Wo bleibt die Unterstützung?

Muslimbrüder rächen sich an ägyptischen Christen

Auf den «Schwarzen Mittwoch» des Durchgreifens von Polizei und Militär gegen die Kairoer Lagefestungen der Muslimbrüder ist in ganz Ägypten ein «Roter Donnerstag» gefolgt: Rot vom Feuer brennender Kirchen sowie dem Blut getöteter und verwundeter Christen. 

Zoom
Insgesamt wurden 80 koptisch-orthodoxe, aber ebenso evangelische und katholische Gotteshäuser gestürmt, geplündert und niedergebrannt. 48 davon will die ägyptische Armee auf Staatskosten wiederherstellen.
Die Bruderschaft macht die ägyptischen Kopten zu Sündenböcken für die Absetzung von Präsident Mursi am 3. Juli und die jetzige Räumung ihrer Protestcamps dagegen durch die Ordnungskräfte.

Insgesamt fielen diesen Vergeltungsakten der straff organisierten Islamisten nach amtlichen Angaben zwei Bischofsdome, 21 Pfarr- und 6 Klosterkirchen, 3 christliche Schulen, 4 Gemeinde- bzw. Bibelzentren sowie zahlreiche Wohnhäuser und Geschäfte von Christen zum Opfer. Es sind Tote und Verwundete zu beklagen, deren genaue Zahl noch ungewiss ist. Ein Pfarrer und seine Frau wurden verschleppt.

Besonders stark von dieser Welle der Gewalt Ägyptens sind evangelische Christen betroffen: So die Baptistengemeinde von Beni Mazar, die koptisch-evangelischen Kirche in Abu Hilal beim mittelägyptischen Minya, die Einrichtungen der «Evangelischen Stiftung» in derselben Stadt, die Kirche der evangelischen Kopten in Zerbi bei Fayyum südwestlich von Kairo, die dortige Bibelgesellschaft, das Kirchenschiff der Protestanten im Touristenort Luxor und die Adventistengemeinde von Assiut.

Angesichts der recht kleinen Zahl evangelischer Christen in Ägypten, die weniger als 5% der koptischen Orthodoxen ausmachen, ist ihr 20%iger Anteil an den Verwüstungen unverhältnismässig hoch.

Die Muslimbrüder versuchen ihre gezielten antichristlichen Attacken mit einer angeblich führenden Rolle der koptischen Kirche beim Sturz von Präsident Mursi und als «entscheidende Stütze des neuen Regimes» zu rechtfertigen. In ihren Aufrufen wird darauf hingewiesen, dass bei der Machtergreifung von Generaloberst Abdel Fattah al-Sissi der Koptenpatriarch Tawadros II. an dessen Seite zu sehen war – allerdings auch Ägyptens höchster islamischer Würdenträger, der Azhar-Gross-Scheich Al-Tayyib. Besonders dürfte die Wut der Muslimbrüder erregt haben, dass bei der grossen Volkskundgebung gegen ihre Herrschaft am 30. Juni Scharen von Christen mit Bibeln und Kreuzen in den Händen mitmarschiert waren.

Enttäuscht sind jedenfalls jetzt nach dem islamistischen Rachefeldzug Ägyptens Christen darüber, dass sich die internationalen Reaktionen einseitig für die Muslimbrüder einsetzen. «Wir scheinen nicht zu zählen!», beklagt der koptische Fernsehkanal Al-Tarik (Der Weg).

Zum Thema:
Mursi-Anhänger attackieren Kirchen
Politischer Islam bleibt in Ägypten bestimmend
Ägyptens neue Ordnung lässt zu wünschen übrig

Datum: 17.08.2013
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

Glaubensfragen & Lebenshilfe

Diese Artikel könnten Sie interessieren

Im Iran
Viele Christen versammeln sich jeden Abend im Iran, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern und das Abendmahl zu nehmen. Im Vergleich zu einmal pro Monat...
Isaak und Abimelech
Evan Thomas hat über 40 Jahre der Versöhnung zwischen lokalen Nachfolgern Jesu im israelisch-palästinensischen Konflikt gewidmet. Er stellt das...
Neuausrichtung
Vreni Müllhaupt ist in einer Bauernfamilie gross geworden. Dass sie einmal Strassenkinder der peruanischen Hauptstadt Lima aufsuchen würde, hatte sie...
In Mikronesien
Ein Missionsflugdienst leistet humanitäre Hilfe im Inselgebiet Mikronesien. Er nimmt aber auch Passagiere an Bord und breitet das Evangelium aus.

Anzeige