In Pakistan kommt Hoffnung auf

Christliche Erwartungen in Wahlsieger Imran Khan

In den 71 Jahren seit der Unabhängigkeit von der englischen Kolonialherrschaft haben in Pakistan abwechselnd die erklärt politislamische Muslim-Liga, die Volkspartei der Familie Bhutto oder militärische Machthaber regiert. Doch immer waren die Christen Stiefkinder der politischen Führung.

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Imran Khan, Premierminister von Pakistan
Doch erstmals hat die letzten Wahlen ein mehrfacher Aussenseiter gewonnen: Der neue Regierungschef in Islamabad, Imran Khan, kommt aus keinem Politikerclan. Er hat seine Popularität als Pakistans erfolgreichster Cricketspieler gewonnen (einem bei uns wenig bekannten, aber im ganzen britischen Weltreich von einst weit verbreiteten Schlagballspiel).

Er fordert «gleiches Recht für alle!»

Ausserdem kommt Khan aus einer völkischen Minderheit, den Paschtunen. Diese leben zu beiden Seiten der pakistanisch-afghanischen Grenze, waren in Kabul oft Führungsschicht, für Islamabad jedoch verachtete Hinterwäldler. Für ihre Rechte setzt sich die von Imran Khan 1996 gegründete Gerechtigkeitsbewegung (Tehrik-e Insaf) ein. Als Wahlsieger verkündet er jetzt gleiches Recht für alle, die Christen nicht ausgenommen.

Diese stellen mit an die 3 Millionen Gläubigen in einer Bevölkerung von rund 200 Millionen eine verschwindende, aber auch entrechtete Minderheit dar. Das hängt mit ihrer sozialen Lage als Unterschicht, vor allem aber mit antichristlichen Gesetzen und der Aggressivität vieler pakistanischer Muslime zusammen.

Bisher keine antichristlichen Gesetze hinterfragt

Im Wahlkampf hat sich der frühere Playboy Khan als frommer Muslim gebärdet. Er hat keine der für die (je zur Hälfte evangelisch/evangelikalen oder katholischen) Christen gefährlichen Gesetze gezielt in Frage gestellt.

Dabei handelt es sich vor allem um das berüchtigte «Blasphemieverbot», das Beschimpfung oder auch nur Herabwürdigung Mohammeds unter Todesstrafe stellt. Auch jedes ausdrückliche Bekenntnis zu Jesus bildet aus dieser Sicht eine Schmähung der Einzigartigkeit des Gründers des Islams. So im Fall von Asia Bibi, die schon acht Jahre in der Todeszelle vor ihrer Hinrichtung bangt.

Zurück zu Pakistans Gründungsidealen?

Diese islamische Blutjustiz wurde Pakistan nicht bei seiner Gründung in die Wiege gelegt. Erst 1956 erklärte es sich zum «Islamischen Staat». Das Schmähungsverbot Mohammeds und andere Hudud (Ausgrenzungs)gesetze wurden gar erst 1977 durch Diktator Zia ul-Haq erlassen, aber bis heute nicht aufgehoben. Das wäre jetzt für Imran Khan an der Zeit, wenn er die Einlösung seines Gerechtigkeits-Versprechens ernst nimmt.

Einen grundsätzlichen Hinweis darauf hat er jedenfalls in so gut wie allen Wahlreden stets aufs Neue wiederholt: Sein neues Pakistan wird auf die Ideen und Prinzipien von Staatsgründer Muhammad Ali Jinnah (1876-1948) zurückgreifen. Dessen Vision war ein säkularer Staat für Muslime, Hindus und Christen. Seine Freundschaft mit dem indischen Unabhängigkeitsvater Mahatma Gandhi zerbrach sogar wegen dessen Unterstützung für eine islamistische Kalifats-Kampagne.

Islam ist nicht Aufgabe des Staates

Imran Khan bekennt sich ausdrücklich zu Jinnahs Botschaft: «Sie mögen irgendeiner religiösen Kaste oder einem Glauben angehören – dies hat nichts mit der Aufgabe des Staates zu tun. Doch wird es Khan nun als Regierungschef nicht gerade leicht haben, dieses Anliegen in die Tat umzusetzen und seine konkrete Anwendung sicher zu stellen.

Pakistans Christen fragen daher gespannt: Wird Imran Khan Straftaten gegen ihre Gemeinden künftig ahnden und ihren Schutz gewährleisten, so dass sich Islamisten-Angriffe auf Kirchen mit Dutzenden Toten wie in Quetta, Lahore und Peschawar nicht wiederholen? Werden diffamierende Darstellungen des Christentums in den Schulbüchern korrigiert? Werden Behörden die Hintanstellung der Christen beenden und etwa auf diskriminierende Anforderungen in Stelleninseraten verzichten und den Religionswechsel vom Muslim zum Christen auf den Identitätskarten eintragen lassen?

Wenn Khan tatsächlich ein Premierminister für alle sein will, werde er nicht darum herumkommen, sich auch kritisch mit der Blasphemiegesetzgebung auseinanderzusetzen. Gerade da erwarten Pakistans Christen den Beistand europäischer Rechtsstaaten wie der Schweiz, sich im Dialog mit der pakistanischen Regierung für diese Anliegen einzusetzen.

Zum Thema:
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Datum: 23.08.2018
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

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