Der Hoffnungsträger

Rohani und die Zukunft der Christen im Iran

Mit einer Begnadigung des christlichen Pastors Saeed Abedini könnte der neu gewählte Präsident des Irans beweisen, dass unter ihm ein neuer Wind wehen wird.

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Hassan Rohani
Pünktlich zur G-8-Konferenz in dieser Woche kommt vom Iran die seit langem erste gute Nachricht im nahöstlichen Krisenraum: Aus dem iranischen Reform-Lager hat der als «pragmatischer Liberaler» gehandelte schiitische Geistliche Hassan Rohani die Präsidentenwahl des 14. Juni mit einer Mehrheit von fast 51 Prozent der Stimmen gewonnen. 

Das wäre gefährlich knapp, wenn ein islamisch-reaktionärer Rivale die restlichen 49 Prozent auf sich vereinigt hätte. Diese verteilen sich aber auf fünf verschiedene Scharfmacher, die weit abgeschlagen gelandet sind.

Hoffen auf mehr persönliche Freiheit

Die iranische Bevölkerung jubelt, vor allem die Jugend und das weibliche Geschlecht. Die Landbevölkerung vertraut Rohanis offenem Wesen, alle halten ihm seine Unterstützung durch den beliebten Alt-Präsidenten Rafsandschani zugute. Die iranischen Christen hoffen nun, dass sich ihre Lage unter Rohani wenigstens nicht noch weiter verschlechtern wird. Alle seine Wählerinnen und Wähler warten auf mehr persönliche Freiheit und weniger Bespitzelung, ein Ende des wirtschaftlich-sozialen Niedergangs und den Abbau der Trennmauern zu fast der gesamten übrigen Welt.

Für all das hatte Rohani sich im Wahlkampf eingesetzt. Pessimisten wollen zwar wissen, dass im verwickelten System der «Islamischen Republik Iran» der Präsident recht wenig zu reden hat und noch weniger wirklich verändern kann. Das Gegenteil war aber bei Rohanis Vorgänger unter negativen Vorzeichen der Fall: Ahmadinejad bekämpfte brutal jede oppositionelle Regung und vergiftete mit seinen Auslassungen zum «Ausradieren» Israels das internationale Klima. Noch nie wurden so viele Christinnen und Christen ins Gefängnis geworfen, wie in den beiden Amtszeiten von Präsident Ahmadinejad zwischen 2005 und 2013.

Sein letztes Opfer war Pastor Saeed Abedini. Er soll die nationale Sicherheit Irans untergraben haben. Das einzige Verbrechen bestand aber in der Gründung von Hauskirchen und Waisenhäusern. Nun büsst Abedini seit letztem September im gefürchteten Evin-Gefängnis eine achtjährige Kerkerstrafe ab, die dort einem Todesurteil gleichkommt. Die Einzelzellen sind oft nur 1 x 2 Meter «gross». Aber auch in den fensterlosen Gemeinschaftsräumen beträgt der persönliche Raum pro Kopf weniger als einen Quadratmeter. Es bilden sich Schlangen an der Tür, um für einige Momente durch den Türschlitz Luft zu schnappen. Der Gestank ist unerträglich, da sich am Boden die Fäkalien häufen.

Mit einer Begnadigung von Pastor Abedeni könnte Präsident Rohani gleich jetzt beweisen, dass er seine Versprechungen ernst nimmt!

Zum Thema:
Druck auf Christen stieg unter Ahmadinejad
«Wo Jesus ist, ist Hoffnung»
Islamistischer Schulterschluss am Nil

Datum: 17.06.2013
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

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