Vergebung in Chile

«Irgendwann sind sie in Not, dann werden wir ihnen helfen»

Manche Mitglieder des Stammes der Mapuchen in Chile stehen Christen feindlich gegenüber. In den letzten drei Jahren wurden 27 Kirchen verschiedener Konfessionen niedergebrannt. Derzeit läuft ein Prozess gegen mehrere Brandstifter. Bischof Apeleo spricht jedoch von Feindesliebe und sagt: «Irgendwann benötigen sie vielleicht unsere Hilfe, und wir werden für sie da sein.»

Zoom
Abgebrannte Kirche in Chile
Sieben Autostunden liegt die Region Araucanía von Chiles Hauptstadt Santiago entfernt. Dort brannte eine radikale indigene Gruppe in den letzten drei Jahren 27 Kirchen nieder, darunter waren zwölf katholische und acht protestantische. In Chile zählen sich 55 Prozent der Einwohner zur katholischen Konfession und 32 Prozent zur protestantischen.

Etliche dieser Kirchen dienten zudem als Schulen und Unterkünfte für Menschen, die vor Naturkatastrophen flohen. Dazu zählten Menschen aus den ärmsten Regionen Chiles, zu den Besuchern gehörten auch Mapuchen.

Keine Probleme gemacht

Pastor Juan Mella von den «Assemblies of God» und Vorsitzender des Rats örtlicher Pastoren erklärt: «Wir haben unseren Glauben niemals aufgedrückt, aber wir haben jedem davon weitererzählt, weil der Herr uns zu jeder Nation, zu jedem Stamm gesandt hat.» Und Abelino Apeleo, selbst Mapuche und anglikanischer Bischof in Araucanía , sagt, dass manche seiner Stammesangehörigen falsch informiert seien.

«Ein Teil des Volks der Mapuchen – solche mit einer radikaleren, gewalttätigeren Einstellung – beschuldigen die Kirche, die Probleme der Mapuchen hervorzurufen», erklärt er. Das Gegenteil sei aber der Fall, die Kirchen helfen den Menschen in Not. «Das ist völlig verkehrt. Und wir können natürlich keine Gewalt als Reaktion unterstützen.»

Ins Freie getrieben

Einer der bekanntesten Fälle wird derzeit vor Gericht verhandelt. Damals, im Juni 2016, überfielen Maskierte in Padre Las Casas, einer Stadt südlich von Temuco, einen Sonntagsgottesdienst der «Iglesia del Señor» («Kirche des Herrn»). Sie schossen in die Luft, zerschlugen Fenster und trieben die Besucher ins Freie. Danach zündeten sie die Kirche an.

Sie hinterliessen einen Zettel auf dem Stand: «Das Christentum – der Komplize bei der Unterdrückung des Volkes der Mapuchen.» Später konnten mehrere der Täter verhaftet werden.

«Gott schützt uns»

Staatsanwalt Luis Torres zeigt sich entschlossen, die Brandstifter zur Rechenschaft zu ziehen. «Es kann nicht normal sein, Leute anzugreifen, die an einem Gottesdienst teilnehmen», wird er zitiert. «Kinder werden attackiert und aus der Kirche geworfen. Man schiesst auf sie, um sie zu vertreiben, und dann wird die Kirche angesteckt.»

Die Pastoren hoffen, dass sich die Lage verbessert. Juan Mella: «Wir wissen, dass Gott uns beschützt; unsere Kirche wurde zwar in Brand gesteckt, aber wir werden sie wieder aufbauen. Und überhaupt hat Jesus gesagt: 'Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, aber die Seele nicht töten können'.» Und Bischof Apeleo betont, die Lehre Jesu müsse angewendet werden, das bedeute vergeben, barmherzig sein und die Feinde lieben. «Irgendwann benötigen sie vielleicht unsere Hilfe, und wir werden für sie da sein.»

Zum Thema:
100'000 auf den Strassen: Chile und Paraguay: Massive Proteste und Beschluss gegen Abtreibung
Muslimischer Moderator: «Christen sind aus einer anderen Substanz»

Nach Attentat mit 24 Toten: Ägypten: Koptische Christen «bereit zu vergeben»

Datum: 23.01.2018
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Open Doors

Glaubensfragen & Lebenshilfe

Diese Artikel könnten Sie interessieren

Im Iran
Viele Christen versammeln sich jeden Abend im Iran, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern und das Abendmahl zu nehmen. Im Vergleich zu einmal pro Monat...
Isaak und Abimelech
Evan Thomas hat über 40 Jahre der Versöhnung zwischen lokalen Nachfolgern Jesu im israelisch-palästinensischen Konflikt gewidmet. Er stellt das...
Neuausrichtung
Vreni Müllhaupt ist in einer Bauernfamilie gross geworden. Dass sie einmal Strassenkinder der peruanischen Hauptstadt Lima aufsuchen würde, hatte sie...
In Mikronesien
Ein Missionsflugdienst leistet humanitäre Hilfe im Inselgebiet Mikronesien. Er nimmt aber auch Passagiere an Bord und breitet das Evangelium aus.

Anzeige