Hass auf die Juden in Europa

Antisemitismus – aus England

Warum fühlen sich mehr Juden in Grossbritannien unsicher? Anthony Julius, der als Scheidungsanwalt von Lady Di bekannt wurde, skizziert in im Buch «Trials of the Diaspora» eine Geschichte des Antisemitismus in Grossbritannien. Der Jerusalemer Zeitung Haaretz gegenüber betont der Autor, dass es auf der Insel auch viel Sympathie für Israel und realpolitischen Pragmatismus gebe.

Dass Juden feindseliger behandelt werden, macht aber auch Julius Sorge. «Es ist bedenklich, dass jüdische Schulen von Sicherheitsleuten bewacht werden müssen. Und auch dass Leute dies nicht bedenklich finden.» Zur anti-jüdischen Stimmung trügen Muslime bei. Ein pervertiertes Verständnis der Geschichte des modernen Staates spiele ebenfalls eine Rolle, sagt Julius.

Der Jurist plädiert dafür, verschiedene Antisemitismen zu unterscheiden. In England sei die Judenfeindschaft besonders früh aufgetreten (Vertreibung aller Juden schon 1290). In der Neuzeit habe England den Antisemitismus auf den Kontinent exportiert. Nicht viele Länder hätten in der Literatur Charaktere wie Shylock und Fagin hervorgebracht. In England gebärde sich der moderne Antisemitismus allerdings nicht mörderisch; es habe keine Pogrome und keinen Dreyfus-Prozess gegeben.

Der Hass auf die Juden und Antizionismus (das Nein zum Anspruch der Juden, im Nahen Osten einen Staat zu haben) sind für Julius nicht zu trennen und nicht in eins zu setzen. Wenn aber Israel und der Zionismus mit Nazi-Verbrechen verglichen würden, sei starker Antisemitismus im Spiel. Und: «Die Annahme, dass Israel das Zentrum eines Netzwerks des Bösen ist, kommt früheren Versionen von Antisemitismus erschreckend nahe, in welchen die Juden selbst hingestellt wurden als das Zentrum des Bösen in der Welt - eine verschwörerische, verlästerte Kraft.»

Zum Thema:
Das Haaretz-Interview mit Anthony Julius

Datum: 06.08.2010
Quelle: Livenet / Haaretz

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