Nächstenliebe statt Macht

US-Pastoren tun Busse in Sack und Asche

Im Rahmen einer Konferenz in Boston mit 10'000 kirchlichen Mitarbeitenden beklagten 300 Teilnehmende mit einem öffentlichen Bussakt die Auswüchse eines konservativen Evangelikalismus. Sie unterstrichen ihn mit drastischen Statements.

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Pastoren in den USA tun Busse in Sack und Asche.
Mit der «Erklärung von Boston» riefen jetzt über 300 christliche Theologinnen und Theologen zur Busse über verbreitetes Fehlverhalten unter ihnen auf. Sie verfassten und unterzeichneten die Erklärung im Rahmen der Jahreskonferenz der «American Academy of Religion» und der «Society of Biblical Literature» in der «Old South»-Kirche in Boston.

Eine selbstverschuldete Krise

Im Rahmen einer «dramatischen Pressekonferenz», wie das Magazin «Huffington Post» schreibt, unterstrichen zahlreiche Unterzeichner ihren Aufruf zur Busse und Umkehr in der Christenheit der Vereinigten Staaten, indem sie in Sack und Asche auftraten. Sie brachten damit auch ihre Überzeugung zum Ausdruck, dass der weisse amerikanische Evangelikalismus sich in einer selbst verschuldeten Krise befinde. Der evangelikale Theologe und Pastor Peter Heltzel sagte dazu: «Die Erklärung von Boston ruft die Christen auf, Jesus nachzufolgen, indem sie ein prophetisches Zeugnis für Christus ablegen und damit gegen Rassismus, Sexismus, Armut und jede Form der Unterdrückung kämpfen.»

Vereinnahmtes Christentum

Pamela Lithsey, Rektorin an der theologischen Fakultät der Universität Boston, sagte an der Pressekonferenz: «Wir sind hier, weil wir es in aller Form zurückweisen, dass das Christentum von Leuten vereinnahmt wird, welche die Ausnützung von Frauen, die Abschottung unserer Nation von Immigranten und die Normalisierung von Lüge um Lüge unterstützen.» Sie nahm dabei auch Bezug auf die bevorstehenden Kongresswahlen im kommenden Jahr.

«Evangelikal» – abgewerteter Begriff

David Wilhite, Professor am theologischen Seminar der Baylor Universität, ging sogar so weit zu betonten: «'Evangelikal' ist ein Ausdruck, den ich nicht mehr verwenden kann, weil viele Evangelikale den christlichen Glauben nicht mehr vertreten.» Das evangelikale Christentum sei weiss und männlich geworden. Dabei habe der Evangelikalismus doch das zentrale Anliegen gehabt, das Evangelium in die Herzen zu tragen.

Vergleich mit Nazi-Deutschland

Der schwarze Theologe und Ethiker Reggie Williams verglich die aktuelle Situation mit der Nazi-Zeit in Deutschland und der Rolle Bonhoeffers: «Wir weisen dasselbe 'Christentum' zurück, das schon Bonhoeffer zurückgewiesen hat», so Williams. «Es ist ein Christentum, das Hass produziert, Hass gegen Farbige, gegen Immigranten, Angehörige anderer Religionen, Schwule und Lesben, Bisexuelle und Transgender-Menschen, gegen Frauen und Mädchen, die Armen und die Verletzlichsten unter uns... Die Vertreter eines solchen Christentums tun dies um der Macht und politischer Vorteile willen», sagte Williams.

Radikale Inklusivität

Dagegen hätten die Christen den Auftrag, das Evangelium als gute Nachricht für alle zu verkündigen. Die gute Nachrichte beinhalte die «radikale Inklusivität» Gottes, und gelte nicht nur weissen Männern, Reichen und Heterosexuellen. «Gott liebt die ganze Welt, auch die Tiere, die Pflanzen und das ganze Ökosystem», die ein Opfer von Ausbeutung und Gedankenlosigkeit zu werden drohen, so Pfarrer Williams. Die gute Nachricht sei die Einladung, sich von der Habsucht abzuwenden und den Nächsten zu lieben. «Jesus sagte: 'Liebt einander'. Und wir sagen dazu: 'Amen'!»

Zum Thema:
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Datum: 29.11.2017
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / Huffington Post

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