Syrien: Arabischer Winter

«Empörend, dass sich selbst Amnesty drückt»

«Für Christen wird das Leben zur Hölle» – so dramatisch beschreibt Ex-ARD-Korrespondent Martin Durm die Lage in Syrien. Für SWR2 begleitet er den Arabischen Frühling. Seine Sorge gilt dem Exodus der Christen aus dem Irak und Syrien.

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Zerstöre Häuser und Existenzen in Syrien
Die Zeitung «reformiert.» nimmt im Interview mit Martin Durm die Lage im Nahen Osten unter die Lupe. Euphorisch sei er zunächst gewesen, so Durm, nun wolle er nicht wegschauen, wenn die Islamisten die Aktivisten von damals an den Rand drängen. Jene Kräfte, die am besten organisiert sind, gewinnen überhand, «und in der Arabischen Revolution sind es leider nicht die jungen Aktivisten mit ihrem guten Willen, sondern die Moslembrüder und Salafisten in Ägypten – und die Dschihadisten in Syrien.»

Zu den Verlieren gehören die Christen, auch in Syrien, wo die Islamisten unter den Rebellen «dramatisch an Einfluss gewinnen – ideologisch wie auch militärisch.»

Sie fürchten, laut Durm, ein Szenario à la Irak, «wo innert zehn Jahren tausend Christen getötet, über eine Million in die Flucht getrieben und siebzig Kirchen niedergebrannt wurden.»

«Hölle zeichnet sich ab»

Er verwende das Wort «Christenverfolgung», auch wenn andere Journalisten diesen Begriff meiden. Durm: «Was ist es denn sonst? Für die Christen ist das Leben im Irak die Hölle, für jene in Syrien zeichnet sich diese ab. Es ist empörend, dass sogar Amnesty, die sonst bei jeder verfolgten Minderheit Alarm schlägt, sich um den Begriff drückt.»

Zwar würden auch Muslime leiden, doch Syrien und Irak würden nach Ende der Bürgerkriege weiterhin muslimisch sein. «Die christliche Minderheit hingegen, die hier lange vor der Islamisierung schon ansässig war, wird dann praktisch nicht mehr existieren», erklärt Martin Durm in «reformiert.».

Gepackte Koffer

In Syrien würden viele Christen auf gepackten Koffern sitzen. Hunderttausende irakische Christen seien ausgewandert. Europäische Kirchenführer würden tun was sie können, nicht aber die Politiker: «Diese munitionieren Saudi-Arabien, welches die Islamisten massiv unterstützt, die ihrerseits die Christen aus dem Irak und aus Syrien vertreiben wollen. Das ist eine zynische und skandalöse Politik.»

Zum Thema:
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Datum: 03.06.2013
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch

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