Lehrer des Jahres

Franziskaner und Freund der Schüler

Der demütige Lehrer Peter Tabichi aus Kenia bewegt viel in seinem Schulumfeld und im ganzen afrikanischen Kontinent. Es fliesst nicht nur viel Herzblut, auch aus seinem Lohnbeutel fliessen grosszügig Mittel zu den ärmeren Schülern. Und die Mönchskutte verrät: Er ist Franziskaner.

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Peter Tabichi
Wenn der kenianische Lehrer mit seinem Mofa auf den trockenen Sandstrassen rumfährt, würde man in ihm kaum einen internationalen Preisträger vermuten. Seinen blechernen Briefkasten ziert der Franziskaner-Gruss «Pax et Bonum», was schon vieles von seiner Lebenseinstellung verrät – Friede und Güte, Heil.

«Ich wählte ein religiöses Leben, um armen Menschen zu helfen; es liegt in meinem Herzen, mich um andere zu kümmern», erzählt der 36-Jährige auf seinem Kandidaten-Video zur Preisvergabe des «Global Teacher Award» (Globaler Lehrerpreis).

Preis für Tabichi – grosser Gewinn für ganz Afrika

Für sein besonderes Engagement hat sich Peter Tabichi den eine Million schweren «Global Teacher Award» verdient. Beim charismatischen Mathematik- und Physiklehrer bietet sich natürlich an, mit einigen Zahlen zu jonglieren: Er setzte sich gegen 10'000 Nominierte aus 179 Ländern durch. Die Einschreibungen an seiner Schule in Kenia verdoppelten sich und stiegen innerhalb von drei Jahren auf 400. Fälle von Disziplinar-Sanktionen sanken von 30 auf nur gerade 3.

Wer gibt, der bekommt

Beeindruckt hat die Jury insbesondere, dass Tabichi 80 Prozent seines Monatsgehaltes an lokale Hilfsprojekte spendet. Seine Spenden unterstützen auch seine Schüler, die sich weder Schuluniformen noch Bücher leisten können.

Auf die Frage, ob der Preis und das Geld ihn verändern werden, sagte er, dass es ihn nicht verändern werde, jedoch die Jugendlichen und Kinder, welche in ihrem Alltag herausgefordert sind. Auch sollten die Lehrer überlegen, wie sie die Gesellschaft verändern können; es ginge nicht ums Geld oder den Ruhm der Lehrer.

Der topintelligente und gleichzeitig demütige Franziskaner-Mönch unterrichtet an der Keriko Middle School. Die Schule mit schlecht ausgestatteten Klassenzimmern befindet sich im Dorf Pwani – in einer abgelegenen, ländlichen Gegend von Kenia. 95 Prozent der Schüler, die teilweise einen Schulweg von bis zu sieben Kilometern unter ihre Füsse nehmen, leben in Armut und sind Waisen oder Halbwaisen.

Tabichi, der durch seine eigene Familie inspiriert zum Lehrerberuf kam, sagt dazu: «Ich liebte, dass sie die Gesellschaft positiv prägen konnten und wollte ihren Lebensentwurf weiterschreiben.»

Viel Soziales und ein Computer für alle

In seinem bescheidenen Schulumfeld steht ihm gerade mal ein einziger Computer zur Verfügung, mit dem er Unterrichtsmaterial herunterlädt und ausdruckt, womit dann die Schüler arbeiten können.

Tabichi und weitere Lehrerkollegen unterrichten ihre Schüler auch ausserhalb der Schulstunden und an Wochenenden. Ausserdem besucht er die Schüler und ihre Familien zu Hause, um herauszufinden, mit welchen Herausforderungen diese konfrontiert sind. Für viele Schüler sei es schwierig, morgens zu Hause etwas zu essen zu bekommen, so der Lehrer. Und weil sich hungrige Schüler in der Schule nicht konzentrieren können, sorgt er auch dafür, dass sie ein Frühstück erhalten.

«Zu sehen, wie meine Lernenden an Wissen, Fähigkeiten und Vertrauen wachsen, ist meine grösste Freude beim Unterrichten.»

Für Mädchen und Volksstämme

Speziell konnten Mädchen gefördert werden, sodass sie nun gleichgute Resultate erzielen wie die Jungs. Dies ist vor allem dem Franziskaner und Topmotivator Tabichi zu verdanken. Unter anderem arbeitet er an Entwicklungen zu «Erneuerbarer Energie» und Unterstützung von Menschen mit Behinderungen.

Aufgefallen war auch das spezielle Engagement des «Peace-Club», «als er zwischen rivalisierenden Ethnien und Religionen Frieden schuf», so der Award-Veranstalter.

In gewisser Weise sind die Fortschritte der Schüler und Tabichis eigenes Leben auch ein Stück Afrikageschichte. Der Franziskaner, der zur Preisverleihung zum ersten Mal in seinem Leben in ein Flugzeug stieg, sagte: «Afrika bringt in Zukunft Wissenschaftler, Ingenieure und Unternehmer hervor, deren Namen einst in jeder Ecke der Welt bekannt sein werden. Und Mädchen werden ein riesiger Teil dieser Geschichte sein.»

Der Preisgewinn wurde von seinem unterstützenden Umfeld als Gebetserhörung erlebt, wobei auch seine franziskanische Mönchskutte augenfällig vom Gebet als Lebensstil zeugt.

Pater Peter Tabichi ist ein lebendig leuchtendes Beispiel, wie ein weites Herz mit ausserordentlichem Köpfchen Grosses auf dieser Welt bewegen und inspirieren kann.

 

Zum Thema:
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Datum: 03.04.2019
Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet

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