Druck und Hoffnung

«Wie kann aus einem Anwalt ein Killer werden?»

Timothy, ein einheimischer Missionar aus Ostafrika, fragt im Gespräch mit Livenet: «Wie kann jemand, der ein guter Anwalt sein sollte, ein Killer werden?» Gleichzeitig erkennt er aber auch Hoffnung: «Viele gute Dinge geschehen – es ist ermutigender als je zuvor.»

«Ostafrika umfasst mehrere Länder, darunter Uganda, Kenia, Somalia, Tansania, Ruanda, Burundi und die Komoren. Sie kämpfen mit verschiedenen ökonomischen und politischen Herausforderungen. Und was oft weniger beachtet wird, ist die Glaubensfreiheit.» Die religiöse Intoleranz sei gross, erklärt der aus einem ostafrikanischen Land stammende und vor Ort als Missionar arbeitende Timothy (Name aus Sicherheitsgründen geändert).

«Der Islam toleriert keine anderen Religionen neben sich. Das sehen wir insbesondere im Nordosten von Kenia, Somalia und Teilen von Tansania. Als direkte Folge des Bevölkerungswachstums sehen wir wachsende Zusammenstösse. Christliche Einrichtungen und Gläubige werden angegriffen.»

«Terror wegen Armut und Diskriminierung? Stimmt nicht!»

Im Osten Kenias und in Tansania sagen die muslimischen Minderheiten, dass sie diskriminiert würden. «Damit begründen sie den Terror – was jedoch nicht stimmt. Wir sehen, dass die Menschen, welche hinter den Anschlägen stehen, reich sind. Sie sind in der Lage, Autos zu kaufen, schöne Häuser zu besitzen und gute Hotel-Zimmer zu mieten und zu reisen. Sie haben Geld.»

Ein weiteres vorgeschobenes Argument ist die angebliche Armut, die zum Fundamentalismus führe. «Doch bei diesen Terror-Attacken wird eine Region wirtschaftlich schwächer. Hotels schliessen und es läuft für die Geschäfte schlechter. Es würde also nur noch schlimmer.»

Der Drahtzieher der Terrorangriffe seien oft gut ausgebildet. «Der Mann hinter den Attacken in Garrisa war ein qualifizierter Anwalt. Wie können also Menschen mit Jobs und jemand, der eigentlich ein guter Anwalt sein sollte, zu Killern werden? Der Hintergrund ist ein ganz anderer.»

Lehrer protestierten

Somalia ist zu einem schwierigen Land geworden, in welchem Entwicklung kaum möglich ist. Durch die Übergriffe somalischer Terroristen wird auch Ost-Kenia weit zurückgeworfen. «Namentlich in der Bildung. Lehrer können ihren Beruf nicht frei ausüben. Sie werden von den eigenen Schülern und Studenten bedroht. Manche Dinge können dort nicht unterrichtet werden», bilanziert Timothy.

In der Hauptstadt Nairobi gab es Lehrerproteste, weil die Lehrer sich nicht mehr in diese Gegend versetzen lassen wollten.

Die Gemeinde wächst

Doch es gibt in der Region auch eine andere Seite: «Es gibt viele gute Nachrichten und wir schämen uns nicht für das Evangelium. Es gibt Menschen, die das Wort Gottes predigen. Und wir fürchten uns vor niemandem. Wir gehen dahin, wo der Herr es uns aufträgt», erklärt Timothy. Die Gemeinden werden stärker, «sie verschwinden nicht».

Der Herr, der sagt, dass er seine Gemeinde baut, «baut seine Gemeinde auch». Es gebe viele gute Geschichten, von Frauen und Kindern, die sich zu Christus wenden «und die den ultimativen Preis bezahlen».

«Der Herr tut viele gute Dinge»

«Hinter diesen dunklen Wolken gibt es viel gute Dinge, die der Herr tut. Wir sehen, wie Menschen denen vergeben, die Angehörige von ihnen umgebracht haben und die weiterhin das Evangelium weitergeben. Viele gute Dinge geschehen – es ist ermutigender als je zuvor.»

Ein Bekannter von ihm starb im Februar letzten Jahres. «Er war Imam gewesen, wendete sich dann aber Jesus Christus zu. Er führte viele andere Muslime zu Jesus, viele wurden durch ihn gerettet – keine Person ist zu hart als dass sie nicht zu Jesus finden könnte.»

Für Verfolger beten

Timothy ruft dazu auf, dass Christen weltweit lernen, aktiv ihren Verfolgern zu vergeben. «So wie es Jesus uns lehrt. Bete für den, der dich verfolgt und segne ihn. Wir sind Botschafter des Lebens. Betet für die Errettung der Unterdrücker.»

«Manchmal beten wir für die, die verfolgt werden, damit sie ermutigt werden.» Das sei wichtig. Manche leiden unter wirtschaftlichen Schwierigkeiten. «Und wenn wir die Geschichte von Paulus lesen, dann ist da überliefert, dass er selbst später Jesus Christus bekannte.» Das sei eine der grössten Ermutigungen, dass jene, die Verfolger sind, selbst Christen werden können. «Das ist einer unserer wichtigsten Gebetspunkte.»

Zum Thema:
Genozid in Ruanda: Wenn Opfer und Täter sich versöhnen
Shire Bible School: Bibelschule für Flüchtlinge in Äthiopien
Hoffnung für Strassenkinder: 20 Jahre Strassenkinderhilfe in Tansania

Datum: 05.02.2020
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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