Ins Gefängnis, Häuser zerstört

Evangelische in Mexiko unterdrückt?

Kaum drei Wochen, nachdem sieben evangelische Dorfbewohner ins Gefängnis geworfen wurden, weil sie sich weigerten, katholisch zu werden, haben die Behörden eines Dorfes in Mexiko am 4. Januar die Häuser von 30 evangelischen Christen zerstört und diese zur Flucht gezwungen.

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Jorge Lee Galindo, Direktor der Menschenrechtsorganisation Impulso 18, erklärte gegenüber «International Christian Concern», dass am Morgen des 4. Januar bewaffnete Bewohner unter der Führung mehrerer Dorfältester die Häuser von evangelischen Christen im Dorf Leyva Velasquez im Süden des Staates Chiapas zerstört haben. Dann blockierten sie die meisten Zufahrtsstrassen, um Regierungsbeamte am Zutritt zu hindern, und zwangen die Protestanten, in die nahegelegenen Berge zu fliehen, statt in Nachbardörfern Schutz zu suchen.

Nicht das erste Mal

Dieser Vorfall ist der jüngste in einer Reihe von Druckversuchen gegenüber Evangelikalen in Leyla Velasquez. Vor drei Wochen wurden 7 evangelische Gläubige willkürlich ins Gefängnis gesteckt, weil sie sich weigerten, ihrem Glauben abzusagen. Verantwortlich sind nach Informationen der Menschenrechtsorganisation International Christian Concern (ICCC) der Dorfkommissar Jimenez Hernandez und der Gerichtsvollzieher Francisco Jimenez Santiz. Trotz dieser wiederholten illegalen Aktionen weigerten sich die Staats- und Bundesbehörden, die Gesetze zum Schutz religiöser Minderheiten durchzusetzen.

Die Situation scheint nach Einschätzung von ICCC einen wachsenden Trend zur Verfolgung religiöser Minderheiten vor allem im ländlichen Mexiko widerzuspiegeln. Bereits im Juni 2015 hatte ICCC über 70 Fälle von religiöser Unterdrückung gegen evangelische Gruppen vor allem in den Staaten Chiapas, Hidalgo, Oaxaca, Puebla und Guerrero festgestellt. In jedem Fall waren zwischen 20 und 100 Opfer betroffen.

Religiöse Intoleranz der Dorfältesten 

Nach Informationen des Nachrichtendienstes idea geht die religiöse Intoleranz gegenüber Evangelikalen meist von den Dorfältesten, den sogenannten Kaziken, aus. Sie praktizieren eine Mischreligion aus katholischen Überzeugungen und heidnischen Riten der Mayas. Weil Evangelikale nicht an den religiös-heidnischen Festen teilnehmen, führt das zu einem Einkommensverlust für die Kaziken.

Etwa 87 Prozent der 115 Millionen Mexikaner sind Katholiken. Die wachsende protestantische Minderheit stellt inzwischen 7,5 Prozent der Einwohner.

Zur Webseite:
International Christian Concern
Mexiko - Nationaler Überblick

Zum Thema:
Kriminalität und offene Herzen: Nirgendwo werden so viele Priester getötet wie in Mexiko
(Noch) kein «Franziskus-Effekt»: Warum Evangelische in Lateinamerika wachsen

Datum: 08.01.2016
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet.ch / ICCC

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