Versöhnung statt Hass

Nigeria: Von Feinden zu Friedenskämpfern

Im westafrikanischen Land Nigeria bringen sich christliche und muslimische Milizen seit Jahren gegenseitig um. Doch es gibt auch Hoffnung: Das Magazin «Der Spiegel» berichtet in seiner aktuellen Ausgabe, wie ein Christ und ein Muslim ohne Waffen gemeinsam für Frieden und Versöhnung kämpfen.

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James Wuye und Muhammad Ashafa
Statt eines Armes hat James Wuye an der rechten Schulter eine Prothese. Islamisten hackten den Arm des Christen einst mit einer Machete bei einem Gefecht ab. Vermutlich war es einer der Männer, die Muhammad Ashafa befehligte. Der Muslim verlor seinerseits durch die Miliz Wuyes zwei Vettern und seinen geistlichen Mentor. Wuye und Ashafa hätten sich noch vor ein paar Jahren am liebsten gegenseitig getötet. «Der Spiegel» berichtet darüber, wie sie heute gemeinsam für Frieden und Versöhnung in einem «zerrissenen Land» kämpfen, in dem sich Christen und Muslime seit Jahren bekriegen.

Der muslimische Geistliche Ashafa ist überzeugt, dass Nigeria keine Zukunft hat, wenn die inneren Konflikte nicht aufhören. Sein christlicher Kollege sagte «dem Spiegel», dass es in ihrer Heimat nicht eigentlich um religiöse Auseinandersetzungen geht, sondern um «eine Verteilungsschlacht in einem potenziell reichen, aber miserabel regierten Land». Obwohl Nigeria der grösste Exporteur von Erdöl in Afrika ist, lebe die Mehrheit der Menschen in Armut, berichtet das Magazin. Der Streit drehe sich um «knappe Ressourcen, um Arbeit, Land, Wasser, Lebenschancen». Die Konflikte brächen vor allem in der Mitte des Landes aus, wo das im Süden Nigerias vorherrschende Christentum und der Islam im Norden aufeinanderstoßen. Korrupte Politiker und geistliche Führer schürten den Zwist zwischen den Religionsgemeinschaften und hetzten ihre Anhänger gegeneinander auf.

«Genug Platz für den anderen»

Anders Ashafa und Wuye: Der Imam predigt in der Moschee «Versöhnung der Religionen» und «Frieden statt Dschihad», schreibt «der Spiegel». «Wir müssen das Virus des Hasses bekämpfen. Wir müssen unseren Glauben reformieren und den modernen Zeiten anpassen.» Wer so etwas sagt, lebt in Lebensgefahr, heisst es in dem Bericht weiter. Erst wenige Wochen zuvor sei ein gemässigter Imam unweit von Kaduna, wo Ashafa und Wuye leben, erschossen worden. Hunderte Menschen seien in der jüngsten Vergangenheit durch Attentate der Sekte Boko Haram ums Leben gekommen. Für Christen sei der Sonntag der gefährlichste Tag, denn an ihm passierten die meisten tödlichen Anschläge. Auch die «Assembly of God», die Pfingstkirche von Pastor Wuye, sei mehrfach attackiert worden. Er predigt ebenfalls über die «friedliche Koexistenz der Religionen», davon, dass sie «Böses mit Gutem vergelten» müssen.

Dass Ashafa und Wuye vor fast 20 Jahren ihre Waffen niedergelegt haben, kommt dem Imam «noch heute wie ein Wunder vor». Wuye sagte «dem Spiegel», dass es in beiden Lagern Unversöhnliche gebe und «jene, die ihre Initiative für naiv halten». Die beiden Männer sind dem Spiegel-Beitrag zufolge davon überzeugt, dass ihr jeweiliger Glaube der richtige sei. Sie versuchen, sich gegenseitig zu bekehren. Der Muslim studiert die Bibel, der Christ den Koran. «In Glaubensdingen schliessen wir keine Kompromisse», zitiert das Magazin den Pastor. Aber sie würden genug Platz für den anderen lassen.

Zum Thema:
Den kennenlernen, der Frieden bringt 

Datum: 20.02.2014
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Jesus.ch / Medienmagazin pro

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