Sicherheit zu sorgen. Es handle sich um einen Christenfeind pharaonischer Dimension. So zeichne sich ein koptischer Exodus aus Ägypten wie einst beim Volk Israel ab.

Wie der koptische Kirchenpräsident in Zürich, Maher Kamal, mitteilt, treffen zunehmend christliche Flüchtlinge vor dem Terror der Muslimbrüder auch in der Schweiz ein. Sie werden jedoch von den eidgenössischen Asylbehörden recht stiefmütterlich behandelt. Es gab bisher nur Ablehnungen und Abschiebungshaft, wobei sogar koptischen Priestern der Zutritt zu den Eingesperrten verwehrt wurde.

Am Wochenende hat auch der Weltkirchenrat (ÖRK) aus Genf seine «tiefe Sorge über ausufernde Gewalt» gegen die koptischen Christen in Ägypten zum Ausdruck gebracht.

Zum Thema:
«Rat der Kirchen Ägyptens» wird aktiv
Muslimbrüder-Beschwichtigungen
Ein Toter nach Schüssen vor Markuskathedrale

Datum: 15.04.2013
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

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