Nach drei Jahren Gebet

Ermordete Kopten endlich in Ägypten begraben

«Unsere Gebete wurden erhört, wir danken Gott von ganzem Herzen!», sagt der Bruder von zwei der insgesamt 21 koptischen Christen, die bereits Anfang 2015 durch ISIS-Kämpfer ermordet wurden. Nachdem die Körper gefunden und identifiziert wurden, wurden sie diese Woche nach Ägypten geflogen.

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Trauerfeier für die 20 ermordeten Kopten
Es war eine ungewöhnliche Beerdigung, die am Dienstag im ägyptischen al-Our stattfand. Die Trauer war gemischt mit Freudentränen, denn nach über drei Jahren konnten die koptischen Familien der zwanzig von ISIS ermordeten Christen ihre geliebten Angehörigen zur letzten Ruhe legen. Damals war das ISIS-Video von der Ermordung der Christen veröffentlicht worden, die Fotos der Märtyrer in den orangefarbenen Gefangenenanzügen gingen um die ganze Welt.

«Tränen der Sehnsucht, mehr nicht»

Für die Familien war die Rückkehr der Körper eine Chance, sich von ihren Geliebten zu verabschieden und im Trauerprozess voranzukommen. «Jeder stand neben dem Märtyrer, der zu ihm gehört, und weinte ein bisschen, aber es waren Tränen der Sehnsucht, nicht anderes», erklärt Bishri Ibrahim, der Vater von einem Opfer. «Wir sind glücklich und so froh, dass sie in das Dorf zurückgekehrt sind. Das ist ein Segen für das Land und für die Kopten der ganzen Welt.» 13 der 21 ermordeten Kopten kamen aus der Kleinstadt al-Our, die südlich von Kairo liegt und wo auch die Trauerfeier und Beerdigung stattfand.

Bereits am Montag waren die zwanzig Särge am Kairoer Flughafen angekommen. Sie waren im Oktober in der Nähe der libyschen Stadt Sirte gefunden worden. Da die 21 Christen – einer von ihnen stammte aus Ghana und wurde deshalb nicht in Ägypten begraben – bereits im Januar 2015 von ISIS-Kämpfern enthauptet wurden (Livenet berichtete), war es sehr schwer, die Leichen zu identifizieren. Doch laut dem Arzt Othman al-Zentani hätten die DNA-Proben, die von den Familien aus Ägypten nach Libyen geschickt wurden, den Prozess der Identifizierung deutlich erleichtert, berichtet der eNews Channel Africa.

Drei Jahre für den Fund der Körper gebetet

Die meisten der Opfer stammten aus armen Verhältnissen und gingen nach Libyen, um dort zu arbeiten und das Geld ihren Familien in Ägypten schicken zu können. «Ich wollte miterleben, wie Milad aus Libyen zurück kommt und wieder auf eigenen Füssen steht, nachdem er so hart gearbeitet hatte», sagt der 55-jährige Zaki Hanna, Vater eines Opfers. «Aber Gott sei Dank ist er als Held gestorben. Er flehte niemanden um sein Leben an und er und seine Brüder, die Märtyrer, haben weder ihren Glauben noch ihr Heimatland aufgegeben.»

Bashir Estephanos, dessen zwei jüngere Brüder in Libyen ermordet wurden, berichtet, dass alle Christen aus al-Our die vergangenen drei Jahre dafür gebetet hätten, dass die Körper der Märtyrer gefunden würden. «Unsere Gebete wurden erhört, dafür danken wir Gott von ganzem Herzen!»

Die Kirche, in der die Trauerfeier stattfand, wurde unter dem Namen «Kirche der Märtyrer des Glaubens und des Heimatlandes» auf Anordnung von Präsident al-Sisi kurz nach der Ermordung erbaut, um der 21 Märtyrer zu gedenken. Hier wurden sie auch begraben. Die Kirche soll nun eine Gedenkstätte werden.

Zum Thema:
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Datum: 18.05.2018
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Charisma News / enca.com

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