Das Schlimmste überstanden

Ägypten: Glaubensrassismus ist und bleibt die Gefahr

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Die Sankt-Markus-Kathedrale in Alexandria
Die Gewalt radikaler Muslime gegen Ägyptens Christen hat unter der neuen politischen Führung spürbar nachgelassen. Das bestätigt der griechisch-orthodoxe Patriarch von Alexandria, Theodoros II., im Vorfeld der ägyptischen Präsidentenwahlen vom 27. Mai. Doch sind die ideologischen und sozialen Faktoren des Hasses der seit letztem Jahr entmachteten Muslimbrüder gegen alles Christliche am Nil nach wie vor lebendig.

Schon oft zwischen Hammer und Amboss

Der Patriarch von Alexandria bezeichnete es als die Tragik unserer Tage, dass das Christentum im Orient, seiner historischen Wiege, erstmals und ernsthaft vom Aussterben bedroht ist. Auch in bald 1400 Jahren arabischer und osmanisch-türkischer Herrschaft sei das nie der Fall gewesen: «Die Christen sind schon öfter zwischen Hammer und Amboss gegensätzlicher Interessen geraten und mussten dem Tod ins Auge blicken. Noch nie waren aber in der Ursprungsregion des Christentums der politische und soziale Frieden so gefährdet, ja in Auflösung wie heute.»

Im Namen der Religion

Die schlimmste Unrast und Gewalt erfolge im Namen der Religion. Das religiöse Selbstverständnis der Menschen habe aggressive Züge angenommen, das eigene religiöse Bekenntnis werde zur Ab- und Ausgrenzung aller Andersgläubigen missbraucht.

Gerade das Phämomen der Re-Islamisierung verglich Theodoros II. mit der Entwicklung des europäischen Nationalismus von einer romantischen Entdeckung der eigenen Sprache und des Volkstums bis hin zur Ausgrenzung, ja Vernichtung aller Andersartigen. Heute sei die Religions- anstelle der Volkszugehörigkeit zum gefährlichen Ansatzpunkt für feindselige Unmenschlichkeit geworden. Ein «Glaubensrassismus» schlimmster Art greife um sich und gefährde gerade die christliche Existenz in den Ländern, wo Jesus Christus geboren wurde, nach Ägypten fliehen musste, lebte, wirkte, starb und auferstand, wohin er seine Jünger zu allererst aussandte.

Christen kommen sich näher

Als erste erfreuliche Frucht der Bedrängnis für die Nahostchristen seit dem Umsturz im Irak und dem Ausbruch des so genannten «Arabischen Frühlings» ist ein geschwisterliches Zusammenfinden festzustellen. Allzulang lebten die verschiedenen christlichen Konfessionen und Traditionen in Nahost und Nordafrika gleichgültig und oft sogar feindselig nebeneinander her. Heute finden sie in der gemeinsamen Not zusammen. Die Koptische Orthodoxe Kirche hatte sich zu den Griechisch-Orthodoxen und genau so zu den evangelisch oder katholisch gewordenen Kopten meist ablehnend verhalten. Zwei Jahre unter Herrschaft der Muslim-Bruderschaft von 2011-13 haben aber diese Einstellung erfreulich geändert.

Zum Thema:
Vor den Präsidentenwahlen: Koptischer Bischof: Gott hat eine Lösung für Ägypten
Wo Christen verfolgt werden: Die Bibel auf dem Tahrir-Platz
Rednerin am Christustag: Die Mutter Teresa von Kairo

Datum: 14.05.2014
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

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