Bestechung in Rechtssystem?

Christen Freispruch angeboten, wenn sie zum Islam konvertieren

Im Zuge der Lynchvorwürfe an zwei Terroristen in Pakistan nach dem Bombenanschlag auf eine Kirche in Lahore 2015 sind noch 42 Christen in Haft. Ihnen wurde jetzt vom Staatsanwalt die Freiheit versprochen, wenn sie zum Islam konvertieren würden.

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Christen demonstrieren gegen die Übergriffe in Pakistan.
Staatsanwalt Syed Anees Shah rief die Angeklagten während einer Verhandlung ausserhalb des Gerichtssaals zusammen und rief sie auf, den Islam anzunehmen. So könnte er ihnen ihren Freispruch in diesem Fall garantieren.

Lieber hängen als Muslim werden

Joseph Franci, ein Rechtsvertreter, der verhaftete Christen rechtlich vertritt, erklärte gegenüber der pakistanischen Zeitung «Express Tribune»: «Einer der Angeklagten, Ifran Masih, antwortete auf das Angebot, er würde sich lieber aufhängen lassen als den Islam anzunehmen.» Ein weiterer Verteidiger, Naseeb Anjum, berichtete gegenüber der Zeitung von einem ähnlichen Vorkommnis sechs Monate vorher. Aber die Christen gingen nicht darauf ein. «Die Regierung sollte solche Elemente loswerden, die das Rechtssystem und den Staat in ein schlechtes Licht stellen», erklärte Anjum.

Zuerst geleugnet

Staatsanwalt Syed Anees Shah leugnete den Vorwurf zunächst gegenüber der Zeitung. Als er mit einer Videoaufnahme seiner Worte konfrontiert wurde, gab er dann zu, den Angeklagten die Möglichkeit angeboten zu haben, zum Islam zu konvertieren. Darauf habe er das Telefon aufgehängt, um weitere Diskussionen abzubrechen.

Aktualisierung 7. April: Staatsanwalt Syed Anees Shah ist inzwischen entlassen worden. 

Rechtssystem unterwandert?

Wilson Choudhry, Präsident der Britisch-pakistanischen christlichen Vereinigung, erklärte: «Die Tatsache, dass Christen die Todesstrafe erspart werden kann, wenn sie ihren Glauben einfach verleugnen und den Islam annehmen, ist ein klarer Beweis, dass entweder Extremisten das pakistanische Rechtssystem infiltriert haben oder dass das Land voller Eiferer ist, die vor nichts haltmachen, um 'Ungläubige' zu bekehren.» Und er fuhr fort: «Dass eine grosse pakistanische Zeitung diese Geschichte bringt, zeigt, dass da etwas dran sein muss. Die Zeitung ging ja so weit, dass sie den Staatsanwalt selbst angerufen hat, der den Fall zugab, bevor er den Anruf abrupt beendete.»

Nach dem Weltverfolgungsindex 2017 von Open Doors liegt Pakistan auf der Skala der schlimmsten Christen-Verfolgungsländer auf dem vierten Platz.

Zum Thema:
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Datum: 03.04.2017
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christian Post

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