Nicht nur für Fromme

Jugendfestival «Reformaction» lockte 4'700 Besucher an

Vom 3. bis 5. November fand in Genf das Evangelische Jugendfestival «Reformaction» statt. 4'700 Jugendliche und junge Erwachsene reisten an. Mit dabei: eine 17-köpfige Konfirmandengruppe – und kath.ch-Reporterin Marianne Weymann.

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Über 4'700 Leute nahmen am Jugendfestival «Reformaction» teil.
Freitagabend, kurz vor 20 Uhr, Bahnhof Genf-Cornavin: Über 60 mit gelben Westen bekleidete Freiwillige standen in den Startlöchern. In wenigen Minuten würden zwei Sonderzüge eintreffen, die einen Grossteil der über 4'700 Besucherinnen und Besucher des evangelischen Jugendfestivals «Reformaction» in die Stadt spülen würden.

Dem reformatorischen Erbe verbunden

«Ein so grosses kirchliches Jugendfestival ist eine Premiere für die Schweiz, vielleicht sogar für Europa», sagte die Genfer Pfarrerin Vanessa Trub. Sie gehört zum Vorstand des Vereins, der das Festival in den letzten drei Jahren vorbereitet hat.

Der Verein wurde eigens für das Festival gegründet. In ihm sind die meisten Landeskirchen des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK), aber auch freikirchliche Gemeinschaften und christliche Jugendorganisationen vertreten. Gemeinsamer Nenner: sich dem «reformatorischen Erbe verbunden» fühlen.

Und dann waren sie da. Es folgte ein Gewimmel auf den Perrons, ein Mischmasch aus Deutsch und Französisch. Aber die sprachlichen Hürden wurden schnell überwunden. Das ausgefeilte Wegweisersystem funktionierte: Irgendwann waren alle auf dem Weg in eine der neun Kirchen in der Genfer Innenstadt, wo eine «Nacht der Lichter» mit Taizé-Brüdern die Eröffnung einläutete.

Zu wenig Privatquartiere

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Ein Highlight des Festivals war das Konzert der kalifornischen Rockband Switchfoot.
Unter den Teilnehmenden: eine 17-köpfige Konfirmandengruppe aus dem bernisch-freiburgischen Ferenbalm. Die Gruppe reiste mit Pfarrerin Katrin Bardet und zwei Begleitpersonen an. Bardet war gespannt, was ihre 15-Jährigen von dem Event mitnehmen würden. «Besonders fromm sind sie eher nicht. Eben ganz normale landeskirchliche Konfirmandinnen und Konfirmanden», sagte Bardet.

Im Vorfeld wäre es recht chaotisch zugegangen: Bis drei Tage vor Abreise wäre der Übernachtungsort unklar gewesen. Die bei der Anmeldung gewünschten Privatquartiere konnten offensichtlich nicht aufgetrieben werden. In letzter Minute fanden die Organisatoren zwei Schlafsäle in einem Wohnheim für junge Frauen. Dort gab es sogar echte Betten, anders als in den zahllosen Turnhallen, in denen die Mehrheit der Teilnehmenden unterkam.

Religion schreckt nicht ab

Das Wohnheim lag direkt neben der Kathedrale. Trotzdem reichte es den Ferenbalmern nicht rechtzeitig zum Gottesdienstbeginn. Ein Reporter von RTS, der Westschweizer Antenne der SRG, fing die Jugendlichen ab. Warum sie hier seien, wollte er wissen, was das Festival ihnen bedeute. Und ob das nicht unzeitgemäss sei, sich auf ein kirchliches Event zu begeben, anstatt mit Freunden in der Disco abzuhängen.

Die Jugendlichen waren sich einig: Sie seien gern da. Sie freuten sich darauf, etwas gemeinsam zu unternehmen, Leute zu treffen, Genf kennenzulernen. Ausserdem gäbe es «coole Bands». Auch Interesse für religiöse Fragen war durchaus vorhanden. Das ist nicht selbstverständlich: Die Teilnahme gehörte für diese Gruppe zum obligatorischen Konfirmandenunterricht.

Reformatoren erstrahlen in Pink

Mit etwas Verspätung kamen die Jugendlichen in die völlig überfüllte Kathedrale. Es wurde gesungen und gebetet. Frère Alois, Prior von Taizé, redete über Versöhnung und gegenseitige Anerkennung der Kirchen. Dann wurden die Kerzen angezündet. «Viel zu viel Stille», urteilte Julian aus Ferenbalm nach dem Gottesdienst.

Unten am Parc des Bastions erstrahlte das ehrwürdige Reformationsdenkmal in poppigem Pink. Der Countdown lief, unter allgemeinem Jubel wurde das Festival offiziell eröffnet. Es folgten eine Lichtshow zur Reformation und ihrer Bedeutung für die Gegenwart, Schlagzeugsolos und ein frommes Lied mit Berglandschaft im Hintergrund. Eine Stimme aus dem Off forderte die Jugendlichen auf, das Erbe der Reformatoren anzutreten. Ganz nett, fanden die Ferenbalmer. Aber ein bisschen mehr Musik hätte schon sein können.

Am zweiten Reformaction-Tag hatten die Jugendlichen dann die Gelegenheit, in 115 Workshops Genf zu erkunden, an Diskussionen teilzunehmen oder Gospel zu singen. Nachmittags fand eine Grossveranstaltung in der «Geneva Arena» mit diversen Rednern, Bands, Künstlern und Gästen statt. Am Abend gab es weitere Veranstaltungen und Konzerte, unter anderem mit der angesagten kalifornischen Rockband Switchfoot. Reformaction endete am 5. November mit einem Abschlussgottesdienst, den das Schweizer Fernsehen live übertrug.

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Datum: 06.11.2017
Autor: Marianne Weymann
Quelle: kath.ch

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