«BLM» auch in Australien

Die Aborigenes und die Rolle der Kirchen

Die weltweite Protestwelle «Black Lives Matter», die von der tödlichen Polizeigewalt gegen den Schwarzen George Floyd in Minneapolis ausgelöst wurde, hat auch Australien erreicht. Dort besonders akut, da sie zusätzlich dessen Ureinwohner angeht. Die Aborigenes waren lang als «Australneger» unterdrückt und bis zuletzt diskriminiert worden. Das besserte sich erst in den letzten Jahrzehnten, wozu evangelische Freikirchen einen entscheidenden Beitrag geleistet haben. Neustens wird auch eine «Woche der nationalen Versöhnung» zwischen der weissen Bevölkerung und jenen «Aborigenen» begangen, dieses Jahr vom 27. Mai bis 3. Juni.

Auch die australische Polizei muss über die Bücher

Allerdings darf Australien noch lang keinen Schlussstrich unter die eigene Rassendiskriminierung ziehen. Bei den gegen die Würgepraxis der US-Polizei gerichteten Kundgebungen wurde auch lautstark angeprangert, dass in den letzten Jahren über 400 Aborigene in den Händen australischer Ordnungshüter ums Leben gekommen sind. So setzt sich eine lange Leidensgeschichte fort, die 1788 mit dem Missbrauch des Kontinents als britische Sträflingskolonie begonnen hatte. Die kriminellen Ansiedler liessen ihre Wut über die englischen Justizbehörden an den «Eingeborenen» aus.

Fragwürdige Rolle von Anglikanern und Katholiken

Auf ihre Ausrottung durch Gewalt und eingeschleppte Krankheiten folgte gezielte Assimilierungspolitik. Heute gibt es unter den 28 Millionen Einwohnern Australiens nur mehr eine halbe Million Aborigene. Bei ihrer erzwungenen «Anpassung» haben leider auch die anglikanische und die katholische Grosskirche Beihilfe geleistet. Ihre traditionelle Missionsmethode in Australien hatte sich im Wesentlichen darauf beschränkt, den «Einheimischen» ihre Kinder wegzunehmen und sie bei christlichen Familien oder in kirchlichen Heimen «unterzubringen».

Deutsche Freikirche macht es besser

Einen anderen Weg ging die deutsche «Herrmannsburger Mission». Die aus einer Erweckungsbewegung im Hannoveraner Luthertum hervorgegangene Freikirche schickte nicht nur das erste Missionsschiff «Candace» auf die Weltmeere und wurde vor allem in Südafrika aktiv. In Australien gründete sie die Mustersiedlung Ntaria mit ihrem christlichen, aber den Traditionen der Aborigenen gemässen Leben, mit nicht nur geistlichem, sondern ebenso medizinischem Beistand. Ntaria wurde später auch für die Wiedergewinnung der Landrechte von Australiens Ureinwohnern vorbildlich.

Methodistische Schutzstation und Aborigenes Baptist Church

Ausnahmen von der allgemeinen Missachtung der australischen Eingeborenen finden sich auch bei Methodisten und Baptisten. Edward Stone Parker gründete 1841 eine methodistische «Schutzstation» für den Stamm der Dja Dja Wurrung. Der Baptist John Saunders (1806–1859) trat nicht nur gegen die englischen Sträflingsexporte und den Alkoholismus auf, er setzte sich auch als einer der ersten für die Rechte der Aborigenen ein. 1848 entstand die Aborigenes Baptist Church. Doch dauerte es bis 1968, bis mit Graham Paulson der erster «Aborigene Baptist Minister» ordiniert wurde.

Das Beispiel Hillsong

Der Durchbruch zu volkstumsverbundenem Christsein kam aber erst mit den Pfingstkirchen. Bis dahin war bei Missionaren noch der Irrtum verbreitet, dass sich der Fluch Noahs über Ham und dessen Nachkommen (1. Mose, Kapitel 9, Vers 25) auch auf die Aborigenes erstrecke. Beispielhaft für den Wandel ist die 1983 entstandene Hillsong Church in Sidney. Sie nimmt sich nicht nur gezielt der australischen Ureinwohner, sondern ebenso aller sozial, geistig und körperlich Schwachen an. Aus ihrer Mitte hat sich Tanya Riches mit dem Album «Grace» voll vom aborigenalen Musikerbe getragener Songs weltweit einen Namen gemacht.

Zum Thema:
Floyds Familie: «Eine Schande für unsere Namen»
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Datum: 10.06.2020
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

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