US-Missionar Steve Mann:

«Europa ist immer noch offen für das Evangelium»

Dass es das Christentum in Europa nicht leicht hat, ist allgemein bekannt. Doch US-Missionar Steve Mann hat in den vergangenen Jahren eine Veränderung erlebt: Europa sei immer offener für das Evangelium. Insbesondere der Einsatz von jungen Christen sei erstaunlich. In einem Interview sprach er auch Dinge an, die Christen aus den USA von denen aus Europa lernen können.

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Caroline und Steve Mann arbeiten schon seit 30 Jahren als Missionare in Europa.
Das postmoderne Europa, ein düsterer Ort für das Evangelium. Diese und andere Aussagen hört man immer wieder. Doch interessanterweise sehen das insbesondere Missionare, die von anderen Kontinenten nach Europa kommen, häufig anders. Sie erleben Offenheit und Interesse gegenüber dem Christentum und einer Beziehung zu Jesus Christus.

Evangelisiert, aber nicht bekehrt

So auch Steve Mann. Der US-Amerikaner arbeitet bereits seit 30 Jahren mit seiner Frau Caroline in Europa und ist heute Regionaldirektor für Westeuropa der Baptistischen Weltmission ABWE. Mann erlebt durchaus, dass es sowohl im eher protestantischen Nordeuropa als auch im eher katholischen Südeuropa nur wenig überzeugte Christen gibt. «Missiologisch gesehen ist Europa 'evangelisiert', aber im Bezug auf bekehrte Christen ist es einer der dunkelsten Kontinente», gab er in einem Interview mit Evangelical Focus zu. Und doch: «Es ist düster, aber es gibt immer noch eine Öffnung für das Evangelium.»

Ermutigende Entwicklung

Und diese Öffnung sei in den vergangenen Jahren sogar gewachsen. «Mich ermutigt das, was ich erlebe. In Frankreich ist die Zahl der evangelischen Christen in den vergangenen Jahren um das Zehnfache gestiegen. Es ist immer noch weniger als ein Prozent, aber ein zehnfaches Wachstum ist an jedem Ort erstaunlich!»

Noch vor 30 Jahren sei beispielsweise die Arbeit in England äusserst mühsam gewesen, doch «heute sprechen junge evangelische Pastoren dort unaufhörlich vom Aufbau neuer Gemeinden. In Norwegen ruft Gott junge evangelische Christen, die einen Eifer für die Bibel und das Evangelium entwickeln. Und solche Bewegungen sehe ich in ganz Europa. Es gibt immer noch viel Arbeit, aber ich glaube, dass dies Zeichen sind, dass Gott am Wirken ist.»

Ist das Evangelium ungenügend?

Doch seine Arbeit und die der Missionare, für die er zuständig ist, ist trotzdem von vielen Herausforderungen geprägt. «Die grösste Herausforderung ist, dass nicht-evangelikale Europäer das Gefühl haben, dass das Evangelium bereits ausprobiert und als ungenügend befunden wurde. Für sie ist das Evangelium zu simpel für eine komplexe, gebildete Gesellschaft.»

Dabei sei das Evangelium und die Bibel die Antwort für viele Probleme, die Europa derzeit meistern muss. Beispielsweise die Flüchtlingskrise. «Das Neue Testament ermutigt uns, gastfreundlich zu sein – wortwörtlich bedeutet es 'Liebe gegenüber Fremdlingen'. Wenn wir Menschen lieben, sogar diejenigen, die unsere Feinde sein könnten, macht uns das nicht zerbrechlicher. Die Menschen schätzen vielmehr unsere Liebe und erwidern sie normalerweise.»

Voneinander lernen

Dass insbesondere europäische Christen ihre Vorbehalte gegenüber nordamerikanischen Christen und Missionaren haben, ist Steve Mann bewusst. Und doch sieht er einige Bereiche, in denen die Christen der zwei Kontinente voneinander lernen können: «Europäische Christen können lernen, dass wenn man Christus nachfolgt, dies nicht immer bedeutet, dass die Zahlen klein sind, man wenig Ressourcen hat und schlechte Programme macht. Wir dienen Gott und unsere Gemeinden sollten ihn und seine Person wiederspiegeln. 'Hinterhof-Gemeinden' sind manchmal notwendig, aber ich befürchte, dass evangelikale Gemeinden in Europa oft als Sekten bezeichnet werden, weil wir durch unser Auftreten nicht in die Gesellschaft passen. […] Nordamerikanische Missionare dagegen sprechen oft über das Evangelium, aber unser Leben zeigt häufig etwas anderes. Wir sprechen darüber, dass Christus unser Retter ist, aber wir denken letztlich, dass wir die Retter der Welt sind. Wir sprechen über Gnade, aber wir leben durch unsere Werke. […] Wir handeln so, als ob vor Gott unser Auftreten mehr wert ist als unsere Beziehung mit Christus. Europäische Christen haben meiner Meinung nach ein besseres Verständnis von Beziehungen und sehen ihr Christsein in der Beziehung mit Gott. Das ist etwas, das wir US-Amerikaner lernen sollten.»

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Datum: 18.03.2016
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Evangelical Focus

Kommentare

Gibt es einen Widerspruch zwischen "düsterem Kontinent" und Erfolgen in der Mission? Ich denke nicht, wenn man berücksichtigt, dass sich beides auf verschiedenen Ebenen abspielt. Der biblischen Prophetie können wir entnehmen, dass es in den nominell christlichen Ländern keine endzeitliche Erweckung im grossen Stil geben wird, im Gegenteil, der Glaubensabfall nimmt zu (Makroebene). Dennoch finden bis zum Schluss Menschen zum rettenden Glauben und über jeden Einzelnen herrscht im Himmel grosse Freude (Mikroebene). Deshalb - obschon wir wissen können, wohin die Reise auf der Makroebene geht - können und sollen auch wir uns freuen, denn Mission funktioniert nur mit positiver Motivation.

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