Viele Christen verlassen Ägypten

Pilgern auf «Jesusweg» würde Kopten vor Ort helfen

Der ägyptische Pariarch Tawadros eröffnet koptische Kirchen in Österreich und sucht die Unterstützung der westlichen Christen.

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Patriarch Tawadros ll.
Das geistliche Oberhaupt der koptischen Christen, der im letzten November erwählte Patriarch Tawadros (Theodor) II., befindet sich bis zum 3. Juni auf Besuch in Österreich. Wer die Kopten sind, gehört heute zum Allgemeinwissen, leider aus traurigem Grund: Fast jeden Tag kommen aus Ägypten Meldungen von misshandelten oder gar ermordeten Angehörigen dieser christlichen Minderheit, von brennenden Kirchen, geplünderten Geschäften und Wohnungen, der Entführung koptischer Mädchen und Frauen zum Zweck ihrer Zwangsverheiratung und Zwangsislamisierung.

Patriarch sucht Unterstützung

Eine Regierung, die heute nach der langen Mubarak-Diktatur von den Muslimbrüdern kontrolliert wird, schaut der Christenhatz durch die noch radikaleren Salafisten zu, untätig, wenn nicht schadenfroh. Kein Wunder, dass es ein Hauptanliegen des neuen Koptenpatriarchen ist, das Überleben seiner Glaubensgemeinschaft auch durch gesamtchristliche und internationale Solidarität abzusichern.

Bei seinem Besuch eröffnet Tawadros II. fünf neue koptische Kirchen in Österreich. Wegen der immer schlimmeren Lage in Ägypten wächst dort die koptische Diaspora stürmisch. In Ägypten bräuchte es für neue Kirchen, aber auch für Reparaturen an alten, die persönliche Erlaubnis des Staatspräsidenten. Diese wird spät oder gar nicht erteilt.

Mit Pilgern die ägyptischen Christen unterstützen

Am 1. Juni begeht der Patriarch aus Kairo in Wien den Festtag zur Ankunft von Jesus, Maria und Josef am Nil bei ihrer «Flucht nach Ägypten». Das Fest geht auf die in Matthäus (Matthäus, Kapitel 2, Verse 13-17) erwähnte Flucht der Jesusfamilie nach Ägypten zurück. Dieser Aufenthalt wurde durch die ägyptische Kirche legendenmässig erweitert und fand seinen Niederschlag in einem Pilgerweg, beginnend beim Kairoer Stadtkloster Ezbaweja. Dort soll das Jesuskind sein erstes Wunder gewirkt und die Häscher des Herodes getäuscht haben. Von dort ziehen sich die legendären Gedenk- und Wunderstätten den Nil aufwärts bis Oberägypten. Im Hoch- und Spätmittelalter war das der Pilgerweg der auch von Christen aus dem Abendland gern benutzt wurde. Dieser «Jesusweg» stand zeitweise dem Jakobsweg an Beliebtheit kaum nach.

Im Anklang an die Neubelebung des Jakobsweges in Europa wird in koptischen Kreisen angeregt, dass europäische Christen wieder in Ägypten auf den Spuren Jesu pilgern und durch ihre Präsenz die bedrängten Christen am Nil schützen und unterstützen.

Hinweis: Der ägyptische katholisch-koptische Pfarrer Kamil Samaan (61) besucht zwischen dem 8. und 16. Juni auf Einladung des Hilfswerks Kirche in Not die Schweiz. Er spricht in Vorträgen über die Situation in seinem Land und den Alltag der Christen. Mehr Infos unter: Kirche in Not.

Datum: 27.05.2013
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

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