JAM Schweiz-Leiter in Angola

«Der Hunger wäre sowas von vermeidbar!»

Von Zürich über Amsterdam geht der Flug nach Luanda/Angola. Von dort aus mitten in die Provinz Benguela. Nelli Sattler, Geschäftsführerin vom JAM Schweiz, war zusammen mit weiteren Leitern ihres Teams sieben Tage in Angola unterwegs. Sie schildern ihre Eindrücke hier im Interview.

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Kinder in Angola
Ihr seid bereits ein paar Tage aus Angola zurück. Für welche drei Dinge seid ihr besonders dankbar?
Zuallererst für sauberes Wasser! Solches, das man sogar aus dem Hahn trinken kann. Dafür, dass die Strassen hier so intakt sind. Meistens jedenfalls. Nicht zuletzt für medizinische Versorgung. Um ganz krass einen Vergleich zu riskieren: Bei uns bringt eine Mutter nicht mindestens zehn Kinder zur Welt, damit zwei von ihnen möglicherweise überleben. Hier geschieht die Geburt eines Kindes und sein Aufwachsen beschützter.

Was war Ziel eurer Afrikareise?
Wir wollten sehen und erleben, was unsere Projekte in Angola bewirken. Klappt denn wirklich, was wir wollen?

Ist dieses Ziel erreicht?
Unbedingt. Wir haben mit eigenen Augen gesehen: JAM Angola arbeitet wirksam. Nicht nur, dass die Logistik prima funktioniert und der nahrhafte JAM-Brei wirklich zu den Kindern kommt. Sie satt werden und Bildung erfahren. Wir haben fünf Schulen besucht und direkt vor Ort erlebt, wie Kinder dort unseren JAM-Brei zu sich nahmen. Wir erlebten eine Brunnenbohrung hautnah, konnten Prozesse mitverfolgen und waren bei einer Klinik für unterernährte Kinder. Die Fahrten im Land waren abenteuerlich. Die Strassen dort sind in keinem guten Zustand und man braucht mindestens das Vierfache im Vergleich zu unseren Breitengraden an Zeit, um von A nach B zu gelangen: Schotter, Schlaglöcher, andere Unwägbarkeiten fordern grosse Toleranz.

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Spendenbeauftrager Patrik Blaser und Geschäftsführerin von JAM Schweiz erhalten große Geschenke.
Haut einen das Leid vor Ort nicht um? Wie schafft man es, mit den Emotionen richtig umzugehen?
Wenn man vor Ort ist, dann funktioniert man zunächst. Man schützt sich, rationalisiert. Wenn man dann wieder zuhause ist, holt es einen ein. Man braucht Zeit, die Dinge zu verdauen.

Habt ihr Beispiele?
Es sind ja immer Begegnungen mit einzelnen Menschen, die einen berühren. Da gibt es sehr krasse Einzelschicksale. Da ist diese Frau, deren Mann weg und sie nun mit zwei Kindern alleine ist. Sie verkauft Bananen und Gemüse auf dem Markt, kann aber ihre Kinder kaum ernähren. Mit dem allerletzten Geld, das sie hat, kann sie gerade noch die Busfahrt bezahlen, um mit einem beinah verhungerten Kind zur Klinik für Unterernährte zu fahren. Dort aber bräuchte sie wiederum Geld, das sie nicht hat, damit das Kind mit Medikamenten versorgt wird, wenn es nachhaltig behandelt werden soll. Sowas macht einen sehr, sehr wütend, weil dies doch wirklich so vermeidbar wäre!

Gab es Gefühle der Verzagtheit oder der Ohnmacht?
Ja, die gab es. Wir fragten uns immer wieder: Wie können wir bloss noch mehr bewegen? Die Kindersterblichkeitsrate in Angola ist die zweitgrösste in der Welt. Ein Umstand, der eigentlich nicht auszuhalten ist.

Gibt es Hoffnung für Angola?
Man müsste grundsätzlich am System was ändern. Auch bräuchte es Lobbying für das Thema Bildung im Land. Dieser steht noch so vieles im Weg. Traditionelle Denke etwa, Irrglauben im Bereich der Erziehung. Bei der Bildung der Menschen muss man ansetzen!

In allem Elend, das ihr euch zugemutet habt: Gab es auch schöne Momente? 
Oh ja, doch! Landschaften, Sonnenuntergänge, Lagerfeuer, vor Freude tanzenden Menschen. Solche Genussmomente gab es auch. Es war schön, einfach bei den Leuten zu sein. 

JAM Schweiz

Die Stiftung Schweiz ist eine christlich-humanitäre Entwicklungsorganisation mit dem Ziel, Afrika in seiner Entwicklung zu einer wirtschaftlich gesunden und eigenständigen Region zu unterstützen. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Hilfe zur Selbsthilfe für Kinder und deren Familien. Dies realisieren wir durch Projekte wie Schulernährung, Brunnenbau, Landwirtschaft und dem Umbau von Kindertagesstätten und Schulen.

JAM Schweiz ist als NON-Profit Organisation der Eidgenössischen Stiftungsaufsicht unterstellt und als gemeinnützig anerkannt. 

Zur Webseite:
JAM Schweiz

 

Zum Thema:
Lüge der Armut: Angola: Von allen vergessen
Dürrekrise in Ostafrika: Der Hunger in Afrika geht uns was an

Der Not begegnen: Christliche Werke kämpfen gegen Afrikas Dürrekrise

Datum: 16.07.2018
Autor: Dorothea Gebauer
Quelle: Livenet / JAM Schweiz

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