Trotz «westlicher Religion»

Viele Chinesen sind dem Evangelium gegenüber «offen und neugierig»

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«Der Versuch, das Evangelium in China auszurotten, wird nicht gelingen.» Das ist die Überzeugung eines christlichen Mitarbeiters, der durch Präsident Xi Jinping des Landes verwiesen wurde.

«Peter» (nicht sein wirklicher Name) war über 20 Jahre in China als medizinischer Sozialarbeiter tätig, bevor er 2018 im Zuge der Strategie der «Sinisierung aller Religion» mit vielen anderen christlichen Mitarbeitern durch Präsident Li Jinping in sein Heimatland zurückgeschickt wurde. «Obwohl ich nur im medizinischen Bereich tätig war, habe ich in den Augen der Regierung das Herz der Menschen in China von den kommunistischen Idealen der Partei abgelenkt», erklärt Peter.

Menschen sind viel offener

«Viele Chinesen sind offen und neugierig gegenüber dem christlichen Glauben», hat Peter beobachtet. Ein Grund sei, dass viele kulturelle, sprachliche und ideologische Barrieren der Vergangenheit gefallen seien. «Aber der christliche Glaube wird immer noch als eine westliche Religion empfunden, und viele neue Gläubige meinen, dass sie westliche Werte und die westliche Kultur annehmen müssen, wenn sie Christ sein wollen.» Darum sei es enorm wichtig, dass «ausländische Missionare und lokale Christen zusammen daran arbeiten, den Glauben viel mehr in die chinesische Kultur hinein zu kontextualisieren».

«Reinigung für die Kirche»

Die chinesische Regierung hat bekanntlich in den letzten Jahren die totale Kontrolle der Bevölkerung enorm vorangetrieben – mit Gesichtserkennung, Internetblockaden und finanziellen Anreizen, z.B. Hauskirchen dem Staat zu melden. Peter glaubt, dass die Anzahl der Kirchgänger in China zurückgehen wird, aber dass der ganze Prozess auch eine Reinigung für die Gemeinden sei: «Wahre Gläubige werden immer einen Weg finden, ihren Glauben und die Gemeinschaft am Leben zu halten.»

Internationales Netzwerk wächst

Eine unerwartete und sicher nicht beabsichtigte Folge der totalitären Kontrolle ist, dass einerseits viele chinesische Familien in anderen Ländern die Freiheit suchen, ihren Glauben zu leben. Dort werden sie nach der Beobachtung von Peter «zu einem Zeugnis für Christus in den neuen Ländern, die sie sich zum Leben ausgesucht haben». Vor allem in asiatischen Ländern arbeiten viele dieser Auswanderer zudem als christliche Missionare und eröffnen etwa chinesische christliche Seminare.   

Der Exodus von Christen aus China werde auch die Kirche im Land nicht schwächen: «Viele chinesische Gläubige vor allem in Europa sind ständig im Kontakt mit ihren Familien und Gemeinden in China durch das Internet. Das internationale Netzwerk von chinesischen Christen wächst und wird jeden Tag stärker.» In den letzten 20 Jahren seien mehrere Millionen von Chinesen in alle Welt emigriert; Peter schätzt, dass zehn Prozent dieser Auswanderer Christen sind.

Schulung für christliche Leiter nötig

Die meisten bibelgläubigen Christen in China sind Mitglieder von «Hauskirchen». Die Leiter dieser nicht-registrierten Gemeinden sind oft isoliert. «Gemeindeleiter in China brauchen mehr Schulung und Ermutigung als je zuvor». erklärt Peter. «Das ist individuell, in kleinen Gruppen in China oder auf Trips ins Ausland möglich. Chinesische Christen sind immer mehr fähig, Reisen ins Ausland zu finanzieren.»

Sinisierung wird positiv empfunden

Während internationale Organisationen Druck auf die chinesische Regierung ausüben, Religionsfreiheit und Menschenrechte allgemein zu garantieren, ist Peter überzeugt: «Bloss Religionsfreiheit als Teil der Menschenrechte wird nicht unbedingt den Glauben an Christus stärken.» Nach seiner Beobachtung ist es wichtiger, dass die Menschen in China ihre eigenen Kernwerte definieren und nicht einfach die westlich geprägten individualistischen «Menschenrechte» übernehmen. Die meisten Menschen in China unterstützten die «Sinisierung», also die Herausarbeitung typisch chinesischer Werte. «Der Niedergang der Kommunistischen Partei Chinas wird nicht durch Sinisierung geschehen, sondern durch ihre eigene Gier, Korruption und den Mangel an Transparenz», ist Peter überzeugt.

Peter ruft auf, sehr konkret für Christen in China zu beten: «Betet für Schutz vor ihrer Regierung und vor den materialistischen Werten ihrer Welt, um Liebe und Ermutigung von Gläubigen in aller Welt.» Er ruft Christen auf, wenn es möglich ist, Christen in China wissen zu lassen, dass sie nicht allein sind, sondern dass «die ganze Familie Gottes mit ihnen zusammenhält».

Zum Thema:
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Datum: 07.02.2020
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Evangelical Focus / bearbeitet von Livenet

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