Auch Barack Obama wurde Christ

In den USA kommt kein Präsidentschaftsbewerber darum herum, sich religiös zu outen. Barack Obama nutzte einen Auftritt vor der Jubiläumssynode seiner Kirche dazu, seinen Weg zu Christus zu schildern.Der demokratische Präsidentschaftsbewerber erzählte am 23. Juni bei der 50-Jahr-Feier der "United Church of Christ" in Hartford im Bundesstaat Connecticut, er habe 1985 bei der Renovation von Häusern in einem heruntergekommenen Quartier Chicagos mitgearbeitet. Die Christen, die er da kennenlernte, nahmen ihn mit in ihre Kirche, und so begann der strebsame junge Mann die Gottesdienste der Trinity United Church of Christ zu besuchen.

Dies führte, so der Senator, zu seiner Bekehrung. "Ich erkannte, dass meine Sünden vergeben werden konnte. Ich merkte, dass ich für jene Dinge, die ich selbst nicht schaffte, weil ich zu schwach war, ihm (Christus; Red.) vertrauen konnte: Er konnte sie zustande bringen. Mit der Zeit wurde mir klar, dass der Glaube mehr ist als ein Trost für die Schwachen oder eine Absicherung gegen den Tod - ich sehe ihn vielmehr als aktive, greifbare Kraft in der Welt und in meinem Leben."

"Gott gab mir einen Wink"

Barack Obamas Weltsicht änderte sich derart, dass er eines Tags in der Kirche nach vorn ging und seinen Glauben zum Ausdruck brachte. "Ich tat dies bewusst. Als ich unter jenem Kreuz auf der Südseite kniete, spürte ich, hörte ich, wie mir Gottes Geist einen Wink gab. Ich unterstellte mich seinem Willen und versprach Gott, ich wolle seine Wahrheit entdecken und seine Werke tun."

Der politische Senkrechtstarter Obama gehört bis heute der United Church of Christ an. Die Denomination mit 1,2 Million Mitgliedern gilt als eine der theologisch liberalsten Kirchen der USA. So hat er das Heu keineswegs auf derselben Bühne wie die wertkonservativen Republikaner. Auch in Hartford fuhr er der "religiösen Rechten" an den Karren. Sie habe dazu beigetragen, den Glauben "als Geisel zu nehmen", kritisierte der Senator aus Illinois.

Glaube, der trennt - Glaube, der eint

"Irgendwie, irgendwo auf dem Weg hat der Glaube aufgehört, uns zusammenzubringen, und er wurde dafür benutzt, uns auseinanderzutreiben." Die Sprecher der "Christian Right" hätten Meinungsdifferenzen ausgebeutet. Bei jeder Gelegenheit hätten sie behauptet, die Demokraten verachteten ihre Werte und schätzen ihre Kirche nicht. Zugleich, so Obama, hätten diese Sprecher dem Land den Eindruck vermittelt, religiöse Amerikanern seien auf die Einschränkung der Abtreibung, das Nein zur Homosexuellen-Ehe, das Schulgebet und den Schöpfungsglauben (Intelligent Design) fixiert.

Alleskönner…

Ein komplexer Mix von Qualitäten wird jedem Kandidaten fürs Amt des US-Präsidenten abgefordert. Er muss nicht nur durch seinen politischen Leistungsausweis, charakterlich und medial überzeugen (besser: begeistern), sondern auch religiös glaubwürdig sein. Nur so kann er in Stadt und Land - und vor allem in der Mitte des Wählerspektrums - die Stimmen holen, die ins Weisse Haus tragen. Gegenüber den republikanischen Kandidaten, die sich den grossen Lebensrechtsorganisationen empfehlen, ist Obama im Nachteil.

…und Bekenner

Der Mormone Mitt Romney wurde an der nationalen "Recht auf Leben"-Tagung in Kansas City mit einer stehenden Ovation bedacht, als er sagte, die Organisation habe ihn dazu gebracht, seine Meinung zu ändern: "Was manche als blossen Zellklumpen sehen, ist in Wahrheit ein menschliches Leben." Er habe sich zu Beginn seiner politischen Karriere (Politiker und Gouverneur in Massachusetts) geirrt, als er - gegen seine Überzeugung - für die freie Abtreibung votierte.

Fred Thompson, der Ex-Senator aus Tennessee, der als letzter in den Ring der Republikaner gestiegen ist, übermittelte den Lebensrechtlern per Video, er habe in Sachen Abtreibungen und Stammzellenforschung hundertprozentig für ihre Anliegen gestimmt. Adulte Stammzellen ermöglichten, was die Wissenschaft an Optionen brauche. Sein Rivale Sam Brownback versprach an der Konferenz, er werde seine Präsidentschaft darauf ausrichten, das grundlegende Urteil von 1973, das die Abtreibung legalisierte, umzustossen. "Wir werden den Kampf fürs Leben gewinnen", proklamierte Brownback.

Welche Stammzellen braucht die Forschung?

Auf diesen Feldern wird Obama bei den meisten wertkonservativen Wählern nicht punkten. Weniger scharf als Hillary Rodham Clinton, doch deutlich kritisierte er das Nein von Präsident Bush gegen das Gesetz zur Stammzellenforschung, das die Vernichtung von Embryonen einschliesst. Wenn die staatlichen Gelder nicht flössen, würden die Hoffnungen von Millionen Amerikanern enttäuscht, die jetzt ein Heilmittel für ihre Krankheit bräuchten, liess der schwarze Politiker verlauten. Bush hatte sein Veto damit begründet, dass beim Inkrafttreten des Gesetzes US-Steuerzahler "zum ersten Mal in unserer Geschichte die bewusste Vernichtung von menschlichen Embryonen unterstützen" müssten.

Barack Obama vor der Synode der United Church of Christ in Hartford (Video, ab Minute 7)

Datum: 03.07.2007
Quelle: Baptist Press

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